Bronze bei Leichtathletik-WM - Der Zauber der Gesa Felicitas Krause - Michael Reinsch, Peking in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ©Victah Sailor
Bronze bei Leichtathletik-WM – Der Zauber der Gesa Felicitas Krause – Michael Reinsch, Peking in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die Eltern wussten, dass Gesa Felicitas Krause unter einem guten Stern geboren ist. Zwei Tage nach ihrer Geburt ging er auf. „Dieter Baumann ist am 5. August 1992 Olympiasieger geworden“, erzählte die junge Läuferin nach ihrem größten Erfolg am Mittwochabend. „Ich bin am 3. August geboren. Meine Eltern haben gesagt, das sei mein Omen.“
Am Mittwoch wäre ihr in Peking beinahe etwas Ähnliches gelungen. Auf der Zielgeraden fand die Frankfurterin im Endlauf über 3000 Meter Hindernis in der Spitzengruppe die Lücke und attackierte. Zwar kamen die Kenianerin Hyvin Jepkemoi (9:19,11 Minuten) und die Tunesierin Habiba Ghribi (9:19,24) doch noch vor ihr ins Ziel, doch Platz drei, die Bronzemedaille, ist für eine Läuferin aus Deutschland geradezu eine Sensation.
Der Spurt Baumanns zum Sieg über 5000 Meter bei den Sommerspielen von Barcelona mit dem anschließenden Purzelbaum gehört zur kollektiven Erinnerung deutscher Sportfreunde und längst zum festen Erinnerungsschatz der 23 Jahre alten Läuferin.
Weil sie als Junioren- und U-23-Weltmeisterin ihr Talent mehr als deutlich zeigte, gehört sie seit der Weltmeisterschaft 2011 in Daegu zur Nationalmannschaft. Peking ist bereits ihre dritte WM. Bei den Olympischen Spielen von London 2012 erreichte sie das Finale und wurde Achte, nachdem sie kurz zuvor in Helsinki Dritte der Europameisterschaft geworden war. Mit zwanzig.
„Ich habe mir Tausende Rennen im Internet angeschaut“, erzählte Gesa Krause am Mittwoch. „Da denkt man dann: So einen Moment möchte ich auch mal erleben.“ Als es in Peking soweit war, freute sie sich schon auf die Wiederholung auf dem Bildschirm: „Wenn ich mir den Lauf mit ein paar Tagen Abstand im Internet ansehe, werde ich realisieren, was ich erreicht habe.“
„Wer nicht an den Zauber glaubt, wird ihn nicht finden“: Gesa Felicitas Krause.
Es ist der größte Erfolg ihrer Karriere. Die Tempoverschärfung auf den letzten Metern mitgehen zu können, sich durch die Lücke zu schlängeln, wie sie es beschrieb, das sei dem harten Training der letzten Monate geschuldet. Immer wieder hatte ihr Trainer Wolfgang Heinig sie ins Höhentraining geschickt, zuletzt nach Davos, immer wieder auch nach Kenia. Für den November ist schon das Zimmer in 2400 Meter Höhe gebucht. Bis zu zweihundert Kilometer läuft sie dort pro Woche.
Bronze ist fast wie Gold: Gesa Felicitas Krause nach dem größten Erfolg ihrer Laufbahn
„Als ich 2010 zum ersten Mal in Iten war, konnte ich nicht annähernd mithalten“, erzählt sie vom Trainingsaufenthalt im Läuferzentrum Kenias. „Jetzt habe ich ein Level erreicht, auf dem ich dort qualitativ hochwertig arbeiten kann.“ Und ihr erlaubt eine hervorragende Sprungtechnik, ohne Zeitverlust über die Hindernisse und den Wassergraben zu kommen. Der technische Aspekt, sagt sie, mache sie in der Weltklasse konkurrenzfähig.
Allein: Kenia, die Dopingfälle – welchen Eindruck hat sie? „Eine schwierige Thematik, die die ganze Leichtathletik belastet. Ich halte nicht jeden für gedopt, aber ich würde auch nicht für jeden die Hand ins Feuer legen“, sagt sie. Die Kontrollen wirkten hoffentlich abschreckend. „Ich hoffe, dass der Doping-Kampf, wie er in Deutschland herrscht, auch international voran getrieben wird.“
Nimmt alle Hindernisse im Flug: Gesa Felicitas Krause
Neben Härte, Höhentraining und Technik gibt es eine weitere Dimension des Talents Gesa Krause. Sie verrät es auf ihrem fleißig genutzten Twitter-Account. „Wer nicht an den Zauber glaubt, wird ihn nicht finden“, schreibt sie. Gesa Krause wird sich an den Zauber erinnern, denn jetzt ruft Olympia:
„Für Rio wird das Training nicht leichter werden“, sagt sie. „Das bringt der Sport mit sich, dass man immer härter trainieren muss. Mein Trainer muss neue Reize für die nächste Saison setzen. Das wird qualvoll werden.“
Michael Reinsch, Peking in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Mittwoch, dem 26. August 2015
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