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Betrug ohne Konsequenz? Hartings Schrei – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Rumgeeiere ist nichts für Robert Harting. Russen raus, fordert er von Internationalem Olympischen Komitee und Welt-Anti-Doping-Agentur.
Wenn saubere Athleten sich bei den Olympischen Spielen in Rio mit Mitbewerbern und Konkurrenten aus dem zentralistisch gesteuerten Doping-System messen müssten, warnt er, wäre dies eine Respektlosigkeit. Er ist vielleicht die lauteste, gewiss aber nicht die einzige Stimme, die fordert, dass die Flut von Skandalen endlich Folgen haben müsse.
Seit Julija Stepanowa und ihr Mann Witali vor zweieinhalb Jahren im deutschen Fernsehen systematisches Doping in der russischen Leichtathletik entlarvt haben, reißt die Kette nicht ab.
Jüngster Befund: Die neuerliche Analyse von Proben der Olympischen Spiele 2008 und 2012 ergibt eine Trefferquote von fast zehn Prozent; beinahe jeder zweite Doper kommt aus Russland.
Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass es nicht nur juristische Gründe sind, aus denen Verbandsfunktionäre der Forderung des russischen Sportministers Mutko und der russischen Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa folgen, dass nur Athleten gesperrt werden dürften, denen individuelle Schuld nachgewiesen werden kann. Es ist die Mär vom schwarzen Schaf. Dabei ist ganz offensichtlich, dass – um im Bild zu bleiben – die Leithammel vom rechten Weg abgewichen sind.
Das Lamento, dass die völkerverbindende Wirkung Olympischer Spiele nicht durch Kollektivstrafen untergraben werden dürfe, hat schon eingesetzt.
Dabei wird von der einen Kommission noch aufgeklärt, ob nicht auch Schwimmer und andere es in Russland genauso toll trieben wie die Leichtathleten, von der anderen, wie genau die Russen in Sotschi die Doping-Proben ihrer Athleten austauschten und ob sie es nicht auch bei den Weltmeisterschaften der Schwimmer und der Leichtathleten in ihrem Land taten.
Nebenbei kommt raus, dass sich etwa ein Dutzend Sportverbände von Doping-Kontrollen außerhalb von Wettkämpfen verabschiedet haben.
Es ist nicht die besondere Dreistigkeit der Russen beim Lügen und Betrügen, es ist die Inkonsequenz der Sportorganisationen, die offenkundige Inhaltsleere solcher Phrasen wie der von null Toleranz, welche die verheerende Wirkung der Doping-Skandale noch verstärkt.
Wer ungestraft Doping-Hotspots in Kenia und Marokko, in der Ukraine und in Weißrussland aufflammen lässt, der legt sich schon gar nicht mit dem russischen Sport und dessen Patron Putin an.
Dabei ist, wie auch die Empörung von Andrea Gotzmann zeigt, der Vorstandsvorsitzenden der deutschen Nada, das Maß längst voll.
Harting klingt, als haue er mit der Faust auf den Tisch. Dabei schreit er um Hilfe.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Mittwoch, dem 1.06.2016
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