Die erfolgreiche U23-Mannschaft mit v.l. Alina Reh, Svenja Pingpank, Anna Gehring, Vera Coutellier und Konstanze Klosterhalfen ©Wilfried Raatz/ wus-media
Cross-EM: Gold für Alina Reh vor Konstanze Klosterhalfen – Deutsche U23-Girls dominieren die Konkurrenz – Silber für das Team – Miriam Dattke holt Bronze im U20-Wettbewerb – Wilfried Raatz berichtet
Ein Duell von Feinsten zwischen Alina Reh und Konstanze Klosterhalfen im U23-Wettbewerb bei den Cross-Europameisterschaften in Samorin (Slowakei) zwar zweifellos einer der absoluten Höhepunkte auf dem hypermodernen x-bionic sphere-Areal – und bescherten dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) den im Prinzip erwarteten Medaillentriumph.
Denn im Verbund mit der letztjährigen U23-Zweiten Anna Gehring auf Rang 12 holten die U23-Girls zudem noch Mannschaftssilber hinter den Läuferinnen aus Großbritannien, die mit den Rängen vier bis sechs und 12 Punkten drei Zähler besser als die deutsche Auswahl war.
Zur glänzenden Medaillenbilanz des DLV steuerte Miriam Dattke im U20-Wettbewerb mit der Bronzemedaille weiteres Edelmetall bei.
"Unser Plan, das Tempo permanent hoch zu halten, ist aufgegangen. Ich wollte vor allem keine taktischen Spielchen machen", freute sich Alina Reh im Siegerinterview im Zielareal, "vor allem, weil Jessica Judd eine sehr starke 1500 m-Läuferin mit einem starken Spurt ist. Ich bin absolut happy. Wann ich gewusst habe, dass es zu Gold reichen würde? Als meine Beine auf der Zielgeraden allmählich schwer wurden, habe ich mir gesagt, mache einen Schritt nach dem anderen. Sicher war ich mir allerdings erst, als ich das Zielband an meinem Körper gespürt habe!"
Im Grunde genommen war das Duell Reh gegen Klosterhalfen die Fortsetzung des großartigen Showdowns vom Darmstadt-Cross, als Alina Reh mit einem furiosen Schlussspurt ihre Konkurrentin niederhalten konnte. Über die 6.280 m lange Strecke konnten sich die beiden Topfavoritinnen schon nach einer halben Runde von ihrer gewiss nicht schwachen Konkurrenz absetzen.
Fortan entwickelte sich ein überaus reizvolles Duell , das auf dem Parcours mit leichten Hindernissen recht aggressiv geführt wurde. Am Ende trennten Alina und Konstanze bei einer Siegerzeit von 20:22 Minuten drei Sekunden.
"Ich glaube, dass Alina gegen den Wind besser kämpfen kann", gestand Konstanze Klosterhalfen mit einer gewissen Enttäuschung im Gesicht. Gerne hätte die Leverkusenerin ihre eindrucksvolle Serie mit zweimal Gold im U20-Wettbewerb auch in der nächst höheren Altersklasse fortgesetzt, doch die größeren Kraftreserven lagen diesmal bei ihrer Teamkollegin aus dem Schwäbischen.
Die starke Britin Jessica Judd folgte schließlich mit 20:45 Minuten doch deutlich zurück auf Rang drei vor Amy-Eloise Neale (20:59) und Amy Griffiths (21:02) und der Schwedin Isabelle Brauer (21:09). Anna Gehring lief nach längerer Verletzungspause als Zwölfte ein gutes Rennen ("Das Tempo war permanent schnell, deshalb kann ich mit dem Ergebnis zufrieden sein!") und sicherte das Teamsilber vor der Türkei (46), Schweden (52) und Spanien (59).
Zum Auftakt der 24. SPAR Cross-Country-Europameisterschaften gelang Miriam Dattke im U20-Wettbewerb über 4.180 m die letztlich erwartete Medaille hinter den überraschend starken Harriet Knowles-Jones (Groß-Britannien) und Lili Anna Tóth (Ungarn), auch wenn die junge Regensburgerin im Vorfeld von einer Top-12-Platzierung lediglich gesprochen hatte. "Am Anfang musste ich die Pace machen, weil dies niemand tun wollte. Eigentlich war dies nicht mein Plan. Aber es ist gut gegangen, auch wenn der Wind schon sehr hart war!"
Im Teamwettbewerb gab es für die deutschen Mädchen nur Rang sechs, denn neben Miriam Dattke konnte lediglich noch die Darmstädterin Lisa Tertsch mit Rang 18 ein gutes Ergebnis einbringen.
Für den mit Medaillenchancen angereisten Amanal Petros ging im U23-Wettbewerb über 8.230 Metern wenig, denn der Vorjahresvierte kam als 21. ziemlich unter Wert geschlagen ins Ziel.
"Ich weiß nicht., was los war. Irgendeine Blockade im Rücken hat ein normales Laufen verhindert!" Direkt vor Amanal Petros kam mit Patrick Karl der Hindernisspezialist vom TV Ochsenfurt ins Ziel.
Aber auch für die favorisierten Yemaneberhane Crippa (Italien/ 3.) und Carlos Mayo (Spanien/ 5.) lief nicht alles nach Plan, dafür durfte Frankreich über den Doppelsieg durch Jimmy Gressier und Hugo Hay jubeln.
Für die DLV-Junioren mit Petros, Karl und dem U23-EM-Zweiten im 20 km Gehen Karl Junghannss gab es Rang sieben.
Lediglich auf Rang neun kamen die U20-Junioren des DLV. Einziger Lichtblick dabei war sicherlich der feine Auftritt des Freiburgers Markus Görger auf Rang zehn in dem vom Norweger Jakob Ingebrigtsen erneut gewonnenen Wettbewerb – nur fünf Sekunden vom Bronzerang entfernt. "Ich hatte das gesamte Rennen über gute Beine, vielleicht hätte es noch ein Stück weiter nach vorne gehen können, denn es war alles so dicht beisammen!"
Erwartungsgemäss gewann die Titelverteidigerin Yasemin Can das Frauenrennen über 8.230 m. Die Türkin mit kenianischen Wurzeln war mit 26:48 Minuten der gewiss nicht schwachen Konkurrenz deutlich überlegen und gewann deutlich vor den hart spurtenden Meraf Bahta (Schweden/27:03) und Karoline Grovdal (Norwegen/ 27:04).
Hinter der Rumänin Roxana Barca (27:21) platzierte sich überraschend bereits Elena Burkhard. Die für die LG farbtex Nordschwarzwald startende Siegerin des Pforzheim-Crosslaufes ist eigentlich 1500 m-Läufern und war durch ihr Studium in San Francisco ziemlich aus dem nationalen Fokus geraten.
"Wie ich das geschafft habe, das weiß ich wirklich nicht!" zeigte sich die 25jährige Chemikerin überrascht über ihre Topplatzierung. Mit Fabienne Amrhein (28.) und Maya Rehberg (37.) kam Deutschland auf Rang sechs.
Mit einer ähnlichen Platzierung hatte auch Richard Ringer als einziger DLV-Starter im Männer-Langstreckenrennen über 10.100 m gerechnet. Im lange Zeit von den Briten Andrew Butchart, Ben Connor und Dewi Griffiths dominierten Lauf kam der Friedrichshafener in der Schlußphase etwas von der Linie ab und wurde Zwölfter.
"Das schnelle Tempo bin ich derzeit noch nicht gewohnt. Mit Intervalls werde ich erst im Januar in Monte Gordo beginnen, damit ich die Hallenrennen vorbereiten kann. Ich bin aber nicht unzufrieden!"
Wilfried Raatz
Euro Cross Stats: By K Ken Nakamura