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2022

Christoph Kopp - Foto: Horst Milde

Christoph Kopp: Der Mann für den (Straßen)-Lauf und die Leichtathletik feiert seinen 75. Geburtstag, aber nicht irgendwo – in KUBA!

By GRR 0

Christoph Kopp, der im internationalen Elite-Straßenlauf sicherlich einflussreichste und erfahrenste Funktionär und Manager im deutschsprachigen Bereich, feiert heute seinen 75. Geburtstag.

Den BERLIN-MARATHON hat er als Koordinator des Elitefeldes ebenso zu den hochklassigsten Rennen der Welt geführt wie später den Mainova Frankfurt-Marathon oder auch das Berliner 25-km-Rennen. Zudem betreut Christoph Kopp etliche der deutschen Top-Marathon- und Straßenläufer als Manager mit seinem Team vom International Sport Service (ISS).

Den Geburtstag feiert er heute fernab seiner Heimat, in Kuba. Gratulanten, die ihn anrufen wollen, werden warten müssen, denn der Berliner ist dort bestenfalls über Internet erreichbar.

In Berlin geboren, wuchs Christoph Kopp in Schwenningen auf und kam dort zur Leichtathletik.

Als Sprinter aber im seltenen Fall sogar Zehnkämpfer war er in der Jugend aktiv für die Turngemeinde Schwenningen und machte dann 1965 seinen Übungsleiter-Schein. Drei Jahre später kam er nach Berlin zurück, wurde Cheftrainer der Leichtathleten bei der Berliner Turnerschaft und wechselte 1974 in dieser Funktion zum SCC Berlin. Der Industriekaufmann, der bis heute in der Hauptstadt auch weiterhin seine Kabelfirma leitet, wurde dann 1979 Sportwart und Abteilungsvorsitzender beim SC Charlottenburg – eine Position, die er bis 1997 inne hatte.

Zwischen 1999 und 2004 war Christoph Kopp Präsident des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV) und dabei stark involviert in die letztlich erfolgreichen Berliner Bewerbungen um die Leichtathletik-Weltmeisterschaften.

Christoph, wie er leibt und lebt, im Einsatz – hier in Berlin – Foto: Victah Sailer

Als Anfang der 80er Jahre die ersten Marathonrennen in die europäischen Innenstädte zogen, wurde Christoph Kopp Sportlicher Leiter des Berlin-Marathons sowie auch Geschäftsführer. Er baute im Elite-Bereich die Verbindungen auf – von denen das Rennen teilweise heute noch profitiert – und entwickelte den Lauf zu einem der hochklassigsten weltweit.

Als 1992 der erwartete Geburtstermin seines Sohnes Philipp just auf das Berliner Marathon-Wochenende fiel, schwammen Horst Milde, der Christoph Kopp einst zum SCC geholt hatte, die Felle weg. „Was Christoph macht, kann kein anderer. Das Rennen ist ohne ihn nicht vorstellbar“, sagte der Begründer und jahrzehntelange Race-Direktor des BERLIN-MARATHON damals. Philipp hatte ein Einsehen, er kam kurz nach dem Rennen auf die Welt1

Christoph Kopp war praktisch rund um die Uhr immer erreichbar in Sachen Marathon. Er besaß schon Mitte der 80er Jahre ein Mobiltelefon, das mit dem damals nötigen Zubehör noch die Dimensionen eines Aktenkoffers hatte. Mit seiner stets verbindlichen Art und seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit erreichte er viel für den BERLIN-MARATHON und sorgte zudem für ein ausgezeichnetes Arbeitsklima. Das ging sogar so weit, dass der Elite-Koordinator Mitte der 90er Jahre am Vorabend des Rennens bis weit in die Nacht hinein eine Party auf dem Dachboden seines Berliner Hauses feierte.

Der New Yorker Leichtathletik-Fotograf Victah Sailer, der weltweit bei Straßenrennen im Einsatz ist und den Christoph Kopp nach Berlin geholt hatte, konnte es nicht glauben und erinnert sich: „So etwas habe ich noch nie erlebt. Der Race-Direktor eines Weltklasserennens macht in der Nacht zuvor eine Party mit 100 Gästen – das gibt es bei keinem anderen Rennen auf der Welt!“

1997 nahm die „Party“ ein jähes Ende.

Der Grund: Christoph Kopp war beim BERLIN-MARATHON zu erfolgreich! Mit neun Läufern unter 2:10 Stunden hatte das Rennen für damalige Verhältnisse unglaubliche Ergebnisse produziert. Zudem stellte die irische Debütantin Catherina McKiernan einen Streckenrekord und inoffiziellen Debüt-Weltrekord auf. Die damit verbundenen Prämienzahlungen brachten den Veranstalter-Klub SC Charlottenburg aber in wirtschaftliche Bedrängnis. Damals wurden eingeschränkte Zeit-Prämiensysteme – bei denen zum Beispiel nur die ersten drei Athleten Gelder bekommen, sofern sie unter einer bestimmten Zeit laufen – noch nicht eingesetzt.

Der SCC Berlin trennte sich nach dem Marathon 1997 von Christoph Kopp, was zum Glücksfall für andere Veranstalter wurde. Denn der Berliner übernahm nach und nach bei immer mehr bedeutenden deutschen aber auch ausländischen Rennen die Rolle des Elite-Koordinators. Enorme Erfolge hatte er vor allem beim Mainova Frankfurt-Marathon. Race-Direktor Jo Schindler baut in Frankfurt seit 2003 auf Christoph Kopp, unter dessen Regie zunächst über viele Jahre hinweg der Männer-Streckenrekord immer weiter und weiter gesteigert wurde – bis zum Fast-Weltrekord von Wilson Kipsang 2011. Damals fehlten dem Kenianer nur vier Sekunden zur globalen Bestzeit.

Neben Frankfurt ist Christoph Kopp mit seinem ISS-Team, zu dem neben Sandra Wolter auch sein Sohn Philipp gehört, zurzeit unter anderem bei den Marathonläufen in Hannover und München sowie bei etlichen weiteren Straßenrennen im Einsatz. Zusammen mit dem früheren ISTAF-Chef Gerhard Janetzky veranstaltete Christoph Kopp einige Jahre auch den traditionellen Berliner 25-km-Lauf. Dabei wurden 2010 erstmals überhaupt bei einem internationalen Straßenrennen gleich beide Weltrekorde gebrochen. 2020 und 2021 war das ISS-Team während der Corona-Lockdowns in fast alle bedeutenden deutschen Eliterennen entscheidend involviert.

Trotz der Trennung vor 25 Jahren kooperiert Christoph Kopp auch weiterhin mit dem BERLIN-MARATHON und mit dem heutigen Race-Direktor Mark Milde. Wenn es zum Beispiel um mitunter komplizierte Einladungen von Athleten geht, ist der Berliner, der auch exzellente Verbindungen nach Ost-Europa hat, ein gefragter Partner.

Der Aufstieg des deutschen Männer-Marathons, an dem er einen nicht zu unterschätzenden Anteil hat, ist Christoph Kopp eine Freude und Verpflichtung zugleich: Als Manager ist er für rund 50 Athleten tätig, darunter Deutschlands Marathon-Rekordler Amanal Petros.

race-news-service.com

PS: Lieber Christoph in KUBA. Feiere nicht zuviel in Kuba – ohne Aufsicht. Wir wünschen Dir weitere erfolgreiche Jahre im deutschen Laufsport, bleib‘ gesund, bzw. werde auch wieder gesund! Du hast Dich wahrlich um die deutsche Leichtathletik, speziell den Laufsport, verdient gemacht – und der DLV sollte sich mal überlegen, welche grosse Auszeichnung, neben einer Gratulation, sie an Dich vergeben können.

In alter Freundschaft.

Horst

Christoph (lks) in seinem Element bei der Siegerinnen-Ehrung in Berlin (GREAT 10 k) – Veranstalter Martin Seeber (r.) Foto: Horst Milde

Erfolgreicher Manager Christoph Kopp (lks.) und erfolgreicher Veranstalter Mark Milde in Rauchfangswerder bei Berlin 2020 – Foto Horst Milde

author: GRR