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20
09
2009

Auf den Spuren der Großen. Die Kinder rannten vom Matthäikirchplatz zur Straße des 17. Juni. Dort wurden sie von „Berlino“ empfangen, dem beliebten Maskottchen der Leichtathletik-WM.

Berlin-Marathon Laufen nach Lehrplan – 4,2195 km: Am Samstag rannten Schüler die Mini-Strecke. Zehnmal so lange, nämlich 42,195 Kilometer laufen am Sonntag die Massen. Bei den Skatern gewannen am Samstag die beiden Favoriten. Eva Kalwa im Tagesspiegel

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Dem einen Jungen fummelt er mit seinem großen Finger an der Nase herum, dem anderen tritt er in den Po: WM-Bär Berlino sorgt am Samstagnachmittag am Start des Mini-Marathon auf der Potsdamer Straße mit frechen Späßen für eine Extraportion Bärenstimmung. Dabei sind die meisten der 9342 Schüler zwischen neun und 19 Jahren, die an dem Mannschaftslauf über 4,2195 Kilometer teilnehmen, auch so gut drauf:

Einige, wie die Jungen und Mädchen der Grundschule Birkenwerder, laufen sich noch schnell auf dem Kemperplatz warm, kleine Wettrennen inklusive. Zahlreiche andere stehen, aufgeregt erzählend oder einander neckend, zehn Minuten vor dem Start noch in langen Schlangen vor den 30 Dixie-Klos am Matthäikirchplatz – auch flinke Läufer können Sextanerblasen haben.

Die Allerschnellsten kommen dann bereits nach gut zwölf Minuten im Ziel auf der Straße des 17. Juni an. Nach und nach sprinten oder stolpern – je nach körperlicher Verfassung – immer mehr junge Läufer ins Ziel, angefeuert von tausenden Eltern, Lehrern und Freunden. Zu denen, die den Lauf gut verkraftet haben und dennoch schnell unterwegs waren, gehören die Mädchen der Spandauer Kant-Oberschule, die in der Gesamtwertung den zweiten Platz hinter der Beethoven-Oberschule belegen.

„Es ist schön, dass die jungen Menschen sich so engagieren“, sagt Werner Sperling, Sport- und Erdkundelehrer. Der 64-jährige ehemalige Langsteckenläufer organisiert die Teilnahme der Kant-Oberschule im 16. Jahr, traditionell lädt er die Schüler danach am letzten Schultag vor den Herbstferien in eine Pizzeria ein.
 
Anderen jungen Teilnehmer sieht man die Anstrengung an, Sanitäter eilen zu Hilfe, wenn manchen Läufer die Füße nicht mehr tragen wollen. „Es war einfach zu warm“, klagen Yared und Pim. Die beiden 15-Jährigen kommen vom St. Gregorius College in Utrecht und sind an diesem Wochenende zu Gast bei ihrer Partnerschule, der Zehlendorfer WilmaRudolph-Oberschule. Dort geht Pauline in die achte Klasse, sie steht etwas weiter hinten im Zielbereich, wo sich die erschöpften Läufer eine kalte Dusche, Wasser, Bananen und Äpfel abholen können. „Morgen gucken wir mit unseren holländischen Gästen beim Marathon zu und besuchen danach die East Side Gallery – klasse!“, freut sich die 13-Jährige.

Der Wunsch nach ein bisschen Erholung ist auch bei Annika Krüger von der Grundschule am Mohnweg in Alt-Glienicke groß: Am Vormittag hat die elfjährige Berliner U14-Vizemeisterin im Judo den zweiten Platz bei einem Judo-Turnier in Hellersdorf geholt, dann wurde sie von Vater Bernd schnell zum Mini-Marathon gebracht. „Es ist alles prima gelaufen“, sagt die Sechstklässlerin nach dem Lauf. Nun freue sie sich auf Abendbrot, etwas Fernsehen und dann schnelles Einschlafen. Manche erschöpften jungen Läufer können es sich an diesem Abend allerdings nicht im eigenen Bett gemütlich machen: Sie kommen aus Venezuela, Neuseeland oder Puerto Rico und begleiten ihre Eltern, die für den Berlin-Marathon angereist sind.

Besonders toll finden es viele Teilnehmer, dass der Mini-Marathon auf dem letzten Zehntel der großen Marathonrunde ausgetragen wird und nicht irgendwo abseits der Strecke stattfindet. „Das ist eine Berliner Besonderheit, auf die wir stolz sind und die es woanders, zum Beispiel beim Hamburg-Marathon, nicht gibt“, sagt Thomas Poller. Der erfahrene Marathon-Organisator ist ziemlich im Stress, muss er doch dafür sorgen, dass der Zielbereich schnell wieder geräumt wird.

Denn nur eine Stunde nach dem Start der Schüler rollen schon die ersten der 7500 Marathon-Skater ein: Mit Cecilia Baena und Luca Saggiorato holen die Italiener einen Doppelsieg.

Am heutigen Sonntag wird es im Ziel am Sowjetischen Ehrenmal noch viel voller sein. Zwar starten die rund 200 Rollstuhlfahrer und Handbiker etwas früher als das Hauptfeld der Läufer und Power-Walker um 9 Uhr, doch bei über 40 000 Läufern ist Gedränge vorprogrammiert. Im Ziel vor allem nach vier bis fünf Stunden – 2008 kamen allein in diesen 60 Minuten fast 15 000 Teilnehmer an.

 Eva Kalwa im Tagesspiegel, Sonntag, dem 20. September 2009
 

author: GRR

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