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Oliver Hilmes: Berlin 1936. Sechzehn Tage im August. ´ ©Siedler.

Bücher zu Weihnachten … 15 Vorschläge für den Gabentisch – Prof. Detlef Kuhlmann

By GRR 0

Bücher zu Weihnachten – wer ist nicht selbst auf der Suche nach einem geeigneten sportbetontem Geschenk oder lässt sich selbst gern beschenken mit einem Werk vom Sport?

Gerade die für viele Menschen arbeitsfreie Zeit rund um Weihnachten und den Jahreswechsel bietet sich für das Lesen von Büchern – auch über Sport – an. Wir stellen hier kurz und knapp eine Reihe von neueren Titeln aus den Erscheinungsjahren 2017 und 2016 vor, von denen wir meinen, dass sie sich auch als festliches Sportbuchpräsent für den Gabentisch eignen.

Dabei handelt es sich lediglich um eine „kleine" Auswahl von insgesamt nur 15 neueren Titeln, die zudem das breite Spektrum der thematischen Zugänge andeuten soll, mit denen sich die Autorinnen und Autoren dem Sport zuwenden.

Die Auflistung ist kein „Ranking", sie erfolgt lediglich nach dem Alphabet der Namen der Verfasserinnen und Verfasser. Die Preisspanne der Bücher bewegt sich bis 16,95 bis 58,- Euro:

Edward Brooke-Hitching: Enzyklopädie der vergessenen Sportarten. München 2016: Verlagsbuchhandlung Liebeskind. 200 S.; 29,- €

Dieses Buch ist ein Lexikon über die Entwicklung von Sportarten – genauer über solche, die kaum noch jemand kennt, weil sie niemand mehr betreibt. Oder wer hat sich schon mal Autopolo oder Eistennis betrieben oder verfügt über Erfahrungen im Fassspringen oder im Luftgolf. Oder wie wäre es (mal wider) mit Codeball, dass in den 1930er Jahren als Mischung aus Golf und Fußball in Amerika populär war – ganz zu schweigen vom Ski-Ballett, das bei den Olympischen Winterspielen in Calgary 1988 sogar zu den Demonstrationssportarten gehörte. In diesem Buch, das Matthais Müller aus dem Englischen übersetzt hat, werden rund hundert Sportarten auf jeweils zwei bis drei Seiten und teilweise mit Fotos und Zeichnungen in Erinnerung gerufen.

Frank Buschmann: Einfach mal frei Schnauze. Hamburg 2016: Edel. 316 S.; 16,95 €

Dieses Buch enthält Interviews mit „den Großen des Sports" (Teil des Untertitels). Das sind u.a. Thomas Müller, Robert Harting, Moritz Fürste, Stefan Kretzschmar und Toni Kroos. Geführt hat die Gespräche der bekannte Fernsehjournalist Frank Buschmann. Fragt sich nur, warum bei „Buschi" keine Sportlerinnen zu den „Großen des Sports" gehören.

Deutscher Leichtathletik-Verband (Hrsg.): Leichtathletik 2017. Die großen Momente. Darmstadt 2017: DLM RunMedia. 144 S.; 21,90 €

Dieses Buch fasst die zurückliegenden Ereignisse der Leichtathletik in Wort und Bild und mit Schwerpunkt auf das Team des DLV zusammen – allen voran die Weltmeisterschaften in London mit dem Abschied von Usain Bolt und mit der Goldmedaille für Johannes Vetter (LG Offenburg) im Speerwerfen. Aber es geht auch um die Team-Europameisterschaften in Lille, die Deutschen Meisterschaften in Erfurt und die Hallen-Europameisterschaften in Belgrad. Das Vorwort hat der scheidende DLV-Präsident Clemens Prokop geschrieben.

Hans van Dijk, Ron van Megen & Guido Vroemen: Das Geheimnis des Radfahrens. Aachen 2017: Meyer & Meyer. 384 S.; 36,- €

Dieses Buch ist zwar im Jahre des 200. Geburtstages der Erfindung des modernen Radfahrens erschienen, aber trotzdem kein historisches Buch zum Radfahren – im Gegenteil: Das Buch will laut hinterem Klappentext selbst „eine Revolution unter den Radsportbüchern" sein. Und selbstverständlich will es laut Titel „Das Geheimnis des Radfahrens" lüften – also ein willkommener Anlass für alle Radsporttreibenden und die, die es noch werden wollen, hier Tipps von (holländischen) Experten für jenen Sport zu erwerben und zu erweitern, der den menschlichen Motor im Gleichgewicht hält …

Erik Eggers: Mythos `78. Der Triumph der deutschen Handballer bei der WM 1978. Kellinghusen 2017: Verlag Eriks Buchregal. 176 S.; 24,90 €

Dieses Buch ruft uns ein Sportereignis in Erinnerung, das sich Anfang des Jahres 2018 zum 40. Male jährt. Die Rede ist vom (völlig überraschenden) Gewinn der Handball-Weltmeisterschaft in Dänemark durch das Team des Deutschen Handballbundes mit Vlado Stenzel als Trainer und mit Spielern wie Joachim Deckarm, Heiner Brand, Kurt Klühspies etc. Erik Eggers, international renommierter Handball-Historiker, zeichnet nicht nur die Weltmeisterschaft nach, er erzählt uns vielmehr ein Stück Handballgeschichte aus der Zeit des Kalten Krieges …

Shalane Flanagan & Elyse Kopecky: run fast eat slow. Nährstoffreiche Rezepte für Sportler. Kandern 2017: Unimedica Narayana Verlag. 272 S.; 26,- €

Dieses Buch hat die Siegerin des New York City Marathon 2017 (mit)geschrieben: Shalane Flanagan gewann diesen berühmtesten Marathonlauf der Welt am 5. November 2017 in 2:26:53 Std. Ob die Rezepte des Buches ihr Erfolgsrezept gewesen sind? Egal: Wer unter sich nach dem Titelslogan des Buches ernähren will, findet hier der Reihe nach Vorschläge zum gesunden Durstlöschen, für das energiereiche Frühstück, für Snacks zwischendurch, für Suppen, Hauptgerichte und Beilagen und – nicht zu vergessen – für Naschereien.

Fabian Hambüchen: Den Absprung wagen. Stürzen, Aufstehen, Siegen lernen (Aufgeschrieben von Kai Psotta). München 2017: Ariston. 256 S.; 19,99 €

Dieses Buch handelt vom noch amtierenden „Sportler des Jahres 2016". Fabian Hambüchen hat seine großartige Karriere als einer der besten Turner der Welt am 15. August 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio mit dem Gewinn der Goldmedaille am Reck gekrönt. Fast 25 Jahre hat er daraufhin gearbeitet … ist gestürzt und wieder aufgestanden. Und das Siegen hat er sowieso gelernt.

Oliver Hilmes: Berlin 1936. Sechzehn Tage im August. München 2016: Siedler. 304 S.; 19,90 €

Dieses Buch stand wochenlang auf den Bestsellerlisten und „ist die Geschichte eines einzigartigen Sommers" – nämlich dem des Jahres 1936. Es erzählt tageweise etwas von dem, was sich während der Olympischen Sommerspiele vom 1. bis 16. August 1936 an ganz verschiedenen Schauplätzen (also nicht nur im Olympiastadion) in der Stadt abgespielt hat. Wir werden u.a. mitgenommen in das Nachtleben und in Bars wie das Resi an der Jannowitzbrücke sowie die Sherbini-Bar und die Ciro-Bar oder auf die Dachterrassen des Eden-Hotels am Kurfürstendamm. Oliver Hilmes (geb. 1971) komponiert ein bemerkenswertes Potpourri, in dem Nazigrößen, prominente Olympia-Gäste, verfolgte Berliner Juden und nicht zuletzt auch Olympia-Teilnehmer aus aller Welt mitwirken bzw. zu Wort kommen. Auch im 81. Jahr nach Olympia in Berlin immer noch lesenswert …

Peter Keglevic: Ich war Hitlers Trauzeuge. Roman. München 2017: Verlag Knaus. 576 S.; 26,- €

Dieses Buch wird im hinteren Einband als ein grandioser, tragikomischer Roman angekündigt. Ist es deswegen schon ein Sportbuch? Nein – aber: Wir schreiben den Ostersonntag 1945. Der untergetauchte Berliner Jude Harry Freudenthal wird völlig überraschend nominiert als Läufer für den Deutschland-Wettkampf mit dem (damals durchaus zeitgemäßen) Slogan: „Wir laufen für den Führer", der bereits zum 13. Male in Berchtesgaden gestartet wird und den Führerbunker von Adolf Hitler in Berlin als Ziel hat … klingt alles wirklich ziemlich grandios und tragikomisch. Ob das Buch tatsächlich alles hält, was es verspricht? Das können nur diejenigen entscheiden, die im Roman auf den über 500 Seiten mitlesen und mitlaufen – bis zum Finish am Montag, dem 30. April 1945 in Berlin!

Sylvain Laborde, Philip Furley, Lisa Musculus & Stefan Ackermann: Emotionale Intelligenz im Sport. Aachen 2017: Meyer & Meyer Verlag. 154 S.; 19,95 €

Dieses Buch stammt von einer Arbeitsgruppe von der Deutschen Sporthochschule Köln, die sich aus psychologischer und aus kognitionswissenschaftlicher Sicht mit der Relevanz des Themas speziell im und für den Sport wissenschaftlich auseinandergesetzt hat. Jetzt ist daraus ein Kompendium „Mit 25 praktischen Übungen für Mannschaften und Individualsportler" (so der Untertitel) entstanden. Drei Ziele werden dabei im Wesentlichen verfolgt: Es soll Empathie entwickelt werden, die Gefühle bei sportlichen Aktivitäten sollen gesteuert werden, um schließlich (noch mehr) Erfolge im Sport erzielen zu können. So ähnlich steht es jedenfalls schon auf der Titelseite … also: emotionale Intelligenz ein (neuer?) Erfolgsfaktor im Sport?

Uwe Mosebach: Sportgeschichte. Von den Anfängen bis in die moderne Zeit. Aachen: Meyer & Meyer Verlag. 638 S.; 58,- €

Dieses Buch ist mit über 600 Seiten das umfänglichste in der hier vorgestellten Auswahl – eigentlich klar, dass es sich dabei um ein historisches Werk handeln muss, das die lange Geschichte des Sports von den Anfängen bis in die griechische Antike hinein genauso nachzeichnet wie die Entstehung des modernen Sports in England bzw. die Turnbewegung in Deutschland. Weitere Abschnitte beschäftigen sich speziell mit Frauen im Sport, mit dem Wintersport, mit dem Wettkampf zwischen den Großmächten USA und UdSSR im Kalten Krieg etc. Das voluminöse Werk endet in Kapitel 17 mit den „Veränderungen und Trends im modernen Sport".

Bettina Schumann-Jung: Sportlerinnen schreiben Geschichte. Hildesheim 2017: arete. 152 S.; 18,- €

Dieses Buch versammelt Porträts von Frauen, die den Sport erobert haben. Die Autorin, eine Kunsthistorikerin, die heute als Redakteurin arbeitet, hat sie im Vorwort selbst als Gipfelstürmerinnen und Grenzgängerinnen, als Ballspielerinnen und Botschafterinnen, als Läuferinnen und Luftakrobatinnen bezeichnet. Von wem die Rede ist? Zum Beispiel von: Steffi Graf und Birgit Prinz, von Marika Kilius und Rosi Mittermaier, von Gretel Bergmann und Birgit Fischer, aber auch von Constance Applebee (1873-1981), jener Engländerin, die das Hockeyspiel in die USA brachte und dort die Zeitschrift „The Sportswoman" gründete. Sie alle eint, dass sie mit dem Sport ihrem Leben völlig neue Impulse gegeben haben – zur Nachahmung empfohlen, nicht nur von Frauen!

Ilija Trojanow: Meine Olympiade. Ein Amateur, vier Jahre, 80 Disziplinen. Frankfurt 2016: S. Fischer. 336 S.; 22,- €

Dieses Buch handelt vom Selbstversuch des Autors. Er hatte damit begonnen, für die 80 Disziplinen aus 23 Sportarten (ausgenommen die Mannschaftsspiele) der Olympischen Sommerspiele zu trainieren und darin zu wettkämpfen. Sein ehrgeiziges Ziel für die zählbaren Disziplinen lautete dabei, jeweils halb so gut abzuschneiden wie die Goldmedaillengewinner von London. Ilija Trojanow kam auf diese Idee, als er die Olympischen Spiele 2012 via Bildschirm verfolgte. So verwandelte er sich vom Voyeur zum Akteur und lernte, sich selbst voller Glück zu besiegen. Wer sich also schon mal auf Tokio 2020 einstimmen möchte, hat Zeit genug, um Ilija Trojanow nachzueifern, zumindest schon mal in Gedanken mit der Lektüre des Buches, das nun auch als Taschenbuch vorliegt.

Michele Ufer: Flow Jäger. Motivation, Erfolg und Zufriedenheit beim Laufen. Bielefeld 2017: Delius & Klasing. 160 S.; 24,90 €

Dieses Buch geht zurück auf eine sportpsychologische Doktorarbeit. Sie beschreibt die inzwischen auch im Sport populäre Theorie des Flowerlebens, die einst von Csikszentmihalyi erfunden wurde. Der Autor hat dazu eine Befragung mit 600 Extremsportlern während ihrer ausdauernden Wettkämpfe durchgeführt und präsentiert im Buch den Ertrag anschaulich und verständlich in Wort und Bild: Atemberaubende Fotos vom einsamen Unterwegssein als Athlet machen Appetit auf das eingangs ausgegebene Motto: „Let's flow together" (S. 10).

Philipp Winkler: Hool. Roman. Berlin 2016: aufbau. 314 S.; 19,95 €

Dieses Buch gelangte auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2016 und wurde mit dem Literaturpreis der ZDF-Kultursendung aspekte ausgezeichnet. Wann hat es jemals zuvor soviel zeitnahe Würdigung ist für einen sportbezogenen (Debüt-) Roman gegeben? Bei Hool geht es um Hooligans – ganz genau um Heiko Kolbe, der als Hauptfigur der Hooliganszene von Hannover 96 angehört und gleich im ersten Kapitel mit rotem T-Shirt und Mundschutz unterwegs ist, um in einem Waldstück hinter Olpe auf die Kölner zu treffen. Inzwischen gibt es von dem erfolgreichen Buch schon eine Theaterbearbeitung.

Prof. Detlef Kuhlmann

Hinweis: Der Autor hat selbst jüngst ein kleines „Jahrhundertwerk" herausgegeben: „100 Jahre Handball" versammelt 50 literarische, historische, biografische, feuilletonistische und journalistische Texte zum Handballspiel, darunter solche von Nadine Angerer, Heiner Brand, Waldemar Hartmann, Dora Heldt, Wolfgang Herrndorf, Christoph Hein, Bernhard Kempa, Stefan Kretzschmar, Willi Lemke, Siegfried Lenz, Hajo Schumacher, Uwe Seeler und Dagur Sigurdsson mit ihrer Affinität zu diesem Sport, der am 29. Oktober 1917 in Berlin erfunden und von Turnerinnen dort erstmal gespielt wurde. Das Buch ist bereits in der DOSB-PRESSE (Ausgabe Nr. 41 vom 10. Oktober 2017) vorgestellt worden.

Detlef Kuhlmann (Hg.): 100 Jahre Handball. 50 handverlesene Texte zum Spiel. Hildesheim 2017: arete. 216 S.; 16,80 €

 

 

 

author: GRR

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