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02
04
2008

Und bezog seine harte Kritik auf die Nominierung von lediglich einer einzigen Starterin (Susanne Hahn/ Saarbrücken). Damit war der DLV wie schon in den vergangenen Jahren seiner Linie treu geblieben und hatte wie nun in Edinburgh Einzelstarter zum Weltchampionat geschickt.

„Beschämend“ – IAAF-Präsident Diack kritisiert Deutschland wegen seiner Cross-Politik vor der Weltpresse bei den Cross-Weltmeisterschaften

By GRR 0

Als „beschämend“ bezeichnete Lamine Diack, der Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF bei der Pressekonferenz der Cross-Weltmeisterschaften in Edinburgh, die Präsenz des Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), der zu den größten und leistungsstärksten Verbände innerhalb der IAAF zählt.

Und bezog seine harte Kritik auf die Nominierung von lediglich einer einzigen Starterin (Susanne Hahn/ Saarbrücken). Damit war der DLV wie schon in den vergangenen Jahren seiner Linie treu geblieben und hatte wie nun in Edinburgh Einzelstarter zum Weltchampionat geschickt. Dies war in Fukuoka (2006), St. Galmier (2005) und Brüssel (2004) nicht anders, in Lausanne-La Broye (2003), Dublin (2002) und Ostende (2001) fehlten deutsche Läufer gänzlich.

Die deutsche Haltung ist jedoch kein Einzelfall. Das ganze Ausmaß des europäischen Desinteresses bzw. Desorientierung wurde natürlich in den Mannschaftsergebnissen deutlich, zumal diese bei der Schaffung dieses Querfeldein-Championats 1973 im Vordergrund standen und im Laufe der Jahre zugunsten der Topstars wie John Ngugi, Paul Tergat, Haile Gebrselassie oder nun Kenenisa Bekele eher in den Hintergrund gerückt sind. Auf schottischem Boden standen in den vier Konkurrenzen drei bzw. vier Teams in der Wertung. Zu wenig für einen Kontinent, der einstmals 85 Prozent der Teilnehmer gestellt hatte, inzwischen aber in der Umkehrung es gerade auf einmal 30 Prozent bringt.  

Um diese Situation zu ändern, bedarf es keineswegs nur dem guten Willen der einzelnen Länder, sondern auch an den Athleten und deren Trainer und Berater. Denn es bleibt unweigerlich die Frage, wie lässt sich ein Athlet zur Teilnahme motivieren, wenn wie in Edinburgh selbst ein Weltklasseathlet wie der Australier Craig Mottram als bester weißer Läufer auf Rang 31 lediglich landet und alleine Spaniens Carlos de la Ossa als 24. die Fahnen Europas unter den besten fünfzig Läufern weltweit einnehmen darf. Die DLV-Läuferin Susanne Hahn rangierte als respektable 33. unter einer separaten Europawertung auf Platz fünf.

Die Reaktion Diacks zeigt aber auch die Dünnhäutigkeit der IAAF-Spitzenfunktionäre, die sich um die Zukunft des Crosslaufes weltweit, insbesondere aber um die in Europa ihre Sorgen machen. Aus Marketing-Gesichtspunkten ist eine derartige WM wie die in Edinburgh angesichts der Überlegenheit der unzähligen, zweifellos lauftalentierten Nobodies aus Afrika in den einstigen Leichtathletik-Kernländern nicht mehr zu „verkaufen“.
 
Mit einem internationalen Vergleich hätte Alexander Hahn gerne den Crosswinter 2007/08 abgeschlossen, doch beim DLV wollte man dem zweifellos Cross begabten Leverkusener selbst bei eigener Kostenübernahme keinen Einzelstart bei den Cross-Weltmeisterschaften zugestehen. Das ist schon enttäuschend“, gestand der 19jährige nach einer Glanzvorstellung in Ohrdruf ein, bei der er wie im Vorjahr Sieger der U20-Jugend geworden war.

„Aber ich bin noch jung und mein Saisonziel sollen die Junioren-WM in Bydgoszcz sein. Da möchte ich ins Finale. Das wird schwer genug!“ zeigte sich der 19jährigen Bürokaufmann-Azubi letztlich im Thüringischen eher einsichtig. Das zumindest wäre einer für ein deutsches Nachwuchsteam bei den Cross-Weltmeisterschaften in Edinburgh gewesen.

Das überzeugende Auftreten der DLV-Junioren im Vorjahr in Mombasa als bestes europäisches Team auf Rang zwölf ist demzufolge als Sonderfall abzuhaken. „Das geben unsere Nominierungsrichtlinien nicht her“, hatte schon Bundestrainer Detlef Uhlemann in Ohrdruf abgewehrt. Damit auch keine Chance für eine Mannschaft, die sich freilich im letzten Drittel der insgesamt fünfzehn klassierten Nationen wieder gefunden hätte, dafür aber sicherlich in punkto Erfahrung und Erlebnis eine Medaille gewonnen hätte.

Eine zudem preisgünstig eingekaufte Erfahrung, denn Edinburgh ist weitaus günstiger erreichbar als es Nairobi bzw. Mombasa gewesen war.

Wäre da nicht die Sache des Prinzips gewesen …

Wilfried Raatz 

author: GRR

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