Die Veränderung des Vorjahres, als der Start erstmals in der Freizeitanlage Gänsbrüh erfolgte und der Kurs in entgegengesetzter Richtung zu laufen war, hatte man auch 2008 beibehalten und gut damit getan
Bericht 50 km-Rodgaulauf 26.1.2008 – Thomas Dehaut und Martina Groß in starker Frühform – Von Volkmar Mühl
Die besondere Tradition des Rodgaulaufs, den Teilnehmern meist außergewöhnliche Streckenverhältnisse zu bieten, wurde diesmal nicht gewahrt. Angenehme äußere Bedingungen mit Temperaturen über dem Gefrierpunkt beim Start um 10 Uhr, die im Rennverlauf auf bis zu 8 ° Celsius ansteigen sollten, bescherten den zahlreichen Teilnehmern ideale Laufbedingungen und bildeten die Voraussetzung für wieder einmal hochklassige Siegerzeiten.
Rodgau-Dudenhofen, im hessischen Rhein-Main-Gebiet und damit zentral in Deutschland gelegen, wurde wieder einmal seinem Ruf als Mekka der Ultramarathonläufer im Januar gerecht. Wie viele der über 800 vorangemeldeten Teilnehmer tatsächlich an den Start gingen (mit Nachmeldungen dürfte ein neuer Melderekord erreicht worden sein), wusste Organisationsleiter Wolfgang Junker vom RLT Rodgau zwar vor dem Wettkampf nicht genau zu sagen. Es ist aber bekannt, dass in der Regel bis zu einem Fünftel der vorangemeldeten Teilnehmer die Startunterlagen nicht abholt.
Start zur neunten Auflage mit Rekordbeteiligung…
Die Veränderung des Vorjahres, als der Start erstmals in der Freizeitanlage Gänsbrüh erfolgte und der Kurs in entgegengesetzter Richtung zu laufen war, hatte man auch 2008 beibehalten und gut damit getan. Denn eine Beeinträchtigung gab es doch: Ein böiger Wind blies den Teilnehmern auf bestimmten Streckenabschnitten kräftig ins Gesicht, dies war jedoch die einzige Erschwernis für die Läufer/Innen und im Vergleich zu früheren Jahren eher harmlos. Da sind alte Kämpen aus den ersten Jahren anderes gewohnt…
Zwar stellt der Parcours keinen richtigen Straßenlauf dar, dazu müsste die 5 km-Runde vollständig asphaltiert sein. Dennoch ist der Untergrund gut zu belaufen und ermöglicht schnelle Zeiten.
Streckenrekordhalter und Vorjahressieger Stanislav Lazyuta ging auch in diesem Jahr wieder an den Start, sollte aber aufgrund seines Ausstiegs nach wenigen Runden keine Rolle spielen.
Umso beeindruckender war der Alleingang von Thomas Dehaut, der seine bereits hervorragende Vorjahreszeit von 3:10:11 h auf 3:08:24 h drücken konnte. Lange Zeit war ihm Bruder und DLV-100 km-Nationalteammitglied Helmut auf den Fersen, der mit 3:12:32 h gleichfalls eine ausgezeichnete Frühform präsentierte.
Thomas Dehaut mit souveräner Leistung…
Zunächst dahinter lief Nationalteamkollege Thomas König, der allerdings eingangs der letzten Runde Probleme bekam, die sich in einer um ca. 5 min. verlangsamten Schlussrunde ausdrückten.
„Im Gegensatz zu 2007, als ich bereits im Dezember mein Training intensivierte, betreibe ich in diesem Jahr erst seit Jahresbeginn einen etwas höheren Aufwand. Dafür war das Tempo wohl doch zu hoch“, so Thomas König dazu. Am Ende war er mit Rang vier in 3:18:46 h durchaus zufrieden, schließlich steigt der Bockauer mit dem Beginn einer 10 Wochen-Vorbereitung auf die 100 km-DM nun erst richtig ins Training ein.
Ein starkes Finish, das schließlich mit Rang zwei gekrönt wurde, lieferte Michael Sommer ab. Der sechsfache Deutsche 100 km-Meister will es dieses Jahr noch einmal wissen und befindet sich bereits in einer deutlich besseren Form als bei seiner ersten Rodgaulaufteilnahme im Vorjahr. Mit einer Zeit von 3:11:26 h kam er rund 6 min. früher an und erklärte bereits, seine beispiellose 100 km-Karriere mit einem Start bei der 100 km-DM in Kienbaum fortsetzen zu wollen.
Bei den Frauen war man vor allem auf das Comeback von Constanze Wagner, Streckenrekordhalterin und mehrfache Siegerin vergangener Jahre, gespannt. Ehemann Walter bestätigte vor dem Start, dass sie wieder richtig im Training ist, und dies sollte sie mit einer Leistung von 3:48:47 h auch klar unter Beweis stellen.
Starke Martina Groß
Schneller war nur eine, nämlich die achte des 100 km-World Cup 2007. DLV-Nationalteammitglied Martina Groß startete erstmals im Rodgau sowie über 50 km überhaupt. Die Biel-Siegerin des vergangenen Jahres bevorzugt für gewöhnlich Marathonläufe als längste 100 km-Unterdistanzwettkämpfe und hatte sich spontan entschlossen, einmal ihr aktuelles Leistungsvermögen zu testen. Eine Zeit von 3:42:17 h sprang dabei heraus und lässt als erfolgreicher Auftakt für ihren weiteren Saisonverlauf hoffen. Schade, dass sie wohl nicht bei der 100 km-DM in Kienbaum an den Start gehen wird, sondern erneut für Biel plant.
Auf Rang drei mit 3:49:16 h lief Dorothea Frey ein. Die Siegerin des Schwäbische Alb-Marathons 2007 befindet sich in der Vorbereitung auf den Kandelmarathon am 9. März und absolvierte den Wettkampf im Rodgau lediglich als flotten langen Trainingslauf nach zwei Tempoeinheiten in der zurückliegenden Woche.
„Wenn es in Kandel gut läuft, könnte ich mir einen Start in Kienbaum durchaus vorstellen“, deute sie ihre Ambitionen an, es eventuell mit einer Verdoppelung der 50 km zu probieren. Angesichts einer 2:53er Marathonbestzeit aus dem vergangenen Jahr erschiene ein Angriff auf die 8-Stunden-Marke in ihrem Fall auch beim Debüt durchaus denkbar.
Ganz gleich, wie viele Teilnehmer den Rodgaulauf nun in diesem Jahr absolvierten – von Leistungen, wie sie die Erstplatzierten erbrachten, konnte die große Masse nur träumen.
Vielmehr stand für die meisten Angereisten klar der Aspekt des Ankommens im Vordergrund. Schließlich ist Ende Januar die Trainingsdecke überwiegend noch dünn und für nicht wenige wird es der erste wirklich lange Lauf im neuen Jahr überhaupt gewesen sein.
Klar ist auch, dass die hohe Teilnehmerzahl das Aufeinandertreffen von schnelleren und langsameren Läufern bei den ständigen Überrundungsvorgängen deutlich verschärft und die 5 km-Runde eine weitere Erhöhung der Teilnehmerzahl kaum noch verkraften kann.
Unproblematisch wie immer war hingegen die Organisation und so ist kaum zu erwarten, dass es im kommenden Jahr zu einem nennenswerten Teilnehmerrückgang kommen wird. Es sei denn, es gäbe mal wieder Schnee und Eis – wie früher…
Volkmar Mühl
Ergebnisse unter https://www.md-lauf97.de/pdf-ergebnisse2008/eg08-002.pdf