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25
01
2022

... eigentlich wie immer - in Mörfelden - Foto: Wilfried Raatz - wus-media

Corona macht’s erforderlich: Aus der Marathonstaffel wird ein Teamlauf – Die traditionsreiche Marathonstaffel in Mörfelden ist coroonabedingt einem Teamlauf mit 71 Teams gewichen – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Eventuell ein Modell für die Zukunft!

Da waren sie wieder, die Spaßvögel der Laufszene, die vielleicht einmal im Jahr ihrer Phantasie und Kreativität bei der Namensfindung freien Lauf geben dürfen.

Da standen auf der roten Kunststoffbahn im Waldstadion „Die vier lustigen Drei“ und „Emil und die Detektive“ neben „run&beer“, den LückenLäufern, den „Rhoihesse Sprintern“, den „Running Sixties“, den bekennenden Badenern „4 x Badisch/ TSV 05 Rot“ und den „Laufpralinen“ oder einfach denjenigen, die sich angesichts der Corona-Beschränkungen zum glasklaren Statement „No Run No Fun“ bekannten.

Oder schlicht und einfach den Vereinsläufern mit einer Durchnummerierung der Teams wie es Spiridon Frankfurt (mit zwölf Teams) oder den stadtansässigen Läufern der LG MöWa und den Triathleten in den MöWathlon-Teams praktizierten. Beleg dafür, dass die Region Rhein-Main diese Kultveranstaltung liebt.

Auch wenn nach dem Ausfall 2021 bei der 44. Auflage der Kultveranstaltung zu Beginn des zweiten Coronajahres alles etwas anders war: Statt der Marathonstaffel über 4 x 10,5 Kilometer ging es „lediglich“ über einmal 10,5 km – dies allerdings im Team mit einer erstmals durchgeführten Zeitaddition der vier Nettozeiten.

Sei denn, man ist Einzelkämpfer wie der 82jährige Klaus Niepelt, der gleich mit vier Transpondern bewaffnet die zehneinhalb Kilometer lange Wendepunktstrecke im Mörfelder Stadtwald im Alleingang absolvierte und per Zeitmessung zudem dokumentiert wurde, dass der Senior aus Königstädten mit dem einen Bein eine Sekunde eher im Ziel war als mit dem anderen Bein.

Nach diversen Irrungen und Wirrungen stand letztlich im Laufe des Folgetages die endgültige Ergebnisliste mit allen der DLO entsprechenden Altersklassen für den Gesamteinlauf wie auch die Teamwertungen im Netz. Weitere Korrekturen freilich nicht ausgeschlossen. Schließlich lässt es sich kaum kontrollieren, ob ein Team mit vier oder drei Läufern, aber mit vier Transpondern unterwegs war. Und dies zudem in geschlechtlich abgegrenzten Männer- oder Frauenteams bzw. als Mixformationen. Und dann waren sie noch, die Ü200, die Veteranen der Laufszene, die es entweder wieder einmal krachen lassen wollten (auch wenn sie wie es Peter formulierte, am nächsten Tag vermutlich die Treppe eher rückwärts auf- oder abwärts bewältigen würden) oder einfach beständig in bestechender Ausdauerform unterwegs sind.

280 LäuferInnen gingen nach den Auflagen entsprechend der 2G-Regel an den Start, für den eigentlich Startblöcke mit 40, 45, 50 und mehr Minuten angedacht waren, aber angesichts der 70 Staffeln (Organisator Heinrich Hormel: „Damit haben wir das angestrebte Limit erreicht!“) wurde seitens der Organisation eine großzügig gestaltete Aufstellung über 100 Meter als praktikabel empfunden. Sichtlich gelöst gingen die Teamläufer auf die Strecke, schließlich gewährleistete die Nettolaufzeit ein stressfreies Loslaufen.

Die Tagesbestzeit lief mit Björn Dollmann einer der leistungsstarken hessischen Mastersathleten, denn der 41jährige Bänker der DZ-Bank mit Sitz in Frankfurt knüpfte dort an, wo er bei der 10 km-Winterlaufserie in Jügesheim im November und Dezember aufgehört hatte, als er dort mit 32:35 und 32:17 auf den Plätzen eins und drei letztlich das Jahr 2021 beendet hatte – nämlich mit 34:42 Minuten für die 10,5 km-Strecke. „Nach zwei Kilometern konnte ich eine kleine Lücke reißen und war dann letztlich alleine vorne“, so der für den TV Waldstraße startende Langstreckler, der dann nur noch das Führungsrad als Motivation hatte. „Ich hatte mir vorgenommen, auf eine 33:00 Minuten anzulaufen, mit 34:43 habe ich meine Zielzeit doch wirklich gut geschafft“, freute sich Björn Dallmann, der dank der Homeoffice-Regelung die Fahrtstrecke von seinem Wohnort Niedernhausen zur Arbeitsstätte zumeist einspart, die er sonst mit dem Fahrrad zurücklegt, und findet derzeit ausreichend Zeit zum geregelten Grundlagentraining.

25 Sekunden dahinter trifft mit Carlo Nenast im Trikot der LaufLeben Running Crew aus Mainz der erste Verfolger ein, im nahezu gleichen Abstand dahinter dann mit Norman Korff (35:38) der Schnellste der mit fünf Teams anreisenden Neckarau parkrun-Läufer. Fabian Fiedler (35:47) und Lars Holder (36:06) sorgten als Vierter und Fünfter für flotte Endzeiten für das Team „Die vier lustigen Drei“ und legten damit den Grundstock zum Mannschaftssieg bei den Männern, der mit addierten 2:25:05 Stunden beträchtlich groß ausfiel. Allerdings kamen Zweifel lauf, ob denn tatsächlich vier Läufer ins Rennen gegangen waren….

Männer-Zweiter wurde der ASC Darmstadt mit Timo Steinsberger, Tim Gebler, dem eigentlichen Langsprinter Jan Zoller und Elias Jargon in 2:40:17 vor der Dollmann-Crew „#wttracingteam“ (2:47:39) und weiteren 24 Mannschaften. Abonnementssieger bei den Frauen ist der ASC Darmstadt, der mit Emma Waßmer, Anke Werner, Alexandra Rechel und Nora Jägemann auf eine Endzeit von 2:55:30 Stunden deutlich vor gleich zwei Teams von Spiridon Frankfurt (3:08:08/ 3:08:51) und den Girls von No Run No Fun (3:12:36) lag.

Als Tagesschnellste lief auf Rang 21 des Gesamteinlaufes die Mainzerin Clara Bormann nach 40:14 Minuten ins Ziel. Die 31jährige Juristin durfte wenig später zusammen mit Carlo Nenast, Tobias Kaufhold und Juliane Rößler jubeln, denn der neu gegründete Verein LaufLeben Running Crew, inmitten der Corona-Pandemie gegründet und inzwischen dreißig Mitglieder stark, holte sich in überlegener Manier die Mixed-Wertung mit 2:32:59 Stunden vor Neckarau parkrun 2 (2:48:57) und 4 x Badisch/ TSV 05 Rot (3:06:10).

Clara wusste durchaus wie auch Björn Dollmann von den Corona-Einschränkungen „profitieren“, denn ihre aktuellen Hausrekorde über Halbmarathon und Marathon resultieren aus Trainingsläufen mit LaufLeben-Kollegen mit 1:23 bzw. 2:55 Stunden. Beim Bienwald-Marathon Mitte März möchte die für eine hessische Behörde arbeitende Mainzerin auch regulär unter der Drei-Stunden-Marke bleiben.

Mit gleich fünf Teams waren die Läufer aus der Metropolregion Rhein-Neckar nach Mörfelden gekommen. Neben den MTG-Triathleten waren es vornehmlich die Neckarau Parkrunner mit Rang zwei bei den Mixed-Teams und Rang sechs bei den Männern. „Wir haben das schon vor zwei Monaten geplant“, freute sich die eigentliche Triathletin Maja Hornig („Ich habe auch schon Roth gefinished“) mit allerdings einer respektablen Laufleistung, denn im Verbund mit Karina Ryschka gewann sie 2008 den Duo-Marathon-Wettbewerb beim MLP Marathon Mannheim.

Die Parkrunners treffen sich übrigens weltweit (in Deutschland gibt es 47 Stationen) jeweils samstags um 9.00 Uhr zu einem Fünf-Kilometer-Lauf, zu dem jeder kostenlos und vereinsungebunden teilnehmen kann. In Neckarau ist der Treffpunkt am Waldpark am Franzosenweg.

Nach knapp achtzig Minuten war die Premiere des Marathon-Mannschaftslaufs im Waldstadion abgeschlossen.

Ein Modell für die Zukunft? „Wir haben dies bereits mit Teilnehmern und im Team diskutiert“, gestand Organisationsleiter Hans Hormel. Die Formatänderung hätte natürlich Vor- und Nachteile, schließlich sind die helfenden Hände weitaus weniger stark eingespannt.

Etwas pointiert formulierte es zudem Hans Hormel: „… und die Läufer kommen früher zum Mittagessen!“

Wilfried Raatz

 

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