COMRADES MARATHON - 2012 - THE ULTIMATE HUMAN RACE! - Dr. Ronald Musil berichtet ©Comrades Marathon Organization
COMRADES MARATHON – 2012 – THE ULTIMATE HUMAN RACE! – Dr. Ronald Musil berichtet
Der Comrades Marathon ist bekanntlich nicht einfach nur der bedeutendste Ultramarathon der Welt, sondern setzt in vielfacher Hinsicht Maßstäbe – The ultimate human race!
Die Idee, einen derartigen Lauf zu organisieren, geht auf den Veteranen des 1. Weltkrieges, Vic Clapham, zurück, der in der Kriegszeit bei der 8. Südafrikanischen Infantrie gedient hatte. Der in dieser Zeit erlittene Schmerz, der Kummer, der Tod sowie die Nöte und Sorgen seiner Kameraden hinterließen bei ihm einen bleibenden Eindruck.
Nach der Beendigung des Krieges in 1918 befand Vic Clapham, dass die gestorbenen Kameraden nicht vergessen werden dürften und eine besondere Ehre erfahren sollten. Mit der Idee eines Marathonlaufes wandte er sich an die Vereinigung für die Kameraden des 1. Weltkrieges. Die Vereinigung hatte sich zum Ziel gesetzt vor allem diejenigen zu unterstützen, die diesen schrecklichen Krieg überlebt hatten.
Vic Clapham wollte mit einem Marathonlauf über ca. 56 Meilen ein lebendiges Mahnmal schaffen, das den Geist der Kameradschaft während des Krieges widerspiegelt und damit zugleich an die gefallenen Kameraden erinnert.
Nachdem die Vereinigung zwei Jahre der Bitte Vic Claphams widersprach, weil sie einfach nicht glauben konnten, dass ein Mensch diese Entfernung laufend absolvieren kann, gab sie in 1921 ihre Zustimmung.
Am 24. Mai 1921 machten sich dann 34 Läufer auf dem Weg von Pietermaritzburg – der heutigen Hauptstadt von KwaZulu-Natal – nach Durban, von denen 17 das Ziel erreichten. Der erste Läufer benötigte 08:59 h und der letzte 12:20.
Seitdem findet das Rennen jährlich (mit Ausnahme der Kriegsjahre 1941 bis 1945) statt und zwar immer abwechselnd von Durban oder Pietermaritzburg aus startend. Am 03. Juni 2012 wird somit die 87. Ausgabe des Comrades Marathon gestartet, für die sich wiederum 18.000 Athleten aus der ganzen Welt angemeldet haben.
Im Jahre 1922 erreichten bereits 26 Läufer das Ziel. Nur ein Jahr später konnte Arthur Newton in einer Zeit von 06:56:07 h erstmals die Marke von sieben Stunden unterbieten. Zugleich absolvierte in diesem Jahr mit Frances Hayward auch die erste Frau erfolgreich die Strecke von ca. 90 km, übrigens in einer Zeit von 11:35:00 h, damals noch inoffiziell. Erst in 1975 bei der 50. Austragung wurden sowohl Frauen als auch Schwarze offiziell zugelassen. Die Leistungen derjenigen Frauen und Schwarzen, die vor 1975 erfolgreich den Comrades Marathon absolvierten, wurden in einer besonderen Zeremonie des Veranstalters in 2005 gewürdigt.
Im Jahr 1922 wurde erstmalig mit einem Zeitlimit von 12 Stunden von Durban aus gestartet. Später wechselte das Zeitlimit mehrfach, bis der Veranstalter in 2003 das Zeitlimit fortlaufend auf 12 Stunden festsetzte.
In 1953 wurde durch Wally Hayward mit 05:52:30 h erstmalig die sechs-Stunden-Marke unterboten und 1978 durch Allan Robb mit 05:29:14 h sogar die Schallmauer von 05:30 durchbrochen. Wie gut diese Zeit wirklich war, wird durch einen Blick auf die aktuellen Bestzeiten deutlich, wobei unterschieden wird in Down- und Up-Run.
Down-Run
Männer: Leonid Schewzow 05.20:45 h (2007)
Frauen: Frith van der Merwe 05:54:43 h (1989)
Up-Run
Männer: Leonid Schewzow 05:24:49 h (2008)
Frauen: Jelena Nurgileva 06:09:24 h (2006)
Während die Finisherzahlen bis 1961 zum großen Teil deutlich unter 100 blieben, stiegen diese bis 1988 stetig an. In jenem Jahr wurde mit 10363 erstmals die Marke von 10.000 überschritten. Unerreicht bleibt wohl die Zahl von 20.030 Finishern im Millennium-Jahr 2000.
Damit geht der Comrades Marathon endgültig in die Annalen des Ultramarathons mit den meisten Zieleinläufern ein.
Mit dem Ende der Apartheid starteten in 1993 erstmalig auch Läufer aus dem Ausland. Gleich in diesem Jahr gab es bei den Männern mit dem Schwarzwälder Charly Doll den ersten und bisher einzigen deutschen Sieger mit einer Zeit von 05:39:41 h. Die deutschen Frauen machten es deutlich besser: Als erste deutsche Frau gewann 1995 Maria Bak mit einer Zeit von 06:22:57 h, die ihren Erfolg noch zwei Mal, nämlich 2000 und 2002, wiederholte. In 1999 gewann zudem Birgit Lennartz.
Der Comrades Marathon wird auch in der Bevölkerung Südafrikas als großes sportliches Ereignis wahrgenommen. Im Verlaufe des Rennens säumen etliche zehntausend Zuschauer bereits am frühren Morgen (Start um 05:30 Uhr) die Straßen und jubeln den Läufern zu. Die landesweite Fernsehübertragung in voller Länge weist mit regelmäßig mehr als 5 Mio. Zuschauern eine extrem hohe Einschaltquote auf, die höchsten zum Start und beim Zieleinlauf der letzten Läufer.
Das ist insofern besonders erwähnenswert, da beim Comrades Marathon im Gegensatz zu großen Laufveranstaltungen weltweit lediglich eine Bruttozeit in die Wertung eingeht. Das damit einhergehende Zeitlimit von 12 Stunden hat zur Folge, dass sich unmittelbar vor Ablauf des Zeitlimits im Stadion häufig dramatische Szenen für die Läufer abspielen, die zwar bereits im Stadion eingelaufen sind, das Ziel aber im Limit nicht mehr erreichen bzw. erreichen können. Diese Augenblicke werden natürlich von den Medien besonders ausgeschlachtet. Die Läufer, die das Zeitlimit nicht geschafft haben, gehen nicht in die Wertung ein, erhalten keine Urkunde oder Medaille!
Diejenigen aber, die im Zeitlimit das Ziel erreicht haben, erhalten entsprechend ihrer Endzeit eine besondere Medaille.
Medaille:
Gold ersten 10 Läufer bzw. Läuferinnen
Wally Hayward Platz 11 bis unter 06:00:00 h
Silber 06:00:00 h bis unter 07:30:00 h
Bill Rowan 07:30:00 h bis unter 09:00:00 h
Bronze: 09:00:00 h bis unter 11:00:00 h
Vic Clapham 11:00:00 h bis unter 12:00:00 h
Diese schöne Tradition könnten sich doch auch einige deutsche Veranstalter annehmen, oder!?
Die Preisgelder sind für südafrikanische Verhältnisse durchaus üppig. Die Sieger bei den Männern und bei den Frauen erhalten in 2012 jeweils 300.000 ZAR, ca. 30.000 Euro. Zudem erhält derjenige Läufer oder diejenige Läuferin, die in 2012 die o.g. bisherigen Bestzeiten unterbieten, nochmals 300.000 ZAR.
Die Sieger der Altersklassenwertungen erhalten ebenso Geldpreise wie die besten Teams, der beste südafrikanischer Läufer und der beste Läufer aus KwaZulu-Natal.
Diejenigen 18.000 Läufer und Läuferinnen, die sich für den Comrades Marathon am 03. Juni 2012 angemeldet haben müssen allerdings noch eine weitere Hürde nehmen, nämlich die einer entsprechenden Qualifikation. Das trifft natürlich auch auf die ca. 1.000 voraussichtlichen Starter aus 50 Ländern außerhalb Südafrikas zu.
Zuvor war ein Startgeld in Höhe von 180 $ zu entrichten. Im Übrigen zahlen die südafrikanischen Läufer max. 300 ZAR und die Läufer aus dem restlichen Afrika 500 ZAR. Ich habe übrigens diese Unterscheidung vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Einkommenssituation einerseits und der differenzierten Behandlung anderseits (organisierte Streckenbesichtigung und Nachbetreuung in einem gesonderten Zelt) für völlig in Ordnung empfunden.
An dieser Stelle soll nur eine Auswahl der Qualifikationskriterien genannt werden:
So muss der Marathon in einer Zeit unter 05:00 h erfolgreich beendet werden, die 50 km unter 06:00 h oder die 100 km in weniger als 13:30 h. Für einen gut trainierten Langstreckenläufer sollten diese Qualifikationszeiten kein Problem darstellen.
Allerdings ist die Qualifikationszeit auch entscheidend für die anschließende Eingruppierung in einer der Startgruppen. Vom Startsignal bis zum Zeitpunkt, an dem der letzte Läufer die Startlinie überquert hat, kann es schon bis zu 10 Minuten dauern. Wenn diese Zeit bei möglicherweise 12 Stunden Laufzeit nicht wirklich von Bedeutung ist, ist die bestmögliche Startaufstellung zumindest für die Psyche wichtig.
Als Beispiel sei erwähnt, dass alle Läufer mit eine Qualifikationszeit von unter 4 Stunden in den vierten Startblock „D" eingeordnet werden. Unmittelbar danach folgen diejenigen Läufer mit einer sogenannten Green Number, Das sind Läufer, die mehr als 10 Mal erfolgreich gefinisht, fünf Goldmedaillen oder drei Mal das Rennen gewonnen haben. Die Einordnung in die Startblocks wird sehr streng kontrolliert.
Leider ist die Anzahl der Läufer, die sich zwar angemeldet haben, aber letztlich nicht starten mit ca. 20% oder mehr relativ hoch. Das liegt vor allem an der nicht erreichten Qualifikation, die in der Zeit vom 29.05.2011 bis 04.05.2012 erzielt und nachgewiesen werden muss. Allerdings will der Veranstalter für 2012 erstmalig die Möglichkeit schaffen, einen bereits bezahlten Startplatz an andere interessierte Läufer weiter zu geben. Das genaue Procedere wird zu Beginn des kommenden Jahres veröffentlicht.
Steht der Start dann unmittelbar bevor, wird von einem großen Teil der Läufer das traditionelle Volkslied Shosholoza angestimmt. Das Wort Shosholoza bedeutet so viel wie „vorwärts" oder „mutig nach vorn schauen". Es folgt die südafrikanische Nationalhymne. Eine weitere Tradition wurde 1948 geboren, als Max Trimborn vor dem Start einen Hahnenschrei imitierte. Bevor ein Kanonenschuss den Start offiziell verkündet, ertönt eben dieser Hahnenschrei – heute allerdings vom Band.
Auf der Strecke von Pietermaritzburg nach Durban wird es dem Läufer auch in 2012 an nichts fehlen. Hier werden schlichtweg Maßstäbe gesetzt! An 50 Verpflegungsstationen können die Läufer ihren Nahrungs- und Flüssigkeitsdefizite ausgleichen. Darüber hinaus wird es 8 Physiotherapie-Stationen geben sowie 4 Stationen für Diabetiker. In der zweiten Hälfte des Rennens stehen zur medizinischen Versorgung zwei voll ausgestattete Medizin-Stationen zur Verfügung.
Die 100MeilenBerlin haben sich bereits in 2011 mit 24 Verpflegungspunkten, einer stationären Sanitätsstation und mobilen Sanitätern am Vorbild "Comrades" orientiert.
Für all diejenigen, die sich für den Comrades 2012 nicht anmelden konnten gilt: Auch in 2013 findet dieser bedeutendste Ultralauf der Welt wieder statt.
Dr. Ronald Musil
030-24729266
Die Herausforderung!
100 Meilen von Berlin.
Der Mauerweglauf
17.08.2013
www.100meilen.de
100MeilenBerlin – Der Mauerweglauf. 17./18. August 2013
Die grosse Auswahl über den COMRADES MARATHON auf der englischen GRR-website: