Wie bei den Frauen gibt es auch bei den Männern keine klaren Favoriten. Knapp 20 Athleten haben Chancen auf die Medaillen.
Bis zu 20 Läufer kämpfen um die Marathon-Medaillen im heißen Barcelona – Vorschau auf die Langstreckenläufe bei den Europameisterschaften (Teil 4)
Zu einer Hitzeschlacht dürfte auch der Marathon der Männer werden, der am Schlusstag der Europameisterschaften von Barcelona am kommenden Sonntag gestartet wird. Genau wie tags zuvor bei den Frauen beginnt der Lauf über die 42,195 km um 10.05 Uhr.
Schon vor einem Jahr bei den Weltmeisterschaften in Berlin hatten die Funktionäre bei den Marathon-Startzeiten keine Rücksicht auf das Wohl der Athleten genommen. Wieder hatten offensichtlich die Wünsche der TV-Sender Priorität, so dass die Athleten hinein in die Mittagshitze rennen werden. Dadurch ist der Ausgang des Rennens noch schwerer vorherzusehen.
Wie bei den Frauen gibt es auch bei den Männern keine klaren Favoriten. Knapp 20 Athleten haben Chancen auf die Medaillen. Entscheidend wird sein, wer mit der Hitze gut klar kommt und nach einem voraussichtlich lange Zeit eher verhaltenen Tempo auf dem letzten Abschnitt in der Lage ist, eine gute Grundschnelligkeit umzusetzen.
Die drei gemessen an den persönlichen Bestzeiten schnellsten Läufer im Feld weisen jeweils Ergebnisse von unter 2:08 Stunden auf. Doch Stefano Baldini, Viktor Röthlin und José Rios sind lange nicht mehr an ihre besten Zeiten herangekommen. Es wäre eine Überraschung, wenn sie in Barcelona in den Medaillenkampf eingreifen könnten. Titelverteidiger Baldini hatte seine Marathon-Karriere eigentlich nach Olympia 2008 beendet. Doch der Italiener – Olympiasieger im Marathon 2004 – startet noch einmal zu einem Comeback. Weder bei ihm noch bei Viktor Röthlin deuten die letzten Ergebnisse allerdings darauf hin, dass sie ganz vorne dabei sein könnten. Der Schweizer war 2007 und 2008 der stärkste europäische Marathonläufer, hatte dann jedoch große gesundheitliche Probleme und ist sicherlich noch nicht wieder in Topform.
Am ehesten ist aus dem schnellen Trio vielleicht noch José Rios zuzutrauen, in den Medaillenkampf einzugreifen. Der 36-jährige Spanier lief seinen schnellsten Marathon 2004 mit 2:07:42. Im vergangenen Jahr war der WM-Sechste über 10.000 m von 2001 immerhin Zweiter in Lake Biwa (Japan) mit 2:10:36. Die Spanier werden mit sechs Athleten an den Start gehen, was aufgrund der Europa-Cup-Teamwertung möglich ist. Jose Manuel Martinez (Bestzeit: 2:08:09 Stunden) könnte der stärkste von ihnen sein.
Auch die Portugiesen werden bei den zu erwartenden hohen Temperaturen sicherlich zu beachten sein. Alberto Chaica ist ihr voraussichtlich stärkster Läufer, der eine Bestzeit von 2:09:25 aufweist. Ebenfalls eine Rolle spielen können die Italiener Daniele Caimmi (Bestleistung: 2:08:59) und Ruggero Pertile (2:09:53) sowie die beiden Polen Henryk Szost (2:10:27) und Adam Draczynski (2:10:49).
Wenn es am kommenden Sonntag nicht zu heiß ist, kann es auch der Tag von Günther Weidlinger werden. Beim Wien-Marathon im April litt der Österreicher unter einem Wadenproblem und schleppte sich in 2:14:05 Stunden ins Ziel. In Frankfurt hatte er im vergangenen Oktober mit 2:10:47 dagegen eine überzeugende Leistung gezeigt, die eher als Maßstab dient.
Es sollte angesichts der zahlreichen Läufer mit Chancen auf einen Podiumsplatz ein spannendes EM-Rennen werden. Für die drei deutschen Starter Falk Cierpinski (SG Spergau/Bestzeit: 2:13:30), Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen/2:13:42) und Tobias Sauter (SG Spergau/2:17:27) ist eine vordere Platzierung dagegen nicht realistisch. Für sie gilt es, weitere internationale Erfahrungen zu sammeln. Ein Rang unter den besten 25 wäre schon eine ordentliche Platzierung.
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