Spricht bei den Männern viel dafür, dass der schnellste Athlet im Feld der 40.945 Läufer aus 122 Nationen aus Kenia kommt, ist bei den Frauen eher mit einem äthiopischen Sieg zu rechnen.
Berlin-Marathon – Kenianer wollen Haile Gebrselassie in Berlin den Weltrekord entreißen
Viermal hatte Haile Gebrselassie zuletzt den real,- Berlin-Marathon gewonnen – das schaffte zuvor kein anderer Läufer in der Geschichte des Rennens, das 1974 begann, und schon gar nicht hintereinander. Sein Streckenrekord von 2:03:59 Stunden, den Äthiopiens Superstar 2008 aufstellte, ist nach wie vor auch der Weltrekord.
Am Sonntag jedoch fehlt Haile Gebrselassie, denn er hat in diesem Jahr andere Pläne. Doch was auf den ersten Blick vielleicht wie ein Nachteil aussieht, könnte sich zum Vorteil wandeln. Denn auf eine solche Chance haben die Kenianer nur gewartet: In Abwesenheit von Haile Gebrselassie werden sie alles dransetzen, um auf der superschnellen Berliner Strecke den Marathon-Weltrekord zurückzuholen.
Das ist für die kenianischen Athleten, die die großen Straßenläufe weltweit dominieren wie keine andere Nation, wie ein Staatsauftrag. Wer es schafft, Haile Gebrselassie den Weltrekord zu entreißen, wird in Kenia zum Helden.
Durch diese Konstellation werden die Zuschauer am Sonntag ein anderes Rennen sehen als in den vergangenen Jahren. Viermal war der Lauf der Männer zuletzt auf Haile Gebrselassie zugeschnitten. Jetzt wird das Rennen um die 40.000-Euro-Siegprämie offener als zuletzt, es kann bis in die Schlussphase spannend bleiben und dabei trotzdem sehr schnell.
Welt- und Streckenrekorde sind bei den Frauen sicherlich außer Reichweite. Doch dafür könnte einmal mehr ein starkes deutsches Element in den Blickpunkt rücken. Zwei Jahre nach dem Sieg von Irina Mikitenko (TV Wattenscheid) sind zwar die Äthiopierinnen in Berlin favorisiert, doch Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) geht zumindest mit sehr guten Platzierungschancen an den Start.
Die beiden in diesem Jahr bisher schnellsten Marathonläufer der Welt – die Kenianer Patrick Makau und Geoffrey Mutai – haben sich für einen Start beim Berlin-Marathon entschieden. Sie wissen, dass sie noch etwas schneller laufen können als im April in Rotterdam, wo im letzten Teil des Rennens ein starker Wind die Läufer bremste. Damals siegte Patrick Makau in 2:04:48 Stunden mit nur sieben Sekunden Vorsprung vor Geoffrey Mutai (2:04:55). Wenn sie jetzt in Berlin starten, geht es darum, den Weltrekord anzugreifen.
Läuft Patrick Makau nur eine Sekunde pro Kilometer schneller als in Rotterdam, ist er schon ganz dicht dran an der Marke von Haile Gebrselassie. Die Berlin-Bilanz des Patrick Makau ist makellos: In der deutschen Hauptstadt ging der 25-Jährige bisher viermal an den Start und siegte immer. 2006 und 2007 gewann er die 25 km von Berlin, 2007 und 2008 den Halbmarathon. Aber in einem Rennen über die klassische Distanz von 42,195 km kann natürlich viel passieren.
Erstmals in seiner Karriere in Berlin starten wird dagegen Geoffrey Mutai. Der 28-Jährige hat im Sommer erstaunliche Form bewiesen, als er in einem 10.000-m-Rennen in der leistungsmindernden Höhenluft von Nairobi 27:27,59 Minuten erreichte. Einige Wochen später wiederholte er bei den Afrika-Meisterschaften diese Leistung und gewann mit einer kaum schlechteren Zeit die Bronzemedaille. Geoffrey Mutai wird bereit sein für ein großes Rennen in Berlin.
Aber auch Eliud Kiptanui ist eine außergewöhnliche Leistung zuzutrauen. Der gerade erst 21-Jährige rannte beim Prag-Marathon im April sein erstes internationales Rennen über die 42,195 km und verbesserte den Kursrekord auf einer nicht einfachen Strecke, die sogar Kopfsteinpflasterpassagen aufweist, auf 2:05:39. Ist der Newcomer in vergleichbarer Form, kann er in Berlin noch ein gutes Stück schneller laufen. Makau, Mutai und Kiptanui – das sind die Topfavoriten. Doch weitere Afrikaner wie Bernard Kipyego (Kenia/Bestzeit: 2:07:01), Eshetu Wondimu (2:06:46), Yemane Tsegay (2:06:30) und der 20-jährige Junioren-Weltrekordler Bazu Worku (2:06:15/alle Äthiopien) werden zu beachten sein.
Spricht bei den Männern viel dafür, dass der schnellste Athlet im Feld der 40.945 Läufer aus 122 Nationen aus Kenia kommt, ist bei den Frauen eher mit einem äthiopischen Sieg zu rechnen. Dabei sind Bezunesh Bekele und Aberu Kebede die Favoritinnen. Die 27-jährige Bekele ist mit einer Bestzeit von 2:23:09 Stunden die schnellste Läuferin im Feld. Zwar ist dieser persönliche Rekord gut zweieinhalb Jahre alt, jedoch lief Bekele im April beim London-Marathon als Vierte mit 2:23:17 kaum langsamer. Die drei Jahre jüngere Kebede steigerte sich im Januar in Dubai auf 2:24:26 und gewann dann im April in Rotterdam mit 2:25:29.
Das Duell dieser beiden Äthiopierinnen könnte ebenso spannend werden wie der Kampf um Platz drei, in den Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) eingreifen könnte. Die 29-jährige Läuferin aus dem Siegerland startet zum ersten Mal beim Berlin-Marathon. Sie möchte die flache Strecke und die mitreißende Stimmung nutzen, um einen nächsten Schritt in Richtung Marathon-Weltklasse zu machen. Ihr Ziel ist eine Zeit von unter 2:25 Stunden – der Familienrekord ihres Vaters Alfred (2:24:59) soll am Sonntag fallen und ihre persönliche Bestzeit von 2:26:22 sowieso.
latz drei scheint dabei in Reichweite und, wer weiß, vielleicht geht am Ende sogar noch mehr, sollten sich die beiden favorisierten Äthiopierinnen mit dem Tempo übernehmen und in der Schlussphase einbrechen. In der World Marathon Majors (WMM)-Serie, zu der neben Berlin auch Boston, London, Chicago und New York gehören, sollte Sabrina Mockenhaupt erstmals punkten.
Dazu muss sie zumindest den fünften Platz erreichen.
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