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12
2015

Alina Reh ©wus-media - Wilfried Raatz

Chancen auf Crossmedaillen in Hyeres – Deutsche Crossläufer starten mit realistischen Medaillenhoffnungen bei den Cross-Europameisterschaften in Toulon-Hyeres an der Cote d’Azur – Alina Reh trifft auf die besten europäischen U20-Läuferinnen – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Der Erfolg ist weiblich – unter diesem Schlagwort lässt sich die Bilanz des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zusammenfassen. Denn seit den Titelkämpfen 1997 in Oeiras (Portugal) sorgten bis auf ganz wenige Ausnahmen die Läuferinnen für die Medaillen.

Wenn am Sonntag (13.) die besten Läufer des Kontinents um Medaillen auf der Galopprennbahn in Toulon-Hyeres kämpfen, dann könnte die deutsche U20-Mannschaft die seit 2009 in Dublin gestartete Erfolgsserie fortgesetzt werden. In der Besetzung Alina Reh, Konstanze Klosterhalfen, Sarah Kistner, Anna Gehring und Franziska Reng wäre alles andere als die siebte Teammedaille in Folge eine Riesenenttäuschung.

Im deutschen Betreuerstab hält man sogar eine Goldmedaille für nicht ausgeschlossen, schließlich gehen mit der Doppeleuropameisterin Alina Reh, der 1500 m-EM-Dritten Konstanze Klosterhalfen und der Berglauf-Europameisterin und 5000 m-EM-Fünften Sarah Kistner gleich drei Leistungsträgerinnen ins Rennen.

Auf dem tiefgefrorenen Crossgelände von Borovets (Bulgarien) rangierte man als Dritte hinter den überragenden Britinnen und Frankreich auf Platz drei, im mediterranen Klima an der Cote d’Azur dürften die Bedingungen völlig anders werden, die Aufgabe keineswegs leichter. Auf der 4157 m langen Distanz treffen bei einem regelrechten Showdown die Sieger der U20-Europameisterschaften von Eskilstuna über 1500 m, 3000 m, 5000 m und 3000 m Hindernis aufeinander – mit leichten Vorteilen für die Doppeleuropameisterin Alina Reh aus dem schwäbischen Laichingen.

Im Vorjahr verpasste sie nach einem stürmischen Auftakt die Medaillenränge als Vierte noch knapp, in Hyeres sollte es jedoch nach dem Gesetz der Serie (2013/ Fünfte und 2014/ Vierte) zu einer Einzelmedaille passen. Die hauptkonkurrentinnen warten mit Anna Emilie Moller (Dänemark) und Celia Anton (Spanien) sowie in der Britin Bobby Clay.

Bei der männlichen U20 (5.947 m) hängen die Trauben für die DLV-Starter um den EM-Zweiten über 3000 m Hindernis, Patrick Karl aus Ochsenfurt, ungleich höher, sodass es Platzierungen fernab der Medaillenränge geben dürfte. Der in Darmstadt mit einem beeindrucksvollen Start-Ziel-Sieg dominierende Julien Wanders (Schweiz) trifft im Kampf um die Medaillen vor allem auf den italienischen Titelverteidiger Yemaneberhan Crippa und dessen Teamkollegen Yohanes Chiappinelli, der in Eskilstuna Europameister über 3000 m Hindernis wurde.

Pech hatte zudem Patrick Karl, der übrigens vor wenigen Tagen in Duisburg erneut als GRR-Nachwuchs-Preisträger geehrt wurde, als er durch einen Spiketritt beim Darmstadt-Cross eine Zwangspause einlegen musste und deshalb nicht in bester Verfassung nach Südfrankreich anreisen dürfte.

Auf Medaillenkurs hingegen werden die U23-Junioren im Wettbewerb über 8097 m gehen, denn mit Hendrik Pfeiffer, Dominik Notz, Tobias Blum, Marc Steinsberger und dem erstmals für Deutschland startenden Amanal Petros ist ein überaus starkes Team am Start. Allerdings ist die Konkurrenz sehr stark, auch wenn der überragende letztjährige Mannschaftssieger Russland aufgrund der Dopingproblematik international gesperrt ist. Für den Sieg kommen vor allem der Hindernis-Europameister Mitko Tsenov (Bulgarien), der für Belgien startende Isaak Kimeli und der Spanier Carlos Mayo in Betracht, gespannt darf man vor allem auf das Abschneiden von Hendrik Pfeiffer sein, der hervorragende Resultate in diesem Herbst aufzuweisen hatte.

Für die drei weiteren Wettbewerbe ist Deutschland allerdings nur mit Einzelstarter vertreten, nicht zuletzt, weil man seitens des DLV die angestrebte Platzierung unter den Top sechs keiner Mannschaft zutraute.

Ungeschickt zudem, dass die Nominierung alleine durch eine Spitzenplatzierung bei einem internationalen Crosslauf im Ausland möglich war, obgleich zum gleichen Zeitpunkt mit dem Darmstadt-Cross ein internationaler Crosslauf als Ausscheidung im eigenen Land zur Verfügung gestanden hätte.

Diese Chance nutzten Florian Orth, Simret Restle-Apel und Maya Rehberg beim Cross im niederländischen Tilburg, während die beim Darmstadt-Cross mit zugleich integrierten Hochschulmeisterschaften startenden Fabienne Amrhein und Vera Coutellier berücksichtigt wurden. Pech für Richard Ringer, der nach seinem Sieg in Tilburg durchaus mit Medaillenhoffnungen nach Südfrankreich gefahren wäre, hätte ihn nicht eine Erkältung außer Gefecht gesetzt.

Zum sechsten Mal in Folge wird Maya Rehberg bei Cross-Europameisterschaften an den Start gehen, ihren bislang größten Erfolg durfte sie 2012 in Budapest als überraschende Bronze-Medaillengewinnerin feiern. Bei den U23-Juniorinnen hofft sie auf eine „Top 10“-Platzierung. An der Spitze sind mit Louise Carton (Belgien), der Vorjahreszweiten Militsa Mircheva (Bulgarien), Renelle Lamote (Frankreich), Sevilay Eytemis (Türkei) und Amela Terzic (Serbien) durchweg Medaillengewinnerinnen der Saison zu erwarten.

Im vergangenen Jahr trennten in Borovets Gemma Steel und Kate Avery lediglich einige Zehntelsekunden und somit Gold und Silber, heuer dürfte es ungleich schwerer für die beiden Britinnen werden, denn mit der U23-Cross-Europameisterin Sifan Hassan (Niederlande) und Sophie Duarte (Frankreich) stehen starke Konkurrentinnen parat. Schwere Aufgabe für die crossbegeisterte Simret Restle-Apel, die im Vorjahr 17. wurde.

Bei den Männern (10.117 m) gehen mit Polat Kemboi Ankan, Ali Kaya (beide Türkei), Alemayehu Bezabeh (Spanien), Florian Carvalho (Frankreich) und Ross Millington (Groß-Britannien) gleich die fünf Ersten des vergangenen Jahres am Start.

Für den eigentlichen 1500 m-Spezialisten Florian Orth eine große Aufgabe, dennoch hat der Regensburger immer wieder auch seine Crossfähigkeiten unter Beweis stellen können, zumal ihm schnelle Strecken wie die in Hyeres durchaus entgegen kommen sollte.

Wilfried Raatz

author: GRR

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