Die Juniorinnen des DLV holen in der Teamwertung Bronze (li nach re). Alina Reh, Anna Gehring, Sarah Kistner, Konstanze Klosterhalfen und Tina Donder FOTO: Jens Priedemuth
Britisches Team im Wintersportort Borovets obenauf – Alina Reh verpasste Einzelmedaille – DLV-Mädchen setzten mit der Bronzemedaille die Medaillenbilanz bei Cross-Europameisterschaften fort – Wilfried Raatz berichtet
Packende Sprints gab es zum Abschluss der 21. Cross-Europameisterschaften im bulgarischen Wintersportort Borovets, die mit 480 Startern aus 34 Nationen die drittstärksten Titelkämpfe in der Geschichte seit 1994 waren.
In der Winterlandschaft oberhalb von Samokov wurde in 1350 m Höhe sowohl bei den Frauen (7.782 m) als auch bei den Männern (10.010 m) um die Medaillen gesprintet. Dabei erwiesen sich die letztjährige EM-Zweite Gemma Steel sowie der gebürtige Kenianer Kemboi Arikan für die Türkei als die Spurtschnellsten und somit neue Titelträger, die letztjährigen Meister Sophie Duarte und Alemayehu Bezabeh wurden als Fünfte und Dritte deutlich bezwungen.
Für die mit 25 Athleten angereiste deutsche Mannschaft gab es die erwartete Medaille bei den U20-Mädchen. Eine zweite Medaille verpasste die Jugend-Olympiade-Zweite Alina Reh als Vierte.
Die beiden Britinnen Gemma Steel und Kate Avery schenkten sich im Frauenrennen über 7782 m nichts, duellierten sich selbst nach ihrem entscheidenden Vorstoß auch bis auf die Ziellinie und wurden beide mit 28:27 Minuten notiert. Leichte Vorteile registrierte das Zielgericht letztlich für die neue Titelträgerin Gemma Steel. Die französische Vorjahressiegerin Sophie Duarte hatte als Fünfte dabei ebenso wenig Chancen auf eine Medaille wie auch die zweifache Cross-Europameisterin Fionnuala Britton (Irland) als Sechste. Die frühere Äthiopierin Almensch Belete (Belgien) verpasste hingegen bei Zeitgleichheit mit der Schwedin Meraf Bahta die Bronzemedaille denkbar knapp.
„Ich habe alles gegeben“, stand eine sichtlich zufriedene Simret Restle-Apel (PSV GW Kassel) im Ziel. „Für mich ist dieses ein gelungenes Comeback!“ Als Siebzehnte kehrte die Wiesbadenerin mit äthiopischen Wurzeln nach ihrer zweijährigen Dopingsperre auf die internationale Meisterschaftsbühne zurück. „Ich denke, dass ich gezeigt habe, was ich derzeit drauf habe.
Eigentlich schade, dass wir keine Mannschaft haben“ klang es mit einem Schuss Bedauern im Journalistenkreis.
Mit offensichtlicher Leichtigkeit zogen die drei gebürtigen Afrikaner Polat Kemboi Arikan, Ali Kasya (beide Türkei) und Alemayehu Bezahbeh (Spanien) dem großen Starterfeld auf und davon und hatten schon nach drei Runden einen Vorsprung von gut dreißig Sekunden. Eingangs der Schlussrunde starteten die beiden Kenianer die finale Attacke und spurteten auf der immer noch hart gefrorenen Zielgeraden um den Sieg mit dem etwas besseren Ende für den EM-Vierten über 10.000 m, Polat Kemboi Arikan. Als Schnellster der Verfolger erwies sich der Franzose Florian Carvalho vor dem Briten Ross Millington und dem Spanier Mohamed Marhum.
Der einzige deutsche Starter in dem Feld der 84 Starter war der Hindernisspezialist Benedikt Karus (LG Farbtex Nordschwarzwald), der sich nach dem Gewinn der Deutschen Hochschulmeisterschaft in Pforzheim in Tiburg qualifizierte – und die Nominierung mit einem guten 22. Rang rechtfertigte, ,eine knappe Minute hinter dem besten gebürtigen Europäer (Florian Carvalho). „Als Hindernisläufer liegen mir natürlich die Rhythmuswechsel und der wechselnde Untergrund. Bergab konnte ich super gut laufen, Am Ende konnte ich noch einmal richtig Druck machen, nachdem ich in der fünften und sechsten Runde einen kleinen Hänger hatte!“
Drei Runden lang lag Alina Reh im U20-Wettbewerb der Cross-Europameisterschaften im bulgarischen Wintersportort Borovets über 3 857 m auf Goldkurs, am Ende jedoch wurde die Jugend-Olympiazweite undankbare Vierte hinter der Türkin Emina Hatun Tuna und den beiden Britinnen Jessica Judd und Lydia Turner.
„Schade, am Ende konnte ich nicht mehr mitgehen. Ich war aber auch zwei Wochen krank mit Erkältung und Magen-Darm-Problemen, das war vielleicht aber auch mit ausschlaggebend!“
Die deutschen U 20-Läuferinnen holten auf dem gefrorenen tückischen Geläuf hinter Groß-Britannien (18) und Frankreich (64) mit 74 Punkten die Bronzemedaille und konnten damit zum sechsten Mal in Folge in diesem Wettbewerb eine Medaille gewinnen.
„Da war mehr drin“ gestanden unisono die deutschen Teambetreuer. „Mit einer veränderten Taktik hätte Alina eine Medaille gewinnen können!“ Mit Tränen in den Augen gestand Alina Reh (TSV Erbach) nach der Mannschafts-Siegerehrung mit sichtlicher Enttäuschung: „Ich konnte am Ende nur noch joggen. Dabei war das Tempo nicht zu hoch in den ersten Runden!“ Und zeigte trotz ihrer 17 Jahre persönliche Größe: „Ich hatte ein sehr gutes Jahr, da muss man auch einmal mit einer Niederlage umgehen können!“
Als zweitbeste deutsche Läuferin kam Sarah Kistner (MTV Kronberg) als Achtzehnte ins Ziel und bestätigte ihren Sieg beim Darmstadt-Cross. Mit der leider gestürzten Anna Gehring (SC Itzehoe/ 23.) und Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer Leverkusen/ 28.) sammelten die DLV-Starterinnen 74 Punkte, zehn Punkte hinter dem Silberrang. Für die Türkinnen mit der neuen Europameisterin Emine Hatun Tuna blieb hier nur der vierte Rang.
Mit einem überraschenden Ausgang endete das Rennen der männlichen U20 über 6085 m. Der noch eine Runde vor Schluss führende Russe Aleksandr Novikov wurde fehl geleitet, die türkischen Läufer hatten schon eine Runde zu früh den Spurt angezogen – und die lachenden Dritten waren die Italiener mit dem neuen Titelträger Yemaneberhan Crippa und dem Mannschaftsgold.
Ein bemerkenswertes Rennen lief Kidane Tewolde (SSC Hanau-Rodenbach), der sich nach einem zurückhaltenden Start immer weiter nach vorne laufen konnte und letztlich als 14. deutlich mehr als sein erklärtes Ziel „Top 30“ erreichen konnte. Mit Patrick Karl (TV Ochsenfurt) platzierte sich ein weiterer DLV-Läufer in der Verfolgergruppe mit Platz 20. Für das DLV-Team gab es Rang sieben, zu allem Missgeschick verlor mit Sebastian Hendel (LG Vogtland) eine Mannschaftsstütze schon nach 50 Metern einen Spike und musste aussteigen. .
Schlammverspritzt – und zufrieden. So zeigten sich die deutschen U23-Athleten nach zwei kräftezehrenden Rennen im stellenweise durch die herrliche Wintersonne aufgetauten Geläuf des ansonsten schneebedeckten Terrains von Borovets. Die deutschen U23-Frauen verpassten dabei mit 107 Punkten die Bronzemedaille gegen die Türkei (95) recht knapp.
Für die Männer gab es trotz des verletzungsbedingten Ausfalls von Jonas Koller Rang sechs.
„Das war mein härtestes Rennen, aber ich glaube, dass wir mit dem Erreichten zufrieden sein können“, so die eigentliche 1500 m-Läuferin Isabell Teegen (SC Rönnau). Und Tabea Themann (SV Molbergen) ergänzte: „Ich hatte eigentlich keine Vorstellung, wie es bei Europameisterschaften abgeht. Trotz der schweren Bedingungen haben wir uns aber gut geschlagen!“ Der Neuling zeigte aber ein couragiertes Rennen und lief letztlich als 19. mit dem besten DLV-Einzelresultat ins Ziel, dicht gefolgt von Maya Rehberg (SC Rönnau/ 21.). Das deutsche Team komplettierten Fabienne Amrhein (MTG Mannheim/ 28.) und Isabell Teegen (39.).
Zu einer Enttäuschung wurde das Rennen um den Titel für die U20- und U23-Vorjahresersten Emelia Gorecka (Groß-Britannien) und Amela Tercic (Serbien), denn diese kamen nicht über die Plätze zwölf und zehn hinaus. In einem dramatischen Rennen setzte sich die Britin Rhona Auckland knapp gegen Militsa Mircheva (Bulgarien) und die Russin Gulshat Fazlitdinova durch.
Mit einem Blitzstart hatte sich Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid) aus dem massiven Startgetümmel über die 7782 m lange Distanz heraushalten – und landete letztlich nach einer stabilen Renngestaltung auf dem 17. Rang. Auch Jannik Arbogast (LGR Karlsruhe) zeigte sich nach der Enttäuschung von Bukarest sichtlich zufrieden als 27. „Schade, mit Jonas hätten wir noch einen Platz gutmachen können. Hoffentlich ist nichts Gravierendes passiert!“ so der Karlsruher. In einer Bergabpassage war der Regensburger umgeknickt und musste medizinisch behandelt werden.
„Wir mussten ihn zur Sicherheit ins Krankenhaus transportieren lassen“, so DLV-Vizepräsident Matthias Reick. So mussten Marc Colin Steinsberger (TV Zell/ 33.) und Konstantin Wedel (LSC Höchstadt/ 45.) um jeden Punkt für die Mannschaft erkämpfen, die als Sechster dennoch die Erwartungen erfüllte.
An der Spitze dominierten überraschend deutlich die Russen. Mit Ilgizar Safiulin, Igor Maksimov und Vladimir Nikitin gab es einen Dreifach-Erfolg, natürlich auch die Grundlage für den Mannschaftssieg mit nur 16 Punkten vor Groß-Britannien (31) und Schweden (62).
Der hoch gehandelte Isaak Kimeli, ein Belgier mit kenianischen Wurzeln, wurde am Ende ziemlich durchgereicht und wurde letztlich nur Zwanzigster.
Wilfried Raatz
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