Für Bolt mag der Saisoneinstieg ein Spaß gewesen sein, doch er wird, das bestätigte sein Trainer Glen Mills, die 400 Meter und damit den im August zwanzig Jahre alten Weltrekord des Amerikaners Michael Johnson (43,18) angehen - langfristig.
Bolt joggt, feixt und siegt – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Februar 2009 Der Saisoneinstieg von Sprint-Olympiasieger Usain Bolt erinnerte an seinen Triumph von Peking: Mit großem Vorsprung vor der Konkurrenz verfiel er ins Joggen und überquerte feixend die Ziellinie. Diesmal war es Jamaika, und Bolt lief am Samstagabend bei den Camperdown Classics in Kingston eine komplette Stadionrunde von 400 Metern – in 46,35 Sekunden.
Bolt startete gelassen, hatte die Konkurrenz, in der der jamaikanische Jugendmeister über 100 Meter, Yohan Blake, noch der Stärkste war, bei der Hälfte weit hinter sich gelassen und trudelte auf der Zielgeraden aus. Im Ziel tanzte der 22-jährige Sprinter nicht, sondern legte sich auf den Boden. Während er sich massieren ließ, gab Bolt Interviews. „An den letzten hundert Metern muss ich noch arbeiten“, sagte er amüsiert. „Ich bin nicht in der besten Form. Ich bin froh, dass ich durchgekommen bin.“ Sein Trainer Glen Mills war zufrieden: „Für uns sind 400 Meter immer hart. Im vergangenen Jahr war er genauso schnell.“
„Diesmal hatte ich mir Kraft für den Schluss aufgehoben“
Der Saisonbeginn auf der Stadionrunde ist eine jamaikanische Spezialität. Vor vierzehn Tagen gaben Asafa Powell und seine Trainingsgruppe im selben Stadion und ebenfalls über 400 Meter ihren Einstand. Powell, dessen Weltrekord von 9,72 Sekunden Bolt im vergangen Jahr zweimal unterboten hatte, gewann seinen Lauf in 47,75 Sekunden. „Für einen Sprinter nicht schlecht“, freute er sich. „Diesmal hatte ich mir Kraft für den Schluss aufgehoben.“ Vor einem Jahr war Powell zur Freude des Publikums so schnell gestartet, wie er konnte, kam aber nur 300 Meter weit und gab auf.
Für Bolt mag der Saisoneinstieg ein Spaß gewesen sein, doch er wird, das bestätigte sein Trainer Glen Mills, die 400 Meter und damit den im August zwanzig Jahre alten Weltrekord des Amerikaners Michael Johnson (43,18) angehen – langfristig. Zwar stehen, beginnend mit dem nächsten Wochenende, noch einige 400-Meter-Läufe auf dem Programm, doch frühestens 2010 soll Bolt erstmals international auf dieser Strecke starten.
Die Konzentration gilt in diesem Jahr der WM in Berlin
In diesem Jahr gelte seine Konzentration, so sagt sein Trainer, der Weltmeisterschaft in Berlin. Dort soll er, wie bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr, die Goldmedaillen über 100 und 200 Meter sowie mit der jamaikanischen Staffel gewinnen. Bolt hat als erster Läufer der Welt bei allen drei Olympiasiegen auch Weltrekorde aufgestellt: 9,69 und 19,30 Sekunden in den Sprints, 37,10 mit der Staffel.
Der immer noch von seiner Verwicklung in den Balco-Skandal belastete britische Sprinter Dwain Chambers dürfte seit dem Wochenende als Favorit der Hallen-Europameisterschaft Anfang März in Turin gelten. In Sheffield lief er über 60 Meter 6,51 Sekunden, so schnell wie in diesem Jahr bisher nur der Amerikaner Mike Rodgers. Chambers muss, weil er rückwirkend Doping mit Designer-Steroiden aus dem amerikanischen Labor Balco gestand, Prämien zurückzahlen, die er vom Welt-Leichtathletikverband erhalten hatte.
Er hat rund 150.000 Euro Schulden, die europäischen Veranstalter wollen ihn nicht verpflichten.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Montag, dem 16. Februar 2009