Brite Mo Farah will historische Lücke schließen- Vorschau auf die Langstreckenläufe bei den Europameisterschaftenin Barcelona (Teil 2)
Mo Farah will am Eröffnungstag der Leichtathletik-Europameisterschaften eine historische Lücke schließen. Trotz der großen Langstrecken-Tradition hat noch nie ein britischer Läufer den kontinentalen Titel über 10.000 m gewonnen. Wenn am kommenden Dienstag in Barcelona das 10.000-m-Finale gestartet wird, will der aus Somalia stammende Engländer diese Goldmedaille gewinnen.
Als großer Favorit geht der 27-jährige Mo Farah ins Rennen. Er führt die europäische Jahres-Bestenliste mit einer Zeit von 27:28,86 Minuten vor seinem überraschend starken Landsmann Chris Thompson (27:29,61) an. Vielleicht können die Briten also sogar zu zwei Medaillen laufen. In der 10.000-m-EM-Geschichte haben sie insgesamt bisher nur je zwei Silber- und Bronzemedaillen gewonnen. Es gibt also Nachholbedarf.
Mo Farah, der im Juni souverän den Europa-Cup über 10.000 m für sich entschied, dürfte während der zweiten Rennhälfte notfalls selbst dafür sorgen, dass das Tempo so schnell wird, dass er die besten Karten hat. Von den 5.000 m kommend – hier war er vor einem Jahr bei der WM als bester Europäer Siebenter –, hat er eine sehr starke Grundschnelligkeit.
Stark einzuschätzen sind sicherlich die iberischen Läufer, zumal sie die Hitze gewöhnt sind. Der aktuelle spanische 10.000-m-Meister Ayad Lamdassem dürfte die besten Chancen auf eine Medaille haben. Rui Silva ist der stärkste portugiesische Starter. Eine gute Rolle spielen könnte aber auch der junge Italiener Andrea Lalli.
Jan Fitschen (TV Wattenscheid) ist rechtzeitig wieder zurück, doch eine Titelverteidigung ist kein Thema für den Sensations-Europameister von 2006. Damals sorgte er für eine der größten Überraschungen während der Titelkämpfe von Göteborg. Doch seitdem plagte sich Jan Fitschen in erster Linie mit Verletzungen herum. Jetzt schaffte er immerhin neben Christian Glatting (TV Wattenscheid) und Filmon Ghirmai (LAV Asics Tübingen) die Qualifikation und führt mit 28:32,20 Minuten die deutsche Jahresbestenliste an. Doch die starke Konkurrenz der Briten und Südeuropäer lässt darauf schließen, dass es für Jan Fitschen schwer wird mit einer Platzierung unter den Top 10.
Nach dem 10.000-m-Finale wird Mo Farah entscheiden, ob er auch über 5.000 m antritt. Geht er an den Start, gehört er über diese Distanz ebenfalls zu den Favoriten. Dabei könnte es zu einem neuen Aufeinandertreffen mit dem Spanier Alemayehu Bezabeh kommen. Bei der Cross-EM im vergangenen Dezember hatte der aus Äthiopien stammende Bezabeh vor Farah triumphiert. Bei den Männern ist der Spanier, der nur wenige Worte Spanisch und kein Englisch spricht, die größte Gold-Hoffnung der EM-Gastgeber über die Langstrecken. Allerdings haben die Spanier auch Sergio Sanchez im Rennen, der in der Hallensaison über 3.000 m überraschte und Vize-Weltmeister in der Halle wurde.
Alemayehu Bezabeh führt mit einer Zeit von 12:57,25 Minuten die europäische Jahresbestenliste vor Mo Farah (13:05,66) an. Ein gutes halbes Dutzend Läufer folgt mit Saisonbestzeiten zwischen 13:11 und 13:24 Minuten. Sie haben ebenfalls Medaillenchancen.
Als einziger deutscher Starter hat sich Arne Gabius (LAV Asics Tübingen) für die EM qualifiziert. Das Finale zu erreichen, ist ein realistisches Ziel für den von Dieter Baumann trainierten Läufer. Im Endlauf allerdings wird Arne Gabius keine vordere Platzierung erreichen können.
Zu einem französischen Triumphlauf dürften die 3.000 m Hindernis werden. Hier ist Bob Tahri der Topfavorit und sein Landsmann Mahiedine Mekhissi-Benabbad der größte Konkurrent. Neben den spanischen Läufern dürfte sich unter anderen auch der Schwede Mustafa Mohamed eine Chance auf eine Medaille ausrechnen. Für den einzigen deutschen Läufer über die Hindernisse, Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB), wäre es ebenso wie für den Österreicher Martin Pröll ein Erfolg, das Finale zu erreichen.
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