Cheruiyot und Grigoryeva triumphieren in Chicago
Der Kenianer Evans Cheruiyot und die Russin Lidiya Grigoryeva haben den hochkarätigen Chicago-Marathon gewonnen, der zu der World Marathon Majors (WMM)-Serie gehört. Während Cheruiyot bei Temperaturen von am Ende rund 25 Grad Celsius eine Weltklassezeit von 2:06:25 Stunden erreichte und Kenias Männer erwartungsgemäß das Rennen dominierten, konnte sich bei den Frauen etwas überraschend keine Afrikanerin unter den ersten sechs platzieren. Grigoryeva gewann nach einem lange Zeit taktischen Rennen in 2:27:17 Stunden. Für den Chicago-Marathon hatten sich 45.000 Läufer angemeldet.
Das Männerrennen hatte trotz des erneut warmen Wetters in Chicago – vor einem Jahr wurde das Rennen bei noch höheren Temperaturen sogar abgebrochen – schnell begonnen. Allerdings bildete sich für Chicagoer Verhältnisse relativ früh eine kleinere Führungsgruppe. An der Halbmarathonmarke, die nach 62:25 Minuten erreicht war, so dass sogar der Streckenrekord von Khalid Khannouchi (Marokko/2:05:42 im Jahr 1999) in Reichweite schien, waren drei Kenianer bereits unter sich: Neben dem späteren Sieger Evans Cheruiyot waren dies David Mandago, der im April den Hamburg-Marathon in 2:07:23 Stunden gewonnen hatte, und Emmanuel Mutai, der im Frühjahr in London als Vierter 2:06:15 gelaufen war.
Mutai war dann derjenige, der kurz vor der 30-km-Marke nicht mehr mithalten konnte. Während Cheruiyot und Mandago diesen Punkt nach 1:29:07 Stunden passierten und damit gut auf Streckenrekord-Kurs lagen, hatte Mutai hier bereits 15 Sekunden Rückstand. Der Hamburg-Sieger Mandago schien dann einen entscheidenden Vorstoß gestartet zu haben, als er kurz nach Kilometer 36 einige Meter Vorsprung hatte. Doch Cheruiyot gab sich nicht geschlagen, holte ausgerechnet auf einem ansteigenden Streckenstück wieder auf und löste sich seinerseits drei Kilometer vor dem Ziel entscheidend von seinem Landsmann, der in 2:07:37 Stunden Zweiter wurde. Von weiter hinten aufholend, lief der frühere Boston-Sieger Timothy Cherigat (Kenia) in 2:11:39 noch auf Rang drei. Die Kenianer belegten acht der ersten zehn Plätze.
Für Evans Cheruiyot war dies der zweite Sieg im zweiten Marathonrennen. Vor knapp einem Jahr hatte der 26-Jährige den Mailand-Marathon in 2:09:16 gewonnen. Jetzt steigerte er sich erheblich und erreichte mit 2:06:25 die zehntbeste Zeit des Jahres. Evans Cheruiyot hat in der Vergangenheit immer wieder als Halbmarathonläufer hochklassige Ergebnisse erreicht. So war er erst vor einem Monat in Rotterdam in 59:29 Minuten Zweiter. 2007 hatte Cheruiyot bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften in Udine mit 59:05 Minuten Bronze gewonnen. Damit ist er der fünftschnellste Läufer über diese Strecke aller Zeiten. „Ich bin das erste Mal in Chicago – und das ist natürlich eine tolle Premiere für mich hier. Ich wusste während des Rennens nicht genau, wie schnell wir waren, denn ich habe mich darauf konzentriert, zu gewinnen. Aber ich habe gefühlt, dass wir schnell unterwegs waren“, erklärte Evans Cheruiyot.
Bei den Frauen war das Anfangstempo im Gegensatz zu den Männern verhalten. Zwölf Läuferinnen hatten die 20-km-Marke nach 1:12:11 Stunden erreicht, was auf eine Endzeit von 2:32 hinauslief. Doch dann kam Bewegung in die große Spitzengruppe. Kurz vor der Halbmarathonmarke (1:16:03) forcierten die beiden Russinnen Lidiya Grigoryeva und Alevtina Biktimirova das Tempo. Schon bei Kilometer 25 waren die zwei deutlich voraus. Nach 1:29:01 hatten sie diesen Punkt erreicht und einen Vorsprung von 19 Sekunden auf Bezunesh Bekele (Äthiopien). Mit 1:29:44 Stunden war der Rückstand für Olympiasiegerin Constantina Tomescu-Dita hier schon beträchtlich. Allerdings war es keine Überraschung, dass die Rumänin so kurz nach ihrem Peking-Triumph in Chicago nicht in den Kampf um den Sieg eingreifen konnte. Während Alevtina Biktimirova, die mit einer Bestzeit von 2:25:12 Stunden die Streckenrekordlerin des Frankfurt-Marathons ist (2005), sich vergeblich mühte, ihre nationale Rivalin loszuwerden, leistete Grigoryeva zunächst keinerlei Führungsarbeit. Kurz vor der 35-km-Marke sorgte die 35-jährige Grigoryeva dann für die Entscheidung, als sie das Tempo erhöhte und Biktimirova schnell zurückließ. In 2:27:17 hatte sie im Ziel am Ende einen deutlichen Vorsprung vor Biktimirova (2:29:32). Auf Rang drei nach vorne schob sich die Japanerin Kiyoko Shimahara mit 2:30:19 Stunden. Für Lidiya Grigoryeva war es nach dem Sieg in Boston 2007 bereits der zweite Erfolg bei einem WMM-Rennen. Ihre persönliche Bestzeit von 2:25:10 hatte sie als Siegerin des Los Angeles-Marathons 2006 aufgestellt. In Chicago erhielt sie ebenso wie Cheruiyot ein Sieggeld von 125.000 Dollar. Dass sich bei dem WMM-Rennen keine afrikanische Läuferin unter den besten sechs platzierte, überraschte ein wenig. Allerdings ist das in Chicago in den letzten Jahren schon öfter vorgekommen. 2003 und 2005 waren besten Afrikanerinnen nicht einmal unter den Top Ten.
Ergebnisse, Chicago:
Männer:
1 |
Cheruiyot, Evans (KEN) |
2:06:25 |
2 |
Mandago, David (KEN) |
2:07:37 |
3 |
Cherigat, Timothy (KEN) |
2:11:39 |
4 |
Korir, Wesley K (KEN) |
2:13:53 |
5 |
Lauret, Martin (NED) |
2:15:10 |
6 |
Mutai, Emmanuel (KEN) |
2:15:36 |
7 |
Reneau, Mike (USA) |
2:16:20 |
8 |
Kipsang, William (KEN) |
2:16:41 |
9 |
Njenga, Daniel (KEN) |
2:17:33 |
10 |
Limo, Richard (KEN) |
2:18:48 |
Frauen:
1 |
Grigoryeva, Lidiya (RUS) |
2:27:17 |
2 |
Biktimirova, Alevtina (RUS) |
2:29:32 |
3 |
Shimahara, Kiyoko (JPN) |
2:30:19 |
4 |
Tomescu-Dita, Constantina (ROM) |
2:30:57 |
5 |
Davila, Desiree (USA) |
2:31:33 |
6 |
De Reuck, Colleen (USA) |
2:32:25 |
7 |
Bekele, Bezunesh (ETH) |
2:32:41 |
8 |
Higgins, Paige (USA) |
2:33:06 |
9 |
O'Neill, Kate (USA) |
2:34:04 |
10 |
Adere, Berhane (ETH) |
2:34:16 |
Text: race-news-service.com