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25
09
2023

Eliud Kipchoge and Tigst Assefa - Photo: SCC EVENTS / Jean-Marc Wiesner

Berlins Weltrekord-Traumpaar: Tigst Assefa und Eliud Kipchoge – Gedenken an Christoph Kopp

By GRR 0

Es war Kipchoge-Assefa 2.0 beim 49. BMW BERLIN-MARATHON 2023: Vor einem Jahr lief Eliud Kipchoge mit 2:01:09 Stunden einen Weltrekord und Tigst Assefa gewann in der damals drittbesten Zeit von 2:15:37. Am Sonntag gab es am Brandenburger Tor die gleichen Sieger aber bezüglich der erzielten Zeiten war es genau umgekehrt.

Die Äthiopierin lief zu einem Weltrekord-Triumph mit 2:11:53 und der Kenianer erreichte die achtschnellste je erzielte Zeit von 2:02:42. Die zusammengerechneten Siegzeiten von Kipchoge und Assefa sind jeweils die schnellsten die es je bei einem Marathon gab: 4:16:46 vor einem Jahr und nun 4:14:35.

Der Weg von Tigst Assefa zum Marathon-Weltrekord war ungewöhnlich. Angefangen als 800-m-Läuferin erreichte sie eine Bestzeit von 1:59,24 Minuten. Das war schnell, aber nicht gut genug, um international bei den großen Meisterschaften vorne mitmischen zu können. Bei den Olympischen Spielen 2016 schied sie im Vorlauf aus.

Nach einer rund zweijährigen Pause wechselte Tigst Assefa Ende 2018 von der Bahn auf die Straße. Hier lief sie zunächst über 10 km und dann auch im Halbmarathon. Dann folgte während der Corona-Pandemie und aufgrund der Lockdowns eine weitere Pause. 2022 kam Tigst Assefa zurück zu den internationalen Straßenrennen und erreichte gute Bestzeiten über 10 km (30:52 Minuten) sowie im Halbmarathon (67:28). Im März 2022 war sie in Riad in Saudi-Arabien ihr Marathon-Debüt gelaufen und hatte Platz sieben in 2:34:01 Stunden belegt.

„Die 2:34 Stunden von Riad spiegelten aber nicht mein eigentliches Niveau wider. Ich hatte vor dem Rennen eine Verletzung, die mich behinderte, wollte aber meinen Start nicht absagen. Es ging mir auch darum, Erfahrungen im Marathon zu sammeln“, erzählte Tigst Assefa, die in Addis Abeba zur Trainingsgruppe von Gemedu Dedefo gehört. Der Marathon-Weltmeister von 2021, Tamirat Tola, der Berlin-Sieger von 2021, Guye Adola, oder auch Amane Beriso, deren äthiopischen Rekord sie am Sonntag brach, gehören zu der Trainingsgruppe.

In Berlin war Tigst Assefa vor einem Jahr der Durchbruch gelungen, nun stürmte die 29-Jährige zum Weltrekord. „Ich hoffe, dass meine Leistung auch eine Motivation für junge Athletinnen in Äthiopien ist, und dass dieser Weltrekord ein Jahr vor den Olympischen Spielen unserem Land einen Schub gibt für Paris. Ich gehe jetzt davon aus, dass ich nominiert werde für die Spiele“, sagte Tigst Assefa.

Tigst Assefa widmet Medaille dem verstorbenen Berliner Manager Christoph Kopp

Am Ende der Pressekonferenz sorgte Tigst Assefa noch für ein zweites Novum in der Geschichte des Rennens. Noch nie hatte eine äthiopische Siegerin darum gebeten, am Ende der Konferenz noch ein Statement abgeben zu dürften.

Mit bewegenden Worten erklärte Tigst Assefa über einen Dolmetscher: „Ich widme meine Medaille Christoph Kopp.“

Der bekannteste und einflussreichste deutsche Athleten-Manager war Ende April im Alter von 75 Jahren verstorben. „Ohne Christoph wäre ich vielleicht nicht hier. Er hat mich gefördert und motiviert, obwohl ich gar nicht eine seiner Athletinnen war. Er war auch gegenüber anderen Athleten immer sehr motivierend, hat nach Talenten geschaut und sie unterstützt. Er sagte mir, ich solle es im Marathon versuchen. Christoph ist einer der Väter meines Erfolges!“ Tigst Assefa lief nicht nur einen famosen Weltrekord sondern zeigte mit diesem Statement auch eine großartige Persönlichkeit.

Eliud Kipchoge zuversichtlich für die Olympischen Spiele

Während Eliud Kipchoge dieses Mal seinen eigenen Weltrekord verpasste aber zum fünften Mal den BMW BERLIN-MARATHON gewann, erklärte er bezüglich der enormen Verbesserung des Frauen-Weltrekordes: „Ich sage immer ‚No human is limited‘ – das gilt natürlich auch für die Frauen. Es gibt kein Limit und deswegen steht der Weltrekord jetzt bei 2:11. Tigst Assefa hat den Weg gezeigt. Ich bin sicher, die anderen Läuferinnen werden jetzt ihre Einstellung ändern und sich sagen, 2:11 ist jetzt die Zeit, die schnell ist. Sie können hart trainieren und den Weltrekord brechen.“

Wiederholt sprach Eliud Kipchoge in Berlin von der Entwicklung, die der Marathon-Elitelauf in den letzten Jahren genommen hat – die Einzelsportart erhält im Hintergrund immer mehr Züge eines Team-Events. Bei seinem ersten Sieg in Berlin, 2015, sei dies noch ganz anders gewesen, erklärte Eliud Kipchoge. Jetzt spiele das Team – der Olympiasieger ist der Kopf des NN Running Teams – eine viel größere Rolle. „Es ist wirklich Teamwork. Als ich anfing, ging es um einzelne Athleten, jetzt geht es um das Team. Ich werde von einem Team betreut und das ist der Weg, den wir heute gehen“, sagte Eliud Kipchoge, dem das Team auch dabei hilft, mit dem enormen Druck, unter dem der Superstar steht, fertig zu werden. „Wir verteilen den Druck über das Team. Natürlich stehe ich unter Druck, aber wir sind ein Team, sprechen eine Sprache, sehen die Dinge mit zwei Augen, hören mit zwei Ohren und blicken nach vorne.“

Das nächste, wahrscheinlich letzte ganz große Karriere-Ziel des 38-jährigen Eliud Kipchoge ist es, bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 als erster Läufer der Sportgeschichte zum dritten Mal den Marathon zu gewinnen. „Ich bin absolut zuversichtlich bezüglich der Olympischen Spiele in Paris 2024.“

 Jörg Wenig / Race News Service

PS: Bei der Team-Besprechung am Sonnabend vor dem grossen Rennen in Berlin wurde von Race Director Mark Milde, zusammen mit den gesamten Athleten und Athletinnen, eine Gedenk-Minute für den verstorbenen Manager Christoph Kopp abgehalten

Zeitzeugen in Laufsport und Leichtathletik: Horst Milde – Berlin –
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