Bernd Hübner erhält das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ©Horst Milde
Bernd Hübner erhält das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
Heute erhielt Bernd Hübner das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland durch den Staatssekretär Andreas Statzkowski in Berlin überreicht.
Im Namen der Berliner Laufgemeinde gratulieren wir Bernd Hübner und seiner Frau Monika recht herzlich zu dieser außergewöhnlichen Auszeichnung.
Bernd Hübner hat sich um den Laufsport und den BERLIN-MARATHON in außerordentlicher Weise verdient gemacht. Der folgenden Laudatio brauchen wir nun nichts mehr hinzuzufügen – alles wird gesagt.
GRATULATION lieber BERND!
Horst Milde und Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
"Sehr geehrter Herr Hübner, sehr geehrte Frau Hübner, sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie sehr herzlich hier im Turmfoyer. Normalerweise finden Ehrungen in unserem Tagungsraum statt, aber aufgrund der reichlichen Anzahl Ihrer Gäste findet die Ehrung heute an diesem außergewöhnlichen Ort statt.
Dies ist aber nicht das Einzige, was heute außergewöhnlich ist. Normalerweise schlägt eine Person eine andere – die sie für verdienstvoll hält – für eine Ordensauszeichnung vor. Bei Ihnen Herr Hübner waren es gleich zwei, die völlig unabhängig voneinander die Anregungen einreichten. Dies ist etwas, was äußerst selten vorkommt.
Herr Hübner, ich bin mir sicher, dass dieser Tag Ihnen als ein ganz besonderer in Erinnerung bleiben wird. Schließlich ist die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande durch den Bundespräsidenten ein ganz besonderes, herausragendes Ereignis.
Diese Ehrung wird nur sehr wenigen Menschen zuteil, nämlich Menschen,
• die sich in außerordentlicher Weise für andere eingesetzt haben
• die in ihrem Wirken ein Vorbild für die Gesellschaft sind
• die durch ihre Taten und Leistungen Gutes für unser Land bewirkt haben.
Sie, Herr Hübner, sind so ein besonderer Mensch. Und ich möchte noch einmal die
wichtigsten Punkte Ihres Wirkens aufführen:
• Den Grundstein für Ihre sportlichen Aktivitäten legten Sie während Ihrer Berufsschulzeit in einer freiwilligen Schülersportgemeinschaft in der Ruderriege der Fernmeldeschule. Später wechselten Sie dann zum Berliner Ruder-Verein von 1876 und wurden 1970 Deutscher Vize-Meister im Achter.
• Mit Beginn der Volkslaufbewegung wechselten Sie zu den Leichtathleten des SC
Charlottenburg. Sie stellten aktiv Kontakte zu anderen Laufinteressierten her, betreuten
und organisierten diese weiter und trugen so zum Erfolg des Breitensports in diesem
Bereich bei.
• Laufen wurde für Sie zum bedeutenden Lebensinhalt nicht nur für sich, sondern auch für
unzählig andere, indem Sie ganzen „Heerscharen“ gesundheitsförderndes Laufen nahelegten. Und dies aus Überzeugung.
• 1990 organisierten Sie mit Ihrer Frau Monika – die ich hier auch recht herzlich begrüßen
und danken möchte denn ohne den Rückhalt in der Familie kann man diese Leistungen, die Sie erbracht haben nicht schaffen – gemeinsam den sehr bekannten und beliebten
Runners Point Havellauf.
Für viele Menschen Berlins schönster Landschaftslauf. Herr Hübner, Sie sind nicht nur der Initiator, Organisator und Ideengeber dieser Veranstaltung, sondern wurden im Laufe der Zeit Bezugspunkt, Ansprechpartner, Kummerkasten und sogar Ehestifter. Dieser Volkslauf hat für die Teilnehmenden schon einen Kultstatus.
Mit Rücksicht auf die Strecke und die Natur bis zum Schloss Glienicke und zurück ist die
Teilnehmerzahl auf 800 limitiert. Meist sind diese Plätze schon weit im Vorfeld ausverkauft. Traditionell endet dieser Lauf mit einer großen Tombola, die Gerüchten zu folge länger als der eigentliche Lauf dauern soll. Mit dem 25 Jubiläum im letzten Jahr gaben Sie die Organisation des Havellaufs an den Verein Pro Sport Berlin ab.
• Sie haben den größten privaten Lauftreff Berlins – den LT Bernd Hübner – ins Leben gerufen.
An sieben Tagen in der Woche ist hier jeder ohne jegliche Verpflichtung herzlich
willkommen. Dabei muss man aber nicht unbedingt in Berlin zu Hause sein. Auch
Kurzzeitbesucher sind gern gesehene Gäste. Hier entstehen seit vielen Jahren
Freundschaften und eine große Gemeinschaft hat sich gebildet. Hier werden Sie Herr
Hübner liebevoll Hübi gerufen und hoch geschätzt, weil Sie sich ganz selbstverständlich
für gemeinsames Erleben, für Toleranz, Verständnis und Fairness einsetzen. Sie haben
ein Spektrum geschaffen, in dem sich Menschen für den Augenblick des Sports wohlfühlen und den Alltag zeitweise abstreifen können.
• Bei Ihren Lauftreffs sind Ihnen auch immer wieder der ganzheitliche Gedanke und Aspekt des Sporttreibens wichtig. Sie achten sehr darauf, dass sich die Aktiven in allen
Leistungsklassen, vom Anfänger über den Freizeit- bis hin zum Spitzenläufer aus
sportpädagogischer und sportdidaktischer Sicht gut entwickeln und Selbst verwirklichen
können. So ist es nicht verwunderlich, dass bei den großen Laufevents zwischen 50 bis
70 Starter am Start sind und gute Leistungen erbringen. Diese Starter sind schon weithin
an ihren roten Laufshirts mit dem Namen erkennbar.
• Auch Themen, die viele andere nicht als so wichtig erachten oder jetzt erst entdecken liegen Ihnen am Herzen. Das Thema Inklusion ist so eins. In Ihren Gruppen wird nicht nur darüber geredet, hier ist sie gelebte Realität. In den jeweiligen Lauftreffs werden sowohl körperlich als auch geistig behinderte Sportlerinnen und Sportler nach ihren jeweiligen Behinderungsgraden und ihrem Leistungsniveau in die Teams integriert. Dies ist eine tolle Angelegenheit.
• In den verschiedenen Laufgruppen sind Übungsleiter herangewachsen, die völlig ohne
eigene finanzielle Interessen die Gruppen betreuen. Im Angebot sind zum Beispiel
Bergtraining, allgemeine Waldläufe, Tempotraining im Mommsenstadion und im
Olympiapark, dazu gehören die Anfängergruppe und eine höchst aktive Seniorengruppe.
Diese war ursprünglich als sogenannte Genusslaufgruppe geplant, ist aber inzwischen zu
einer Leistungsgruppe gereift, aus welcher immer wieder großartige
Altersklassenplatzierungen zwischen 55 und Ü 75 zu feiern sind.
• Seit Jahren unterstützen Sie die öffentlichen Veranstaltungen des BIG 25 und Grand 10 durch gezieltes Aufbautraining, um das sehr gute Niveau dieser Höhepunkte im Berliner Laufkalender weit oben zu halten.
• Ein weiterer Höhepunkt Ihres Wirkens sind die sogenannten Fun-Läufe. Diese
Gruppenläufe werden zu besonderen Anlässen oder Feiertagen veranstaltet und führen
die Läuferinnen und Läufer bei moderatem Tempo an Berliner Sehenswürdigkeiten oder
durch landschaftlich sehenswerte Bereiche.
• Ich möchte hier nur ein paar erwähnen: Der Berliner Lichterlauf zum Festival of Lights, die
Havelrunde und der Rixdorfer Erlebnislauf. Ganz besonders beliebt sind auch der
Gänsebraten-Verdauungslauf zu Weihnachten und der Osterhasenlauf. Bei diesem wird
aber nicht nur gelaufen, es gibt am Schluss auch ein Ostereiersuchen und zur Stärkung
Kaffee und Kuchen.
• Das von Ihnen geschaffene Internet-Forum – huebis-laufforum.de – ist ein wahrer Kommunikations- und Informationsplatz auf dem mehr als 800 Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Welt registriert sind. Die Mitglieder tauschen ihre Erfahrungen beim Chatten aus und berichten von ihren Läufen.
• Mit Sicherheit ein weiterer Höhepunkt in Ihrem Leben war auch 2004. Hier waren Sie
einer der wenigen, die die Olympische Fackel tragen durften. Wenn auch nicht ins
Stadion, so doch 400 Meter durch Schöneberg.
• Kommen wir zum Marathon: Einmal haben Sie am Ultra-Marathon „Two Oceans
Marathon“ 1993 in Südafrika teilgenommen. Ein Lauf über 56 Kilometer, den Sie unter
vier Stunden schafften.
• Und Sie haben an über 100 Marathon-Läufen teilgenommen. Nach meinen letzten
Informationen an 103. Sechsmal sind Sie beim Hamburger Marathon gestartet. Viermal
sind Sie in Boston gelaufen, dreimal Honolulu, Wien und Bonn, je zweimal sind Sie in
New York, Stockholm, Frankfurt, Kandel, Nürnberg, Mosbach und Helgoland an den Start
gegangen und einmal in Athen, Miami, London, Los Angeles, Tromsö, Paris, Budapest,
Rio de Janeiro, Lanzarote, Bremen, Burgsteinfurt, Orsoy, Bad Oldesloe, Essen, Menden,
München, Dülmen, Berlin-Lichtenberg, Rennsteig, Hannover, Regensburg, Wernigerode,
Oderbruch, Monschau, Mainz, Köln, Bad Füssing, Lübeck, St.Pauli-Elbtunnel, Dresden,
Fürth und in Rostock.
• Wer von Ihnen nun mitgerechnet hat, wird sagen das sind aber keine 103. Damit liegen Sie natürlich richtig. Aber die Höhepunkte habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Kommen wir nach Berlin.
Einmal nahmen Sie am Marathon in Lichtenberg teil und zweimal in Spandau. Hier liefen Sie am 8. Mai 1983 als erster durchs Ziel und können seitdem sagen, dass Sie Marathon-Gewinner in Berlin geworden sind. Etwas, das nur wenige von sich behaupten können.
• Besonders aber hat es Ihnen der Berlin-Marathon angetan. Sie sind Wegbegleiter des Organisators des Berlin-Marathons – Horst Milde. Anlässlich Ihrer Teilnahme am New- York-City-Marathon Anfang der 1980er Jahre wurden Sie von Horst Milde mit reichlich Werbematerial versorgt und es begann eine bis heute anhaltende Freundschaft.
• Zum 25. Berlin-Marathons wurde auf Ihre Anregung der Jubilee-Club gegründet. Hier ging
es Ihnen um die „Wiederholungstäter“. Wer häufig kommt, wird belohnt. Läuferinnen und
Läufer die zehnmal und mehr den Berlin-Marathon absolviert haben werden in den
Jubilee-Club aufgenommen. Ganz ohne Kostenbeitrag oder Beitrittserklärung. Mitglieder
des Jubilee-Clubs erhalten beim Berlin-Marathon VIP-Status. Sie erhalten eine
persönliche Sonderstartnummer in Grün mit dem Vor- und Nachnamen sowie der Anzahl
der Starts.
• Herr Hübner, Sie sind das Aushängeschild des Berlin-Marathons.
Die Bezeichnungen „Berlin-Marathon-Urgestein“, „Berliner Lauflegende“ oder „Asphaltkönig von Berlin“ werden sofort Ihrem Namen zugeschrieben. Für die Läuferinnen und Läufer sowie die Medien sind Sie immer ein leuchtendes Beispiel gewesen. Die Menschen an der Strecke haben nach der grünen Startnummer 201 Ausschau gehalten und auf Sie gewartet. Mit dem rbb wurden vorab Interviews vereinbart, die dann live von der Strecke gesendet wurden.
Dass das nicht immer perfekt ablief haben Sie anlässlich des 32. Berlin-Marathons sehr ansehnlich beschrieben und ich darf diese Passage hier wiedergeben:
„Bei Kilometer acht kommt die erste vorgesehene Übertragungsstelle des rbb. Wir
müssen mit unserem Interview noch warten. Wir sind noch nicht live auf dem Sender. Wie
blöd für mich, inzwischen laufen Tausende an uns vorbei. Äußerst dumm gelaufen! Jetzt
soll ich auch noch ein Stück zurücklaufen und so tun, als ob ich gerade ankomme. Okay,
wenn dadurch die Einschaltquote steigt.“
• Auch das sagt sehr viel über Ihren Charakter aus. Verabredungen einzuhalten auch wenn
das – wie in diesem Falle – für einen selbst nicht unbedingt positiv ist.
• Sage und schreibe 36 Mal haben Sie die Start- und Ziellinie überquert. Mit der grünen Startnummer 201 sind Sie an den Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbeigelaufen und haben die einmalige Stimmung und den Applaus der Zuschauerinnen und Zuschauer genossen.
• Kurz gesagt, wie die blaue Linie die Lebensader des Berlin-Marathons ist, so ist für Sie
der Berlin-Marathon zu einer markanten Linie in Ihrem Leben geworden. Sie haben den
Berlin-Marathon so sehr verinnerlicht, dass Sie ihm sogar – gemeinsam mit dem heute
auch anwesenden Detlef Kuhlmann – eine Liebeserklärung geschrieben haben. Ein
wunderschönes Buch, das auf mehr als 150 Seiten alles sagt, was man zum Berlin-
Marathon wissen muss.
• Mit dem was Sie – lieber Herr Hübner – tun, haben Sie für viele Sportlerinnen und
Sportler eine sportliche Heimat geschaffen. Durch Ihre Herzlichkeit und Freude an der
Sache transportieren Sie Werte, in denen sich alle wiederfinden und leben dadurch ein
ausgesprochen hohes Engagement vor. Sie geben jedem das Gefühl gut aufgehoben zu
sein.
• Bei all Ihren Aktivitäten haben Sie sich nie in den Vordergrund gestellt. Nun aber möchte ich Sie bitten zu mir nach vorn zu kommen und freue mich ganz besonders Ihnen für all Ihre Verdienste um den Sport im Allgemeinen und den Berliner-Lauf-Sport im Besonderen heute das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland auszuhändigen, welches Ihnen der Bundespräsident am 1. Dezember 2014 verliehen hat."
Andreas Statzkowski
Staatssekretär
Senatsverwaltung für Inneres und Sport
Klosterstraße 47
10179 Berlin
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