Mo Farah war zwar der schnellste Läufer bei der Premiere der ,Team Challenge’, doch für seine britische Mannschaft reichte es trotzdem nur zu Rang drei.
,Bupa Great Edinburgh International Cross Country’ – Kipchoge und Masai beeindrucken im verschneiten Edinburgh
Außergewöhnliche Leistungen zeigten die Kenianer Eliud Kipchoge und Edith Masai, die am Sonnabend beim ,Bupa Great Edinburgh International Cross Country’-Rennen die Einzelrennen dominierten und zum Sieg stürmten.
Das hochkarätigste Cross-Meeting des Jahres fand vor rund 3.500 Zuschauern bei herrlichem Winterwetter mit Neuschnee und Sonnenschein auf dem schweren Kurs durch den Holyrood Park statt. Trotz der für die Afrikaner ungewohnten Bedingungen belegten Athleten aus Kenia und Äthiopien jeweils die ersten drei Ränge in den Einzelwettbewerben.
Im erstmals veranstalteten Team-Rennen war der Brite Mo Farah der schnellste Läufer, doch die Mannschaftswertung entschieden die favorisierten Europäer vor den USA und Großbritannien für sich.
Wenn es eine Wertung ,Athlet der Veranstaltung’ geben würde, dann hätte diese wohl Eliud Kipchoge gewonnen. Zum ersten Mal hatten die Veranstalter das 4,2-km-Rennen auch für internationale Läufer geöffnet. Aufgrund der kürzeren Distanz waren etliche sehr schnelle Mittelstreckler sowie der 3.000-m-Hindernis-Olympiasieger am Start. Aber es war Eliud Kipchoge, der das Rennen vom Start weg überraschend dominierte.
Der 26-jährige Kenianer – über 5.000 m Weltmeister 2003 und Olympia-Zweiter 2008 – ging praktisch vom Start weg an die Spitze und nach der ersten Hälfte waren noch vier Athleten hinter ihm in der Führungsgruppe: Sein Trainingspartner Brimin Kipruto, der Hindernis-Olympiasieger, der Brite Steve Vernon, der ein starkes Rennen zeigte, sowie der 1.500-m-Olympiasieger Asbel Kiprop (Kenia) und Tom Lancashire (Großbritannien).
Auf einem steilen Anstieg machte Eliud Kipchoge dann entscheidend Druck und riss damit die Gruppe auseinander. Als er den Hügel wieder hinunterlief hatte er einige Meter Vorsprung vor Asbel Kiprop, der wiederum von Brimin Kipruto verfolgt wurde. Vernon und Lancashire lagen noch ein Stück weiter hinten. Doch keiner von ihnen hatte an diesem Tag eine Chance gegen Eliud Kipchoge. Als er nach 13:12 Minuten ins Ziel lief, hatte er einen komfortablen Vorsprung von sechs Sekunden auf Asbel Kiprop. Brimin Kipruto wurde in 13:19 Dritter, Steve Vernon belegte Rang vier (13:21) vor Tom Lancashire (13:29) und dem 1.500-m-Europameister Arturo Casado (Spanien/13:37).
„Ich hatte erwartet, dass ich ein gutes Rennen laufen würde, denn ich hatte gut trainiert. Das ist ein gutes Zeichen für das neue Jahr“, erklärte Eliud Kipchoge, dessen Plan es war, von Beginn an ein schnelles Tempo einzuschlagen. Das allerdings lag nicht nur daran, dass einige spurtstarke Mittelstreckler im Feld waren. „Ich nehme immer alle Konkurrenten ernst – die Kenianer genauso wie die besten Europäer“, sagte der Sieger. „Es war heute eine besondere Herausforderung, denn auf Schnee können wir in Kenia natürlich nie trainieren“, fügte Kipchoge hinzu, der 2005 den ersten 8-km-Crosslauf in Edinburgh gewonnen hatte und nun auch beim ersten 4-km-Rennen in Schottland vorne war.
Der Kenianer will sich jetzt auf zwei Hallenrennen im Februar vorbereiten – in Stuttgart wird er über 3.000 m antreten, voraussichtlich in Düsseldorf folgt dann ein 5.000-m-Lauf – und danach entscheiden, ob er bei den kenianischen Ausscheidungen für die Cross-WM an den Start gehen wird. „Das große Ziel ist der WM-Endlauf über 5.000 Meter im Sommer.“
Eine Marathonläuferin sorgte überraschenderweise lange Zeit für das Tempo im Frauenrennen über 5,7 km. Der Spanierin Allessandra Aguilar konnten zunächst nur vier Läuferinnen folgen: Kenias Favoritinnen Linet Masai und Vivian Cheruiyot – die Weltmeisterinnen über 10.000 und 5.000 m – sowie Genzebe Dibaba (die jüngere Schwester der Doppel-Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba) und die Britin Hattie Dean. Aber nach ungefähr der Hälfte der Strecke hatten auch die britischen Youngster Charlotte Purdue und Stephanie Twell aufgeschlossen. Sie hatten sich mit einem gleichmäßigen Tempo an die Führungsgruppe heran gearbeitet. Doch lange konnten sie nicht ganz vorne mithalten.
Denn nach 4 km startete Linet Masai eine Tempoverschärfung und zog davon. Als es in die letzte Runde ging, hatte sie einen guten Vorsprung, der ständig größer wurde. Hinter ihr schloss Dibaba zu Cheruiyot auf. Es war dann schließlich die Äthiopierin, die den Kampf um Platz zwei gewann. Hinter Masai (20:24 Minuten) lief Dibaba nach 20:32 mit vier Sekunden Vorsprung vor Cheruiyot ins Ziel. Die große Überraschung des Rennens war jedoch die viertplatzierte Charlotte Purdue. Die 19-jährige Crosslauf-Junioren-Europameisterin zeigte eine famose Leistung und ließ in 20:49 sowohl Dien (21:00) als auch Aguilar (21:24) und Twell (21:38) hinter sich. Während es nicht der Tag der Cross-Europameisterin Jessica Augusto war – die Portugiesin wurde 14. in 22:23 –, konnte Kenias Commonwealth-Siegerin über 3.000-m-Hindernis, Milcah Chemos, krankheitsbedingt nicht antreten.
“Es war schwer auf Schnee zu rennen, denn das bin ich nicht gewohnt. Da zudem die Konkurrenz sehr stark war, war ich vor dem Start nicht so zuversichtlich“, erklärte Linet Masai und fügte hinzu: „Jetzt will ich endlich auch bei den Crosslauf-Weltmeisterschaften im März gewinnen, denn zuletzt war ich dort zweimal in Folge Zweite.“
Mo Farah war zwar der schnellste Läufer bei der Premiere der ,Team Challenge’, doch für seine britische Mannschaft reichte es trotzdem nur zu Rang drei. Mit jeweils neun Athleten waren die Briten, US-Amerikaner und eine europäische Auswahl sowie ein britisches Nachwuchsteam an den Start gegangen. Die jeweils besten sechs kamen in die Wertung. Europa hatte am Ende 50 Zähler und lag damit knapp vor den starken Amerikanern (53), Großbritannien (69) sowie den Nachwuchsathleten (164).
Nach einem eher verhaltenen Start in diesem Rennen über 8,2 km formierten rund ein Dutzend Athleten eine erste Spitzengruppe. Es war dann der Kapitän der US-Mannschaft, Galen Rupp, der das Tempo verschärfte. Der Cross-Europameister Serhiy Lebid (Ukraine), Mo Farah, der bei der Cross-EM im Dezember nicht am Start gewesen war, und der spanische EM-Zweite Ayad Lamdassam folgten dem Amerikaner. „Ich hatte mir vorgenommen, etwas vorsichtiger anzugehen und dabei Serhiy Lebid und die anderen im Blick zu haben“, erklärte Mo Farah später.
Der britische Doppel-Europameister von Barcelona 2010 (5.000 und 10.000 m) löste sich dann vorentscheidend von seinen Konkurrenten, indem er über den Anstieg hinweg stark auf das Tempo drückte. Eingangs der letzten Runde lag er dann einige Meter vor Rupp, Lamdassam und Lebid. An dieser Reihenfolge änderte sich nichts mehr, die Abstände wurden allerdings noch größer. Schließlich war Mo Farah nach 25:41 im Ziel vor Rupp (25:50), Lamdassam (25:55) und Lebid (26:00).
„Das war heute ein extremer Unterschied zu meinem Trainingslager vor kurzem in Kenia. In Iten lief ich auf gut 2.500 Metern Höhe, hier rannte ich auf Schnee und rutschigem Untergrund – ich würde sagen, die unterschiedlichen Bedingungen sind in etwa gleich schwer“, sagte Mo Farah, der nun im Februar beim Hallen-Meeting in Birmingham entweder über 3.000 oder über 5.000 m antreten will. Danach will der Brite entscheiden, ob er bei der Hallen-EM seinen Titel über 3.000 m zu verteidigen versucht oder sich auf die Cross-WM vorbereitet.
race-news-service.com
Bupa Great Edinburgh Cross Country
Männer (4,2 km)
1. Eliud Kipchoge (Kenia) 13:12, 2. Asbel Kiprop (Kenia) 13:18, 3. Brimin Kipruto (Kenia) 13:19, 4. Steve Vernon (Großbritannien) 13:21, 5. Tom Lancashire (Großbritannien) 13:29, 6. Arturo Casado (Spanien), 7. Ricky Stevenson (Großbritannien) 13:38, 8. Michael Skinner (Großbritannien) 13:39, 9. Michael Mulhare (Irland) 13:42, 10. Bruce Raeside (Großbritannien) 13:43.
Männer (8 km)
1. Mo Farah (Großbritannien) 25:41, 2. Galen Rupp (USA) 25:50, 3. Ayad Lamdassam (Spanien), 4. Sergey Lebid (Ukraine) 26:00, 5. Andy Vernon (Großbritannien) 26:14, 6. Bobby Mack (USA) 26:15, 7. Scott Bauhs (USA) 26:16, 8. Abdellatif Meftah (Frankreich) 26:18, 9. Stephen Furst (USA) 26:24, 10. Joe Sweeney (Irland) 26:29.
Frauen (5,7 km)
1. Linet Masai (Kenia) 20:24, 2. Genzebe Dibaba (Äthiopien) 20:32, 3. Vivian Cheruiyot (Kenia) 20:36, 4. Charlotte Purdue (Großbritannien) 20:49, 5. Hattie Dean (Großbritannien) 21:00, 6. Alessandra Aguilar (Spanien) 21:13, 7. Stephanie Twell (Großbritannien) 21:24, 8. Liz Yelling (Großbritannien) 21:38, 9. Gemma Steel (Großbritannien) 21:39, 10. Emma Pallant (Großbritannien) 22:00.