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08
12
2008

Versteht sich der bekannte Berliner SCC-Cross als die „Mutter aller aller Volksläufe“, dürfte der Niklolaus-Cross sportgeschichtlich getrost als die „Urgroßmutter aller Berliner Nachkriegs-Crossläufe“ gelten.

Berlins Uniformierte schon WM-fit – Volker Schubert berichtet

By GRR 0

1.500 uniformierte Crossläufer gingen am vergangenen Freitag beim Nikolaus-Cross, dem Traditionslauf von Berlins Exekutivbehörden, an den Start. Reinhard von Richthofen-Straatmann, Leichtathletik-Präsident des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV), gratulierte zum 50. Jubiläum.

Da staunte Reinhard von Richthofen-Straatmann, der Präsident des Berliner Leichtathletik-Verbandes, nicht schlecht, als er am letzten Freitag (5. Dezember) in der Berliner Julius-Leber-Kaserne den Startschuss abfeuerte – zum ersten 5.000-Meter-Rennen im Seniorenklassement bei einem ganz besonderen Berliner Crosslaufklassiker: dem Nikolauscrosslauf von Polizei Berlin und Bundeswehr. Gänzlich in grün-blau gehüllt präsentierte man sich da am „Berliner Bärchenplatz“ der Bundeswehrliegenschaft im Start- und Zielbereich.

Rund um den frisch sanierten Sportkomplex flatterten dort etliche zweifarbig colorierte mobile Flaggenmaste und die gut hundert Meter lange Einlaufgasse zierte ebenfalls professionelle Bandenwerbung – alles ebenso augenscheinlich wie trefflich platziert, um auf die kommende Leichtathletik-WM 2009 in Berlin hinzuweisen.

Tradition: 50 Jahre Berliner Polizei-Cross

Für die eigentlichen Akteure, die Crossläufer, hieß es trotz reichlich WM-Vorfreude zunächst allerdings volle Konzentration und schnelle Beine: Mit Tempo „raus aus der Kaserne, rauf auf die Crosstrecke“. So lautete auch dieses Jahr das sinngemäße Fitnessmotto beim legenären Nikolaus-Crosslauf, den die Bundeswehr mit der Polizei Berlin nun schon zum vierten Mal gemeinsam ausrichtet.

Eine durchaus als spektakulär zu bezeichnende Veranstaltung, denn nur einen Tag vor dem kalendarischen Nikolaustag, lockte der in samtrot gehüllte, Zipfelmütze tragende Namensgeber rund 1.500 uniformierte Staatsdiener auf die fordernde Piste.

„Urgroßmutter aller Crossläufe“

Exklusivität genießt der Lauf nicht nur, weil die Teilnahmeberechtigten ausschließlich Angehörige der Exekutive sind, also Polizei- und Feuerwehrbeamte, Soldaten der Bundeswehr sowie Zöllner, sondern auch, weil es das sportlichen Behörden-Event nun mittlerweile schon seit fünf Jahrzehnten gibt und es zudem der größte deutsche „Behörden-Cross“ ist. Versteht sich der bekannte Berliner SCC-Cross als die „Mutter aller aller Volksläufe“, dürfte der Niklolaus-Cross sportgeschichtlich getrost als die „Urgroßmutter aller Berliner Nachkriegs-Crossläufe“ gelten.

Berliner Leichtathletik-Historie hat der Uniformträger-Cross allemal geschrieben: Seit 1952 ausgetragen, lockte das Laufspektakel in Spitzenzeiten über 2.000 Sportler an den Start. Darunter und mit dem Dauer-Abo zum Sieg ausgestattet, Polizeihauptmeister Ingo Sensburg (59), 3.000-Meter-Hallen-Europameister von 1976, dreimaliger Berlin-Marathonsieger und über 150-maliger Berliner Mittel- und Langstreckenmeister, der in seiner Laufkarriere mehr als 350.000 Kilometer zurücklegt hat.

„Eine sehr gelungene Veranstaltung mit hohem läuferischen Engagement, was die Breite sowie die Qualität betrifft“, sagte Reinhard von Richthofen-Straatmann, zudem Mitglied des „Local Organising Committee“ der 12. IAAF Leichtathletik Weltmeistershaften Berlin 2009.

Zweimal „Schupo vor Kripo“ und ein unverwüstlicher Veteran

Punkt 9:30 Uhr ging das erste Rennen der insgesamt 14 Einzelklassements auf den fordernden Parcours. Bereits nach 300 Metern Asphalttreterei zum Kasernentor hinaus, schlug das Cross-Herz im Volkspark Rehberge deutlich höherer: So wartete die spätherbstliche Piste mit matschigen Wegen, durchweichten Wiesen und einem äußerst welligen Streckenprofil enger Serpentinen und scharfer Spitzkehren auf.

Der „Hit“ dabei: eine steile Rodelbahn nach gut 1.400 Metern. „Ein schwieriges Geläuf mit vielen Tücken. Keine Chance für Hüftgold beim anschließenden Zuckerschlecken der Nikolaus-Naschereien“, schmunzelte Streckenwart, Polizeioberkommisar Christian Schieber, einer der frühreren Sieger und 1983 „3.000-Meter-Hindernis-Polizei-Europameister“.

Bei den harten Fights um die Platzierungen setzte sich bei den Männern (Offenen Klasse) Polizeimeisteranwärter Daniel Naumann (LG Cottbus) in 16:26 Minuten gegen Kriminaloberkommissar Christian Eiesenreich durch. Ein änliches Bild bot die Frauenkonkurrenz, wo Polizeiobermeisterin Anne Griesbach (OSC Berlin) mit neuem Streckenrekord in 20:15 Minuten vor der vereinslosen Krimnalkommissarin Nadine Völker (21:04 min)siegte.

Auch die Altersklassen boten beachtliche Ergebnisse. „In 17:42 Minunten, Schnellster aller Altersklassen und Gesamtvierter wurde Berlins unverwüstlicher Laufveteran Volker Schubert“, lobte Polizeimoderator Andreas Müller. Dem Presseoffizier der Reserve und einst erfolgreichen Leichtatletik-Amateur sei die Rettung des Nikolaus-Cross zu verdanken, dem 2004 das Aus drohte. „Volker Schubert baute Bundeswehrkontakte auf, legte das goldrichtige Gesamtkonzept und die Werbeidee für Berlin 2009 vor“, informierte Andreas Müller.

Umfassendes Sicherheitskonzept zur WM 2009

Leichtathletikbegeisterung versprühte auch der Berliner Polizeivizepräsident Gerd Neubeck: „Durch die vierjährige Teamorganisation mit der Bundewehr an Bord ist der Nikolaus-Cross noch charmanter geworden. Ein schöner Crosslauftag mit idealer Infrastruktur auf einer landschaftlich reizvollen Strecke.“

Zudem ging es am Rande spannungsgeladener Endspurts um die Platzierungen, naturgemäß auch ums Berliner Sicherheitskonzept zur WM 2009 – nicht zuletzt wegen der verheerenden Terroranschlagsserie in Bombay (Indien). „Wir fokussieren ständig sicherheitsrelevante Ereignisse der gesamten Weltlage und identifizieren konfliktbelastete Personen in Berlin, werten alle Erkenntnisse mit unseren Staatsschutz-Spezialisten präzise aus und gewinnen so eine stets neue wie hochaktuelle Sicherheitsbeurteilung“, sagte Berlins „Polizeivize“ beim Smalltalk mit Verbandschef Reinhard von Richthofen-Straatmann.
 
WM und keine Polizei-Veranstaltung

So sei das bevorstehende Großereignis Leichtathletik-WM in ein professionelles Sicherheitskonzept gebettet, das man mit viel Fingerspitzengefühl umsetzen werde. „Eine Polizeiveranstaltung wird die WM nicht“, betonte Gerd Neubeck dabei aber ausdrücklich. Gewissenmaßen ein globales kriminalpolitisches Update, das zur WM 2009 gleichermaßen in operative wie einsatztaktische Konzepte einfließt, so wie es sich auch bei der Fußball-WM 2006 bereits bestens bewert hat.

Ohne die hervorragenden Sicherheitsdienstleistung der Berliner Polizei, zusammen mit der ausgezeichneten logistischen wie sanitätsdienstlichen Unterstützung durch die Bundeswehr, sei ein weltweit so außerordentlich populäres Event wie die Leichtathletik-WM 2009 gar nicht zu stemmen, meinte Reinhard von Richthofen-Straatmann. „Zur WM 2009 sind Berlins Uniformierte bereits jetzt topfit“, so das Resümee von Berlins Leichtathletik-Oberen beim Sieger-Fotoshooting an Georg Kolbes imposanter Athletenplastik.

Volker Schubert

author: GRR

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