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10
2006

Bernd Hübners Stellenwert für den BERLIN-MARATHON ist ganz einfach zu beschreiben: Er ist für uns als Laufveranstalter das Aushängeschild - nur sein Verein hat das noch nicht gemerkt!

„Berlins Marathon Man“ und die grüne Startnummer „201“ – Horst Milde und das Nachwort im Buch „BERLIN-MARATHON – Eine Liebeserklärung“

By GRR 0

Bernd Hübner wird nach 32-maliger ununterbrochener Teilnahme am BERLIN-MARATHON in einem Atemzug mit diesem inzwischen weltweit bekannten und berühmten Lauf genannt.
Medien bezeichnen ihn deshalb gern liebevoll als das „BERLIN-MARATHON-Urgestein“, die „Berliner Lauflegende“ oder den „Asphaltkönig von Berlin“. Ruf und Publizität hat sich Bernd Hübner in den vergangenen Jahrzehnten erarbeitet, besser gesagt:
Diese Markenzeichen hat er sich erlaufen.

Ruderer

Es gibt das historische Foto vom Start des „1. Berliner Volksmarathon“am 13. Oktober 1974 an der Waldschulallee 80.In der zweiten Reihe sieht man einen (noch) lachenden Teilnehmer mit Lockenkopf losrennen, mit einem großen „B“ in Frakturschrift auf dem Laufhemd. Dieser Sportler fiel mir gleich auf, da dieses „B“ das Wappen vom Berliner Ruderklub Brandenburgia ist, dem Ruderverein meines Vaters, in
dem ich als Junge mit dem Sport begann, übrigens als Steuermann im Einer.
Schon damals war allgemein bekannt, dass Ruderer fast auch immer gute Läufer sind, weil sie im Winter Waldlauftraining absolvieren. Der Läufer mit dem großen „B“ auf dem Laufhemd musste also ein Ruderer sein– jener Bernd Hübner, dessen Name mir aber damals nichts sagte.

Namentlich fiel mir Bernd Hübner erst Jahre später auf, also nicht durch seinen 72. Platz in der Ergebnisliste des „1. Berliner Volksmarathon“ von 1974. Als Veranstaltungsleiter (der heute übliche Begriff Race Director wurde erst Mitte der 1980er Jahre aus dem Englischen übernommen) galt mein Augenmerk mehr den Siegernamen als den Platzierungen im Einzelnen.

Guenter K.Erich aus New Jersey

Auf Bernd Hübner wurde ich erst im Jahre 1980 über das schwarze Brett im Umkleideraum des Mommsenstadions aufmerksam, nachdem ich dort einen Brief angeheftet hatte. Hier schrieb ein gewisser Guenter K. Erich, ein ehemaliger Berliner (jetzt amerikanischer Staatsbürger), der selbst 1981 am BERLIN-MARATHON teilnehmen wollte, dass er gerne auch Läufer aus Berlin in seinem Haus in Pequannock in New Jersey in der Nähe von New York City unterbringen könnte, wenn sie am New York City Marathon teilnehmen wollten. Bernd Hübner war der Erste, der dieses exklusive Angebot annehmen wollte. Er rief mich an und wurde von mir für seine Reise zum New York City Marathon, die er dann mit Manfred Templin zusammen unternahm, gleich mit reichlich Werbematerial für den nächsten BERLIN-MARATHON ausgerüstet, um dieses in New York auf der Marathonmesse zu verteilen bzw. auszulegen.
Mit dieser kleinen Werbeaktion für den BERLIN-MARATHON in New York City fing unsere Verbindung und langjährige Freundschaft an …

Bernd Hübner ist das Aushängeschild

Bernd Hübners Stellenwert für den BERLIN-MARATHON ist ganz einfach zu beschreiben:
Er ist für uns als Laufveranstalter das Aushängeschild, insbesondere weil er ein Mensch und Läufer ist, der nicht nur seine 42,195 km für die eigene Erfolgsstatistik abspult und dann wieder abtaucht. Bernd Hübner ist einfach immer präsent. Er trainiert nicht nur für sich allein, sondern meistens zusammen mit anderen. Er engagiert sich für andere:
Er nimmt damit eine Art „sportlich-gemeinnützig- soziale Arbeit“ auf sich, die auch im Interesse
des BERLIN-MARATHONS ist. Bernd Hübner ist unverzichtbar mit seiner großen Hilfswilligkeit bei allen Aktivitäten und Veranstaltungen für den Laufsport in Berlin und für die Laufbewegung ganz allgemein.
Das macht Bernd Hübner für den Veranstalter, die Medien, die Öffentlichkeit und die Zuschauer sehr wertvoll und unvergleichlich.

Nur zwei Vorbilder

Es gibt weltweit vielleicht zwei Vorbilder für Bernd Hübner, die – ähnlich wie er beim BERLIN-MARATHON – zu den „heimlichen Stars“ ihrer Veranstaltungen avancierten. Sie fielen nicht so sehr wegen ihrer Äußerlichkeiten als bunt kostümierte Läufer mitten im Feld auf, sondern hauptsächlich wegen ihrer Beständigkeit und der Treue zu „ihren“ Läufen. Sie glänzten einerseits wegen ihres hohen Leistungswillens und andererseits wegen ihrer besonderen Ausstrahlung.
Diese zwei großen Vorbilder will ich nennen:

Der eine ist Liege Boulle (1909-2000) vom berühmten Comrades-( Ultra)-Marathon in Südafrika, der über 90 km führt und schon seit dem Jahre 1921 veranstaltet wird. Zwischen 1933 und 1983 holte sich Liege Boulle dort insgesamt 39 Medaillen, einmal wurde er sogar Dritter, bei seinem letzten Comrades-Marathon war er 74 Jahre alt. Es gab Jahre, in denen die Organisatoren ihm verboten, am Lauf teilzunehmen, weil er angeblich zu alt war. Er musste sich die Teilnahme danach immer wieder erkämpfen, ansonsten hätte er mehr als 39 Medaillen sammeln können.

Johnny Kelley – das Herz und die Seele

Das zweite Vorbild für Bernd Hübner ist der Amerikaner Johnny Kelley (1907-2004): Die Überschrift „Berlins Marathon Man“ zu meinem Nachwort ist nämlich eine Anlehnung an den Buchtitel: „Young at Heart – The Story of Johnny Kelley – Boston’s Marathon Man“ von Frederick Lewis.
Johnny Kelleys Leben ist eine goldene Saga. Er nahm über 60-mal am berühmten Boston-Marathon teil. Er war das „Herz und die Seele vom weltberühmten Boston-Marathon“ – so wird er im Buch facettenreich beschrieben. Das Herz und die Seele des ältesten und berühmtesten Marathons der Welt zu sein, das ist mehr als Lob und Huldigung zugleich. Es spiegelt die Gefühle wider, die viele der Läufer und der Laufsympathisanten für diese Lauflegende und diesesmenschliche Vorbild empfanden.
Zwischen 1928 und 1992 nahm Johnny Kelley genau 61-mal am Boston-Marathon teil.

Zweimal gewann er, siebenmal wurde er Zweiter, dreimal kam er nicht ins Ziel. Insofern ist zu verstehen, welche Verehrung und welches Ansehen er genoss, nicht zuletzt auch ausgelöst durch sein stets zurückhaltendes Auftreten. Der Boston-Marathon hat Kelley zur Legende gemacht – oder umgekehrt.

Der BERLIN-MARATHON Jubilee-Club

Bisher sind mir nur der Comrades-Marathon und der Two- Oceans-Marathon (ab 1970 über 56 km) in Südafrika bekannt, die ihren treuen bzw. ständigen Teilnehmern Ehrenkränze winden. Der BERLIN-MARATHON hat mit dem Jubilee- Club diese Idee aufgegriffen. So wie die vielfache Teilnahme bei den Läufen in Südafrika Kultstatus hat, so ist es beim BERLIN-MARATHON ebenfalls „Kult“, den Status als Jubilee- Club-Mitglied durch die zehnmalige erfolgreiche Teilnahme zu erwerben.
Bernd Hübner ist der „Club-Chef“ der Jubilees.

Er hat daher von mir auf Lebenszeit die grüne Startnummer „201“ erhalten. Bernd Hübner wird möglicherweise bald mehr Teilnahmen am BERLIN-MARATHON aufweisen können als Liege Boulle beim Comrades-Marathon. Johnny Kelley zu erreichen wird dagegen wohl schwer werden. Liege Boulle wurde übrigens 91 Jahre alt, Johnny Kelley sogar 97.
Bleibt zu wünschen, dass sich Bernd Hübner hier einreihen kann: Vielleicht wird er diese Ahnengalerie sogar noch „toppen“.
Wie dem auch sei: Bernd Hübner hat sich so oder so schon jetzt um den BERLIN-MARATHON und den Laufsport in einer Weise verdient gemacht, die ihresgleichen sucht. Natürlich gehört zu seinem persönlichen Erfolg und seinem untadeligen Ruf auch seine verständnisvolle Ehefrau Monika, die stets bei den Ereignissen eng an seiner Seite ist und ihn immer unterstützt.

Es bedarf Menschen wie Liege Boulle, Johnny Kelley, Bernd Hübner und mit Sicherheit noch vieler anderer, die man wegen ihres Eifers und ihres Engagements auch als „positiv verrückt“ bezeichnen könnte. Sie haben Visionen. Aber sie reden nicht nur über ihre Visionen, sondern sie sind bereit, diese auch tatsächlich zu realisieren, trotz Neid und Missgunst und trotz aller Widerstände, die zuweilen damit einhergehen.

Es sei Dank gesagt

Bernd Hübner sei auch Dank gesagt – jetzt schon: Dank für seinen „Lebenslauf“ bis heute, aber auch Dank
und Anerkennung für seine große Vision, für sein festes Ziel im Jahre 2023, wenn wir dem Mann mit der grünen Startnummer „201“ am Straßenrand lauthals „Hübi, Hübi“ zurufenwerden. Sein 50. BERLIN-MARATHON wird dann vollendet sein.
Am Ziel wird Bernd Hübner wie jedes Jahr eine Medaille umgehängt bekommen. Da ist dann allerdings kein Marathon- Olympiasieger oder eine Siegerin als Porträt abgebildet,wie das traditionell der Fall ist.
Hier wird dann „Berlins Marathon Man“ zu sehen sein: Bernd Hübner!

Das habe ich ihm schon lange versprochen. Diese Medaille hat er sich dann wahrlich verdient.
Am liebsten möchte ich sie ihm persönlich überreichen.
Das ist zumindest mein Wunsch … und versprochen ist versprochen.

Das Buch „BERLIN-MARATHON – Eine Liebeserklärung“
(166 Seiten mit ca. 80 Farbfotos,
aufgezeichnet von Detlef Kuhlmann) ist erschienen im
Meyer & Meyer Sportverlag Aachen und kostet € 14,95.

author: GRR

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