Symbolbild: Wintersport - Engadiner skimarathon 2017 - Foto: : swiss image.ch - Andy Mettler
Biathlon – ein überdimensioniertes Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel – Von KLAUS BLUME
Am Freitag wunderten sich die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Geschichts-Professors in Kiel über dessen Hinweis: „Am Nachmittag wünsche ich keinerlei Störung, dann schaue ich nämlich Biathlon.“
Ob Geschichts-Professor oder pensionierte Mathematik-Lehrerin, ob Elektriker oder Bilanz-Buchhalter – Biathlon schlägt sie alle in Bann. Im Jahr 2021 gab es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 67,44 Millionen Personen, denen Biathlon bekannt war.
Davon interessierten sich rund 8,8 Millionen ganz besonders für diese Sportart. Das erfragte die Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse, kurz auch AWA genannt.
Doch was fasziniert vor allem die Deutschen, und noch dazu im Fernsehen, am Biathlon?
Hier, so sagen die TV-Macher, erlebe der Zuschauer in Großaufnahme und anschließend in Zeitlupe genüsslich mit, wie daneben geschossen wird – und wie sich der Schütze hinterher grämt. Da fiebere jeder mit, weil es danach ständig Veränderungen im Feld gibt. Biathlon funktioniere demnach wie ein überdimensionierts Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel: Du wähnst dich bereits auf der Siegerstraße, da verweht eine Windböe den wichtigsten Schuss.
Eine andere These besagt: Es sei die Kombination aus eigentlich zwei völlig unterschiedlichen Sportarten, dem Skilaufen und dem Schießen. Biathlon sei deshalb nicht so einförmig und wohl auch deswegen so populär geworden.
Eine dritte These besagt obendrein, dass der Zuschauer beim Biathlon sein Faible fürs Militärische ausleben kann – und das auch noch ohne schlechtes Gewissen. Früher hieß Biathlon ja mal Militärpatrouillenlauf, und manche behaupten, das kriegerische Element sie noch heute spürbar.
Mittlerweile ist Biathlon zum Event geworden, mit dem viel Geld verdient wird.
Für ein gewonnenes Weltcuprennen erhält der Sieger 11.000 Euro. Der Zweite bekommt immerhin noch 8.000 Euro, der Dritte 5.500 Euro. Angenommen, jemand schafft es, bei einem Weltcup alle sechs Disziplinen für sich zu entscheiden, kommt er auf 66.000 Euro.
Also: Biathlon lohnt sich und bereitet vor allem im Fernsehen dem Zuschauer nichts weiter als reines Vergnügen.
Was will er mehr?
Klaus Blume
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