Bewegung auch am Roten Meer – Ägyptens Laufbewegung hat sich etabliert. Im Lagunenstädtchen El Gouna fand sie ihre Fortsetzung – mit einem kleinen Jubiläum. Klaus Weidt berichtet

Ich freue mich jedes Mal, wenn ich im November eine Mail vom Roten Meer erhalte. Denn dann hat sich wieder einiges bewegt.

Dass die Ägypter trotz vielfach hoher Temperaturen ins Laufen gekommen sind, ist vor allem dem 1994 ins Leben gerufenen Ägypten-Marathon zu verdanken. Geburtshelfer waren damals deutsche Lauforganisatoren. Bekanntlich feierte dieser im Januar seinen 30. Geburtstag. Dass sich das Laufen, vor allem in der ägyptischen Frühjahrs- und Herbstzeit, durchgesetzt hat, ist auch den neu gegründeten Club der Cairo Runners und der Event-Agentur The Tri Factory zu verdanken.

Vor 20 Jahren sprach mich in Luxor ein deutscher Hoteldirektor und leidenschaftlicher Läufer aus El Gouna am Rand des Ägypten-Marathons an. Ob ich nicht mit ihm in seinem beliebten Lagunenstädtchen am Roten Meer einen Halbmarathon oder kleinere Runden mitentwickeln könnte. Ich konnte. Dank der sofortigen Mithilfe des Stendaler Organisatoren-Paares Gerd und Liesel Engel und einem Sponsoring des Eigentümers von El Gouna, der Baufirma Orascom vom Kairoer Unternehmer Samih Sawiris.

Kurz vor dem Ziel – Foto: Veranstalter

2004 wurde so der erste El Gouna Run gestartet.

Vom Hotel Steigenberger zum Meer und zurück – über 5 und 10 Kilometer. Die Resonanz war beachtlich. Nicht nur Touristen nahmen teil, sondern auch Bewohner und Kinder aus den Schulen. Dreimal organisierten wir dieses neue Event noch danach, erweitert mit einer Halbmarathonstrecke. El Gouna, bekannt auch als „Perle am Roten Meer“, wurde im November ein sportlicher Anziehungspunkt. Selbst für das 25 Kilometer entfernte Hurghada. Die Einfälle überschlugen sich.

Die ansässigen Beduinen ritten auf Kamelen an und umrahmten Start und Ziel, nunmehr an der neuen Marina, mit Pfeifen und Trompeten. Hotels bauten ihre Stände auf und boten Kaffee und Kuchen an. Kostenlos für jeden, der hier das Ziel erreichte.

Nach vier El Gouna-Läufen schien allerdings ohne unsere weitere Mitwirkung das neue Laufunternehmen am blauen Roten Meer keine Fortsetzung zu finden. Bis die Cairo Runners nach einigen Selbstversuchen zuschlugen und 2019 mit den Organisatoren von The Tri Factory den Run zum El Gouna Halbmarathon entwickelten. Mit einem 1-Kilometer-Lauf für die Kleinsten, 5- und 10- Kilometer-Rennen für Einsteiger und Fortgeschrittene sowie als Höhepunkt einen „Halben“ kreuz und quer durch den reizvollen Lagunen-Ort.

Rechnet man alle bisher ausgerichteten El Gouna-Läufe zusammen, wäre der diesjährige im November als Nr. 10 bereits jubiläumsreif gewesen. Die Veranstalter konnten sich über die Resonanz und die Anteilnahme jedenfalls freuen.

Dass der Engländer Andrew Warbuton die 21,1-km-Distanz in 1:13:18 gewann, war zwar mit viel Beifall bedacht worden, doch genauso wurden die Schüler und Oldies geehrt.

So auch der Deutsche Horst Geppert, der mit 83 Jahren durchs Ziel lief.

Für viele Ägypter ist es noch ein Phänomen, in diesem Alter so auf dem Laufenden zu sein…

Nun läuft es im Land an Nil und Meer weiter. Im Dezember folgt ein Pyramiden-Halbmarathon in Kairo. Ende Januar bereits der 31. Ägypten-Marathon in Luxor. An die 10 Laufveranstaltungen wird es 2024 geben.

Die erste bildlich dargestellte Läuferin in der Welt war übrigens die Königin Hatschepsut vor 3500 Jahren gewesen. Kultläufe sollten in jener Zeit die Fitness der Pharaonen bezeugen. Nun knüpfen ihre Nachfahren an…

Klaus Weidt

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