Behinderung und Sport“ – Handbuch mit 39 Beiträgen erschienen - Manfred Wegner, Volker Scheid & Michaela Knoll (Hrsg.) © Schorndorf 2015: Hofmann.
„Behinderung und Sport“ – Handbuch mit 39 Beiträgen erschienen – Manfred Wegner, Volker Scheid & Michaela Knoll (Hrsg.) – Prof. Detlef Kuhlmann stellt vor
Inklusion ist in aller Munde – auch im Sport. Im Sommer dieses Jahres hatte z.B. die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) ein siebenseitiges Positionspapier über „Inklusion und Sportwissenschaft“ vorgelegt, an dem acht Kolleginnen und acht Kollegen aus verschiedenen Teildisziplinen der Sportwissenschaft mitgewirkt haben.
Im Herbst dieses Jahres ist jetzt ein 456-seitiges Handbuch zu „Behinderung und Sport“ mit insgesamt 39 Beiträgen hinzugekommen, an dem zehn Autorinnen und 27 Autoren aus der Sportwissenschaft und benachbarten Disziplinen sowie aus verschiedenen Handlungsfeldern des Sports mitgearbeitet haben.
Beide Vorhaben resultieren wesentlich daraus, der Gruppe der Menschen mit Behinderungen auch im Kontext von Lehre und Forschung in der Sportwissenschaft mehr Aufmerksamkeit zu schenken und ihnen Wege in die Sportpraxis zu ermöglichen.
Das neue Handbuch kann an einen vor rund 20 Jahren im gleichen (Hofmann-) Verlag erschienenen Vorläufer anknüpfen: das (alte) Kompendium „Sport mit Sondergruppen“. Gleichwohl wird mit der aktuellen Publikation ein anderer thematischer Akzent gesetzt: „Nicht die eingeschränkte Funktionsfähigkeit des Menschen in einer Defizitorientierung steht im Vordergrund, sondern seine Möglichkeiten und Grenzen des Aktiv-seins im Sinne einer Ressourcenorientierung“ – das schreiben die beiden Herausgeber Prof. Manfred Wegner (Kiel) und Prof. Volker Scheid (Kassel) zusammen mit der Herausgeberin Privat-Dozentin Dr. Michaela Knoll (Karlsruhe) schon in der kurzen Einführung zum Band.
Sie haben dabei folgende Zielgruppen als Leserinnen und Leser im Visier: Neben den Lehrenden an den sportwissenschaftlichen Hochschuleinrichtungen sind dies vor allem medizinische und therapeutische Fachkräfte in der Rehabilitation, aber nicht zuletzt auch alle „Betreuer, Übungsleiter, Trainer und Multiplikatoren im Bereich des organisierten Sports, der Behindertenhilfe und der Sozialen Arbeit“.
Das Handbuch gliedert sich in insgesamt fünf Kapitel mit mindestens sechs und höchstens jeweils zehn Einzelbeiträgen. Dabei geht es zunächst um die „Grundlagen und Entwicklung“ – hier übrigens mit zwei Aufsätzen der Vizepräsidentin für Bildung und Olympische Entwicklung im Deutschen Olympischen Sportbund, Prof. Gudrun Doll-Tepper, die im Hauptberuf als Sportpädagogin den Arbeitsbereich Integrationspädagogik, Bewegung und Sport an der Freien Universität Berlin leitet.
Sie skizziert darin zum einen die historische Entwicklung des Behindertensports allgemein und zum anderen die wichtigsten Stationen seiner internationalen Entwicklung („Adapted Physical Activity“).
Das zweite und umfangreichste Kapitel des neuen Sammelbandes widmet sich insofern den „Zielgruppen“ (Überschrift), als es hier um verschiedene Erkrankungen geht, die hinsichtlich einer möglichen Sport- bzw. Bewegungsausrichtung diskutiert und hinsichtlich ihrer je spezifischen Eignung vorgestellt werden: „Sport und Bewegungstherapie bei internistischen Erkrankungen und Krebserkrankungen“ oder „Psychische Erkrankungen und bewegungsorientierte Interventionen“ sowie „Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Sport“ lauten demzufolge u.a. deren Titel.
Im darauf folgenden Kapitel geht es um die Ausprägungen und Organisationsformen des Sports für und mit behinderten Menschen: Hier wird sowohl der Rehabilitationssport als auch der Leistungssport von Athletinnen und Athleten mit Behinderungen thematisiert. Speziell im Beitrag von Jupp Dahlmanns vom Behinderten-Sportverband Nordrhein-Westfalen werden „Strukturen und Qualifizierung“ dargestellt, während Karl Quade vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft die paralympische Bewegung vorstellt. Zwei anderen Beiträgen widmen sich dem Sportabzeichen und den Spiel- und Sportfesten als zwei weit verbreitete Veranstaltungsformen; im letzten Aufsatz dieses Kapitels wird ein Überblick zu „Reisen, Sportreisen und Sporttourismus“ gegeben.
Die beiden letzten Kapitel bringen dann noch sechs Beiträge zu „Förderung und Unterricht“ bzw. sieben über „Bewegungsangebote und Sportformen“.
Drei Verzeichnisse beschließen den Band: eines mit „Institutionen und Organisationen“ bzw. deren Abkürzungen (z.B. SOD für Special Olympics Deutschland) und deren Nennung in den entsprechenden Beiträgen im Band. Das gilt auch für das zweite fünfseitige Verzeichnis mit Schlüsselbegriffen von A wie Ausbildung über K wie Körpererfahrung bis W wie Wintersportaktivitäten. Ganz am Ende finden sich Namen und Korrespondenzanschriften aller Autorinnen und Autoren.
Manfred Wegner, Volker Scheid & Michaela Knoll (Hrsg.): Handbuch Behinderung und Sport. Schorndorf 2015: Hofmann. 456 S.; 39,90 EURO
Prof. Detlef Kuhlmann