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2016

Edward Brooke-Hitching: Enzyklopädie der vergessenen Sportarten. ©Verlagsbuchhandlung Liebeskind

Bücher zu Weihnachten … 13 Lese-Vorschläge für den Gabentisch von Prof. Detlef Kuhlmann

By GRR 0

Arbeitsfreie Tage zwischen Weihnachten und Neujahr müssen niemanden per se vom Sport-treiben abhalten – manche mögen sie aber auch verstärkt zum Lesen von Büchern über Sport nutzen.

Hier sind ein paar Vorschläge, die sich ggf. auch als eine passende Geschenkidee für ein festliches Buchpräsent mit Sport eignen. Dabei handelt es sich lediglich um eine „kleine" Auswahl von nur 13 neueren Büchern, die sich dadurch auszeichnen, dass alle Titel in diesem Kalenderjahr erschienen, also fast noch druckfrisch sind.

Die Auflistung ist kein „Ranking", sie folgt lediglich nach dem Alphabet der Namen der Autorinnen und Autoren:

Matthias Brandt: Raumpatrouille. Geschichten. Köln 2016: Kiepenheuer & Witsch. 174 S.; 16,99 Euro

Dieses Buch ist eigentlich gar kein Buch vom Sport. Es bringt Geschichten einer Kindheit in Bonn in den 1970er Jahren. Eine dieser Geschichten handelt aber interessanterweise über „Sport und Musik" (Überschrift). Darin geht es um die größte Leidenschaft des Autors: Fußball … und um sein (wahrlich nicht unbedingt bundesligataugliches) Talent als Torwart. Wer ist noch mal Matthias Brandt? Richtig: der Sohn von Willy Brandt und einer der bekanntesten deutschen Schauspieler der Gegenwart.

Edward Brooke-Hitching: Enzyklopädie der vergessenen Sportarten. München 2016: Verlagsbuchhandlung Liebeskind. 200 S.; 29,- Euro

Dieses Buch ist ein Lexikon über die Entwicklung von Sportarten – genauer über solche, die kaum noch jemand kennt, weil sie niemand mehr betreibt. Oder wer hat schon mal Autopolo oder Eistennis gespielt oder verfügt über Erfahrungen im Fassspringen oder im Luftgolf? Oder wie wäre es (mal wieder) mit Codeball, das in den 1930-er Jahren als Mischung aus Golf und Fußball in Amerika populär war – ganz zu schweigen vom Ski-Ballett, das bei den Olympischen Winterspielen in Calgary 1988 sogar zu den Demonstrationssportarten gehörte. In diesem Buch, das Matthias Müller aus dem Englischen übersetzt hat, werden rund 100 Sportarten auf jeweils zwei bis drei Seiten und teilweise mit Fotos und Zeichnungen in Erinnerung gerufen.

Frank Buschmann: Einfach mal frei Schnauze. Hamburg 2016: Edel. 316 S.; 16,95 Euro

Dieses Buch enthält Interviews mit „den Großen des Sports" (Teil des Untertitels). Das sind u.a. Thomas Müller, Robert Harting, Moritz Fürste, Stefan Kretzschmar und Toni Kroos. Geführt hat die Gespräche der bekannte Fernsehjournalist Frank Buschmann. Fragt sich nur, warum bei „Buschi" keine Sportlerinnen zu den „Großen des Sports" gehören.

Holger Gertz: Das Spiel ist aus. Geschichten über das Verlieren. München 2016: Deutsche Verlags-Anstalt. 240 S.; 16,99 Euro

Dieses Buch enthält insgesamt 24 Geschichten über tragische Helden im Sport, die zuerst in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht wurden, wo der Autor als Reporter tätig ist. Der Reihe nach geht es um „Glückssucher" und um „Kampfplätze", um „Verführte" und Geschlagene", das jeden-falls deuten die Kapitel-Überschriften an. Dabei treten keineswegs nur Fußballspieler (wie Hans Krankl und Bastian Schweinsteiger) auf, es werden auch die sportlichen Schicksale u.a. Peter-Michael Kolbe und Franziska van Almsick thematisiert.

Gunter Gebauer: Das Leben in 90 Minuten. Eine Philosophie des Fußballs. München 2016: Pantheon. 320 S.; 14,99 Euro

Dieses Buch erklärt uns das Fußballspiel – aber weder im technisch-taktischen noch im trainingswissenschaftlichen Sinn. Der Berliner Sportphilosoph, der selbst auf eine Karriere als Leichtathlet zurückblickt, erzählt uns den Stoff, aus dem die Spiele sind: Wie kommt das Spiel zustande, das aufm Platz entschieden wird?

Oliver Hilmes: Berlin 1936. Sechzehn Tage im August. München 2016: Siedler. 304 S.; 19,90 Euro

Dieses Buch stand wochenlang auf den Bestsellerlisten und „ist die Geschichte eines einzigartigen Sommers" – nämlich dem des Jahres 1936. Es erzählt tageweise etwas davon, was sich während der Olympischen Sommerspiele vom 1. bis 16. August 1936 an ganz verschiedenen Schauplätzen (also nicht nur im Olympiastadion) in der Stadt abspielt hat. Wir werden u.a. mitgenommen in das Nachtleben und in Bars wie das Resi an der Jannowitzbrücke sowie die Sherbini-Bar und die Ciro-Bar oder auf die Dachterrassen des Eden-Hotels am Kurfürstendamm. Oliver Hilmes (geb. 1971) komponiert ein Potpourri, in dem Nazigrößen, prominente Olympia-Gäste, verfolgte Berliner Juden und nicht zuletzt auch Olympia-Teilnehmer aus aller Welt mitwirken bzw. zu Wort kommen.

Michael Horeni: Asphaltfieber. 2016: Baumhaus. 256 S.; 12,99 Euro

Dieses Buch wird nicht nur, aber vor allem jüngere Leserinnen und Leser begeistern. Der Autor Michael Horeni, Sportkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit Dienstsitz in Berlin, hat vor einigen Jahren eine Biografie über die (drei) Boateng-Brüder geschrieben, sein neues Buch erzählt ihre Geschichte als Jugendroman neu – mit dem 14-jährigen Sammy aus Neukölln als Hauptfigur.

Martin Kreutzer, Simon Weisdorf, Jakob Valling: Marathon zum Genießen. Die spektakulärsten Rennen der Welt und ihre kulinarischen Highlights. Hamburg 2016: spomedis. 224 S.; 24,95 Euro

Dieses Buch besteht eigentlich aus zwei Büchern: Es bietet einerseits einen kurzweiligen Überblick in Wort und Bild über die bedeutendsten Marathonläufe der Welt. Und es macht andererseits Appetit auf ausgewählte Speisen, die diesen Rennen speziell zugeordnet sind. Dazu gibt es jeweils Informationen zur Zubereitung. Wir können uns demnach entscheiden: Entweder Marathon laufen in Boston, Budapest oder Berlin oder nur so typisch speisen wie in …oder beides. Was passt da besser als „Steinzeitpizza" in Rom oder „Fish ‚n' Chips" in London?

Klaus-Hendrik Mester: Vom Stadion zur Arena. Wenn Herz und Seele verschwinden – eine Hommage an alte Pilgerstätten deutschen Fußballs. Hildesheim 2016: arete Verlag. 176 S.; 19,95 Euro

Dieses Buch ist eine nostalgische Zeitreise in insgesamt 22 Stadien in Deutschland, die uns vornehmlich durch die Austragung von Fußballspielen bekannt sind – nämlich von A wie Aachener Tivoli über K wie Köln und sein Müngersdorfer Stadion bis R wie das Ostseestadion in Rostock. Der Autor, dem wir schon ein Buch zum Ruhrgebiets-Fußball verdanken, ruft sie uns jeweils mit Texten und schönen historischen Fotos in Erinnerung.

Slatco Sterzenbach: Change als Chance. Veränderung erfolgreich gestalten. München 2016: Ariston. 288 S.; 16,99 Euro

Dieses Buch ist eines von denen, die vermutlich alle schon mal in der Hand gehalten haben: Sie wollen unser Leben verändern und zu einem besseren Leben anleiten. Dabei dürfen Empfehlun-gen für mehr Bewegung, Gesundheit, Fitness und Sport nicht fehlen. Das ist bei diesem Buch ebenso – mehr noch: Es ist sogar von einem Diplom-Sportwissenschaftler geschrieben, der einst als Lehramtsstudent für Sport und Deutsch an der FU Berlin begann und sich längst als Extrem-sportler, Weltrekordhalter, 17-facher Ironman-Finisher, als Bestsellerautor, mit Vorträgen und als Coach einen Namen gemacht hat.

Ilija Trojanow: Meine Olympiade. Ein Amateur, vier Jahre, 80 Disziplinen. Frankfurt 2016: S. Fischer. 336 S.; 22,00 Euro

Dieses Buch handelt vom Selbstversuch des Autors. Er hatte damit begonnen, für die 80 Disziplinen aus 23 Sportarten (ausgenommen die Mannschaftsspiele) der Olympischen Sommerspiele zu trainieren und darin zu wettkämpfen. Sein ehrgeiziges Ziel für die zählbaren Disziplinen lautete dabei, jeweils halb so gut abzuschneiden wie die Goldmedaillengewinner von London. Ilija Trojanow kam auf diese Idee, als er die Olympischen Spiele 2012 via Bildschirm verfolgte. So verwandelte er sich vom Voyeur zum Akteur und lernte, sich selbst voller Glück zu besiegen. Nach Rio 2016 müssen wir auf Tokio 2020 vier Jahre warten – Zeit genug, um Ilija Trojanow nachzueifern, zumindest schon mal in Gedanken mit der Lektüre des Buches.

Christine Thürmer: Laufen. Essen. Schlafen. Eine Frau, drei Trials und 12.700 Kilometer Wildnis. München/Berlin 2016: Malik. 288 S.; 16,99 Euro

Dieses Buch erzählt von einer Frau, die sich eine Auszeit im Beruf nimmt und beschließt, erst mal 4277 Kilometer zu wandern – auf dem Pacific Crest Trail von Mexiko nach Kanada. Obwohl sich die Autorin selbst als eher unsportlich bezeichnet, schafft sie diese Langstrecke und macht danach gleich weiter mit: „Laufen. Essen. Schlafen" – auf dem Continental Divide Trail und Appalachian Trail.

Philipp Winkler: Hool. Roman. Berlin 2016: aufbau. 314 S.; 19,95 Euro

Dieses Buch gelangte auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2016 und wurde mit dem Literaturpreis der ZDF-Kultursendung aspekte ausgezeichnet. Wann hat es jemals zuvor soviel zeitnahe Würdigung ist für einen sportbezogenen (Debüt-)Roman gegeben? Bei Hool geht es um Hooligens – ganz genau um Heiko Kolbe, der als Hauptfigur der Hooliganszene von Hannover 96 angehört und gleich im ersten Kapitel mit rotem T-Shirt und Mundschutz unterwegs ist, um in einem Waldstück hinter Olpe auf die Kölner zu treffen.

Prof. Detlef Kuhlmann

 

author: GRR

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