Dabei hat Schlangen seine Kilometerumfänge reduziert und im Winter viel Skilanglauf trainiert.
Carsten Schlangen holt Silber über 1.500 Meter in Barcelona – Betty Heidler mit GOLD im Hammerwerfen. Wolfram Marx berichtet
Die erfreulichen Rennen der deutschen Mittel-und Langstreckler haben am vierten Tag der Europameisterschaften in Barcelona einen sensationellen Höhepunkt gefunden. Der Berliner Carsten Schlangen holte über 1.500 Meter die erste Laufmedaille auf internationaler Ebene seit Jan Fitschen und Ulrike Maisch vor vier Jahren in Göteborg.
Er zeigte über 1.500 Meter ein beherztes und taktisch perfektes Rennen und wurde für seinen Einsatz und Kampfgeist mit Platz 2 belohnt. Das Tempo des Rennens, bestimmt vom Spanier Reyes Estevez, war langsam, die ersten 400 Meter wurden in 64,43 Sekunden zurückgelegt, nach zwei Runden lag die Zwischenzeit bei 2:08,65 Minuten. Dann übernahm der Brite Tom Lancashire die Führung, nach 1.200 Metern lag die Zwischenzeit bei 3:03,87. Ein Tempo, das seinem Landsmann Andy Baddeley nicht liegt. Der Brite war einer der Mitfavoriten, ist aber nicht sehr spurtstark, daher musste er am Ende mit Rang sechs vorlieb nehmen. „Ich wusste, es ist alles offen und es gibt ungefähr sechs Läufer, die die Medaillen holen können, mich eingeschlossen“, beschreibt der Architekturstudent aus Berlin seine Ausgangslage vor dem Rennen.
Im Rennen hat Schlangen immer aktiv seine Position gehalten, sie aber, wie er sagt, auch nicht mit Gewalt verteidigt, um nicht zu viele Körner zu verlieren. „Es war ein wirklich langsames Rennen. Ich wollte es auf der letzten Runde machen, habe abgewartet, konnte frei laufen und den Sprint anziehen. Ich habe alles reingelegt und immer an das viele Training, das ich investiert habe, gedacht.“
In diesem hat Schlangen seine Kilometerumfänge reduziert und im Winter viel Skilanglauf trainiert. „Die Kilometer sind für Mittelstreckler nicht so entscheidend, wichtiger sind die hohen Intensitäten.“ Von diesen hat er viele barfuß auf Rasen absolviert, für ihn ein Grund, warum sich seine Sprintfähigkeit verbessert hat und er in diesem Rennen den entscheidenden Kick hatte, um sich eine Medaille zu sichern.
Einen guten Eindruck hinterließ auch der deutsche Hindernismeister Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) in seinem Vorlauf über 3.000 Meter Hindernis. Mit 8:30,61 Minuten qualifizierte er sich als vierter seines Laufs direkt und ohne Probleme fürs Finale. Er lief ein taktisch kluges Rennen, war während des Rennens ständig auf der Höhe des Geschehens und hielt immer den Kontakt. „Es ist alles nach Plan gelaufen. Ich konnte hintenraus dagegen halten. Entscheidend war der Antritt eingangs der letzten Runde. Ich habe kurz überlegt, ob ich zu den ersten beiden aufschließe, hatte aber von hinten nicht so viel Druck und konnte so kontrolliert laufen. Da ist noch Luft fürs Finale“
Seine Taktik, sich vor allem am Spanier José Luis Blanco und dem Franzosen Bouabdellah Tahri zu orientieren, ging auf. „Es war ein perfekter Lauf. Ich hatte mir das Rennen so vorgestellt, wie es am Ende gelaufen ist. Nun zählt es im Finale.“ Für dieses erwartet er einen ähnlichen Rennverlauf und hofft am Ende auf eine einstellige Platzierung. „Damit wäre ich ein großes Stück vorangekommen. Ich muss dort nicht agieren oder das Tempo machen. Ich will aber gerne mit einer neuen persönlichen Bestzeit nach Hause fahren.“
Über 3.000 Meter Hindernis der Frauen zeigte sich die durch die Krankheit von Antje Möldner (SC Potsdam) gerissene Lücke. Die deutsche Rekordhalterin (9:18,54 Minuten) hätte bei der Siegerzeit von 9:17,57 Minuten der Russin Yuliya Zarudneva gute Medaillenchancen gehabt, denn Bronze ging mit 9:29,82 Minuten an Lyubov Kharlamova (Russland). Zweite wurde nach einer spannenden Schlussphase die Spanierin Marta Dominguez (9:17,74), die am letzten Wassergraben leicht außer Tritt gekommen war.
Doch trotz der erfreulichen Auftritte der deutschen Läufer, die Akzente in Form von Medaillen setzten mal wieder die Werfer und Springer. Die Krönung des Abends gelang Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) im Hammerwerfen. Die Weltmeisterin von Osaka 2007 ließ den Hammer im vierten Versuch auf 76,38 Meter fliegen, eine Weite, an der sich sowohl die frühere Weltrekordlerin Tatyana Lysenko (Russland, 75,65 Meter), die nach ihrer zweijährigen Dopingsperre wieder international starten darf, und die amtierende Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk (Polen, 73,56 Meter) die Zähne ausbissen. Bereits im zweiten Versuch hatte sie mit 75,92 Meter die zwischenzeitliche Bestmarke gesetzt. Auch sie hätte zum Sieg gereicht.
Im Stabhochsprung der Frauen sicherten sich nach einem spannenden Wettkampf Silke Spiegelburg (TSV Bayer Leverkusen) und Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) Silber und Bronze. Spiegelburg meisterte 4,45 Meter im ersten Versuch, auch über 4,55 Meter gelang ihr ein blitzsauberer erster Versuch. Dann kamen zwei Fehlversuche über 4,70 Meter für beide deutsche Springerinnen, die dann zu pokern begannen und sich den letzten für 4,75 aufhoben. Nachdem die Russin Svetlana Feofanova die Höhe im ersten Versuch gemeistert hatte und eine neue europäische Jahresbestleistung aufgestellt hatte, waren 4,75 Meter für die beiden deutschen Athletinnen an diesem Abend zu hoch.
Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) kann aber neben der Bronzemedaille auch mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 4,65 Metern im Gepäck die Heimreise antreten. Silke Spiegelburg gewann mit der Silbermedaille ihr erstes Edelmetall bei einer internationalen Meisterschaft im Freien außerhalb des Jugendbereichs. Sie war zwar mit der Medaille zufrieden, nicht aber mit der Höhe, denn sie wollte unbedingt die 4,75 Meter meistern, verfiel aber nach eigener Aussage wieder in uralte technische Fehler. Eine Enttäuschung gab es dagegen für die bis zu diesem Tag Erste der europäischen Jahresbestenliste, Carolin Hingst (USC Mainz). Nach drei Versuchen über 4,35 Meter war dann bereits bei 4,45 Metern Schluss. „Ich kann gar nicht heulen, denn ich weiß, dass ich Stabhochspringen kann, aber heute hat einfach nichts gepasst“, so ihr frustriertes Fazit.
Einen der Höhepunkte am vierten Wettkampftag, der auch mit dem bislang besten Zuschauerzuspruch aufwarten kann, verschaffte dem Publikum aber wieder der Franzose Christophe Lemaitre. Der Europameister über 100 Meter sicherte sich in einem spannenden Rennen über die doppelte Distanz seinen zweiten Titel. Nach einem schlechten Start lag er ausgangs der Kurve gut zehn Meter hinter dem führenden Briten Christian Malcolm auf Position fünf und vollbrachte dann ein fast unglaubliche Energieleistung und schob sich mit unglaublicher Kampfkraft und einem langen Hals auf der Ziellinie auf die erste Position.
Alexander John (LAZ Leipzig) konnte seinem souveränen Lauf im ersten Halbfinale über 110 Meter Hürden keinen zweiten gleichwertigen folgen lassen. Er hatte ab der Mitte des Rennens technische Probleme. Am Ende war er chancenlos und wurde beim Triumph des Briten Andy Turner (13,28 Sekunden) Achter in 13,71 Sekunden. „Ich habe mit dem Finale mein Minimalziel erreicht, aber ich wollte hier zeigen, dass ich konkurrenzfähig bin. Mit der Zeit kann ich einfach nicht zufrieden sein.“
Weitspringer Christian Reif (ABC Ludwigshafen), vor den Titelkämpfen Europas Jahresbester, musste in der Qualifikation aber zittern. Nach einem ungültigen Versuch lag er mit seinen im zweiten Versuch erzielten 7,79 Meter nur auf Rang 19 der beiden Qualifikationsgruppen.
Im dritten Versuch zeigte er dann aber seine gute Form und bewies Nervenstärke, 8,27 Meter leuchteten für den Ludwigshafener auf der Anzeigetafel auf. Damit hatte er auch seine europäische Jahresbestleistung eingestellt, was kurze Zeit später auch dem Spanier Eusebio Caceres gelang, für den bislang 8,00 Meter als Bestleistung in den Listen standen.
Wolfram Marx
Barcelona 2010 European Athletics Championships event by event reports
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