Blog
08
04
2011

Für die 70er Jahre ist belegt, dass ein Kind sich durchschnittlich dreieinhalb Stunden pro Tag bewegte, aktuell sind es noch 20 Minuten! Kinderärzte aber empfehlen eine tägliche „Bewegungsdosis“ von 60 Minuten.

Berlin kürte „Fitteste Grundschulklasse“ – Klaus Weise berichtet

By GRR 0

3325 Kinder aus 169 Klassen und 74 Schulen nahmen am ersten Wettbewerb "Fitteste Grundschulklasse Berlins" teil. Gesamtsieger wurde die Klasse 5a der Kronach Gesamtschule in Steglitz.

Studien gibt es genug, die Alarmierendes über den zunehmend schlechteren Fitness-Zustand von Kindern und Jugendlichen berichten. Jüngere Statistiken sprechen von 1,9 Millionen übergewichtigen Kids in Deutschland insgesamt. Die Tendenz ist, dass auch immer mehr Jüngere dazu kommen und der Anteil von „Problemkindern“ im Grundschulalter der Klassen 1 bis 6 permanent zunimmt. Zwölf Prozent der Berliner Erstklässler, so haben Untersuchungen in der Hauptstadt ergeben, wiegen zu viel.

Für die 70er Jahre ist belegt, dass ein Kind sich durchschnittlich dreieinhalb Stunden pro Tag bewegte, aktuell sind es noch 20 Minuten! Kinderärzte aber empfehlen eine tägliche „Bewegungsdosis“ von 60 Minuten. Vorliegende Analysen sagen aus, dass dies noch bei 36 Prozent der 5-jährigen, 11 Prozent der 12-jährigen und gerade mal drei Prozent der 17-jährigen erfüllt ist.

Tolle Resonanz auf den ersten Wettbewerb

Angesichts solcher Zahlen und des Trends sagte sich der Geschäftsführer des Berliner Turn- und Freizeitsport-Bundes (BTB), Jens-Uwe Kunze, im Goetheschen Sinne „Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns endlich Taten sehen!“ und kreierte im vergangenen Jahr die Idee zu einem Wettbewerb, dessen Sieger nun Anfang April zum ersten Male geehrt wurden. Gesucht wurde die „Fitteste Grundschulklasse Berlins“ und unangeachtet der logistischen Probleme, die solche neuen Projekte in ihrer Anlaufphase meist haben, war das Echo erstaunlich gut. „Die Resonanz war so toll – das verlangt auf jeden Fall eine Wiederholung“, stellte Kunze fest.

1746 Jungen und 1579 Mädchen machten mit

Am 6. April fand im Wappensaal des Roten Rathauses in der Hauptstadt, also an herausgehobener und ehrwürdiger Stätte, die Ehrung der Gewinner statt. Ausgezeichnet wurden die jeweils Besten der zusammengefassten 1./2. Klassen, der 3., 4., 5. und 6. Klassen sowie der punktbeste Gesamtsieger aller Teilnehmer. Am Ende dokumentierten zunächst nackte Zahlen den beachtlichen Anfangserfolg der Aktion: 3325 Kinder – 1746 Jungen und 1579 Mädchen – aus 169 Klassen und 74 Schulen nahmen von Januar bis März am Wettbewerb teil. Sie absolvierten die acht Übungen des vom Forschungszentrum für Schulsport an der Uni Karlsruhe entwickelten Deutschen Motorik-Test wie Standweitsprung, Liegestütz, Sit-Ups, 20-Meter-Sprint oder Balancieren rückwärts. In der Senatsschulverwaltung gibt es Pläne, diesen Test flächendeckend in der dritten Klassenstufe einzuführen.

Klasse 5a der Kronau-Grundschule in Steglitz-Zehlendorf ist Gesamtsieger

Umjubelter Gesamtsieger wurde am Ende die Klasse 5a der Kronau-Grundschule in Steglitz-Zehlendorf, deren Sportlehrerin Anke Wild-Prinz, Olympia-Silbermedaillengewinnerin von 1992 und 58-fache Nationalspielerin im Hockey, die Aktion als großen Mobilisationsfaktor lobte. „Die Jungen und Mädchen sind genauso ehrgeizig, wie ich es war. Viele haben neben den drei normalen Sportstunden, wo wir punktuell einige Übungen forcierten, noch zu Hause fleißig trainiert, um möglichst fit zu sein und gut abzuschneiden.“

Der Lohn, den sie dafür im Wappensaal in Empfang nehmen konnte, dürfte weitere stimulierende Wirkung tun, damit Bewegung keine Einmal-Episode bleibt, sondern nach Möglichkeit ein immanenter, dauerhafter Lebensbestandteil wird.

Aus den Händen der Berliner Bildungs-Staatssekretärin Claudia Zinke, LSB-Vizepräsidentin Gabriele Wrede und BTB-Präsident Frank Ebel nahmen die Schüler den riesigen Pokal, die Medaillen und Urkunden entgegen, und zudem auch noch einen Scheck für einen Wochenend-Aufenthalt im Sportzentrum Kienbaum bei Berlin.

Hauptsache: Spaß an der Bewegung

Alle oben genannten Prominenten unterstrichen in ihren Statements vor allem eins: „Habt Spaß an Bewegung, denn Spaß ist die Hauptsache!“ Mit Bewegung mache auch die Schule mehr Spaß und sei nicht nur Last, sondern auch Lust. „Damit werdet ihr fröhlicher und lockerer“, versprach LSB-Vizepräsident Wrede und flocht in ihren ausdrücklichen Dank an die LehrerInnen angesichts der vielfältigen, hohen Belastungen für den Berufsstand ein: „Auch Sie selbst kann es bestimmt locker machen!“ BTB-Präsident Frank Ebel nannte es vor allem wichtig, „dass man sich regelmäßig bewegt, ganz egal in welcher Sportart“. Natürlich sei das Turnen eine gute Grundlage für viele andere Disziplinen, von Breakdance bis Fußball.

Wettbewerb wird forgesetzt

Die Teilnehmer seien unabhängig von den einzelnen Resultaten vor allem deshalb erfolgreich gewesen, „weil sie Spaß mitgebracht haben“. Die Resonanz auf den Wettbewerb sei so gut gewesen, „dass er im nächsten Jahr wieder durchgeführt wird“. Jens-Uwe Kunze hat festgestellt: „Die Kinder sind mit großer Begeisterung dabei, wir wurden mit Anmeldungen förmlich überrannt.“
Ebel weiß aber natürlich auch, dass es nichts gibt, was man noch besser machen kann.

Prominente Sportler unterstützen die Aktion

Weitere Einrichtungen sollen fürs Mitmachen gewonnen werden. Immerhin hat Berlin rund 400 Grundschulen, mit etwa 1000 Klassen und 25 000 Schülern pro Jahrgang. Der Anfang ist gemacht – die Kampagne hat Anstoß gegeben, Kinder an die Bewegung heranzuführen. Staatssekretärin Claudia Zinke, die seit ihrem siebenten Lebensjahr in einem Turnverein ist, Aktive, Trainerin, Funktionärin und viele Jahre Vorsitzende der Berliner Sportjugend war, appellierte an alle, möglichst früh zu beginnen. Gabriele Wrede fügte hinzu: „Erzählt euren Freunden, wieviel Spaß der Sport in einer Gemeinschaft macht, ihr zudem an Wettkämpfen teilnehmen und etwas gewinnen könnt, wie ihr es jetzt selbst erfahren habt.“

Viele prominente Sportler haben die Aktion unterstützt, zu denen u.a. Schirmherr Fabian Hambüchen, Europa- und Weltmeister im Turnen, und Hockey-Olympiasiegerin Natascha Keller zählten.

Quelle:DOSB –  Autor: Klaus Weise

author: GRR

Comment
0

Leave a reply