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25
09
2010

Heute darf nichts schiefgehen. Berlin ist eine Prestigesache, das größte, schnellste, angesehenste Rennen in der Welt der Inline-Skater.

Berlin-Marathon – Skater-Marathon Weltmeisterin fügt sich in die Helferrolle – Frank Bachner im Tagesspiegel

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Sabine Berg ist die beste deutsche Inline-Skaterin und hat selbst schon viele Titel geholt. Beim Berlin-Marathon muss sie sich jedoch der Teamorder fügen.

Sabine Berg ist dreimalige Weltmeisterin, zehnmalige Europameisterin, sie ist die beste deutsche Inline-Skaterin, sie gewann den German Inline Cup 2009, sie führt auch beim Inline Cup 2010.

Ihre größte Freude spürt sie, wenn sie heute beim Berlin-Marathon nicht gewinnt.

So ist das jetzt, so sind die Regeln. So läuft das im „Powerslide World Team“, für das Sabine Berg aus Gera seit drei Jahren startet. Wer ins interne Weltcup-Team aufrückt, wer aus der Nestwärme des nationalen Wettkampfteams in die Truppe aufsteigt, die für „Powerslide“ an Weltcup-Rennen teilnimmt, der hat sich strikt an Hierarchien zu halten. Sabine Berg ist jetzt die Nummer zwei im Powerslide-Team. Die Nummer eins ist Cecilia Baena aus Kolumbien.

Sabine Berg hat heute gefälligst dafür zu sorgen, dass Baena gewinnt und damit zum vierten Mal in Berlin triumphiert. Das ist okay, sagt die 20-Jährige in der Lobby eines Berliner Hotels, „das habe ich ja gewusst, als ich vor dieser Saison teamintern aufstieg“. Sie darf ja immerhin Zweite werden, das soll sie sogar. Da gibt ihr das Team alle Freiheiten. „Platz zwei ist mein Wunsch.“

Die 20-Jährige sitzt eher verschüchtert in ihrem Sessel. Sie studiert Sport und Mathematik auf Lehramt, aber sie hat eher die Ausstrahlung einer braven Schülerin. Ein interessanter Kontrast zu der aggressiven Frau, die auf Rollen über den Asphalt hetzt.

Sie ist jetzt eine Art herausgehobener Wasserträger. Sabine Berg muss den Sprint anziehen für die vielfache Weltmeisterin; cirka 500 Meter vor dem Ziel wird sie schneller, dann muss sie sich auf die optimale Position im Pulk vorarbeiten. Bis, ja bis dann Baena an ihr vorbeijagt. Sabine Berg registriert diesen Moment, in dem die andere sich löst, sehr genau. Das optimale Timing ist einer der Punkte, die sie von der erfolgreichsten Inline-Skaterin aller Zeiten lernen möchte.

Natürlich bedeutet der Aufstieg auch einen Prestigegewinn. „Die anderen wissen jetzt, dass man sich an mich hängen kann, dass man mich nicht überholen muss“, sagt die 20-Jährige. Teamintern gilt das natürlich auch, sie ist als Nummer zwei ja auch eine Zugnummer. Die anderen müssen sie jetzt abschirmen, damit sich Sabine Berg auf die Arbeit mit Baena konzentrieren kann.

Beim German Inline Cup hatte sie ganz andere Freiheiten, da konnte sie fahren, wie sie wollte. Gut, diese Zeiten sind im Weltcup-Team jetzt vorbei, „aber ich vermisse nichts“. Weshalb auch? Sie fährt ja immer noch nationale Rennen, und die sind sogar mehr als bloß sportliches Beiwerk. Sabine Berg hat erst zwei Weltcup-Rennen absolviert, im ersten hat Baena gewonnen, beim zweiten „hat es nicht so gut funktioniert“.

Heute darf nichts schiefgehen. Berlin ist eine Prestigesache, das größte, schnellste, angesehenste Rennen in der Welt der Inline-Skater. Und wenn Sabine Berg Glück hat, gibt’s sogar Schauer. Viele Fahrerinnen mögen Regen nicht. Sabine Berg eigentlich auch nicht, „aber ich komme gut damit zu recht“. Das muss sie auch. Für Schönwetter-Wasserträgerinnen gibt’s keinen Platz im Weltcup-Team.

 Frank Bachner im Tagesspiegel, Sonnabend, dem 25. September 2010

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