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2011

2010 World Junior Championships Moncton, Canada July 19-26, 2010 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET

Beachtliche deutsche Bilanz bei den Cross-Europameisterschaften in Velenje/Slowenien – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Corinna Harrer ist eines der Talente, auf die der Deutsche Leichtathletik-Verband vielleicht schon im Olympiajahr 2012 setzen kann. Die 20jährige Allroundläuferin der LG Telis Finanz Regensburg mit einer Leistungspalette von 800 m bis 10.000 m holte bei den Cross-Europameisterschaften in Velenje (Slowenien) nach Sabrina Mockenhaupts Silbermedaille im Jahr 2005 erstmals wieder eine Einzelmedaille.

Mit Neben Harrer zeigten die deutschen Frauen Medaillen-Sammelleidenschaft: Silber für die U23-Juniorinnen und Bronze für die Frauen und die U20-Mädchen sind die beste Bilanz für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) seit Einführung dieses kontinentalen Championats 1994.    

Auf der Zielgeraden zündete Corinna Harrer den Turbo und überspurtete im Kampf um Rang drei hinter den beiden Britinnen Emma Pallant und Naomi Taschimowitz die U20-Junioren-Weltmeisterin und dreifache Cross-Europameisterin Stephanie Twell – und holte nach Sabrina Mockenhaupts Silbermedaille 2005 in Tilburg/ Niederlande die erste Einzelmedaille für den Deutschen Leichtathletik-Verband bei Cross-Europameisterschaften. „Diese bayerisch-rustikale Kampfsau!" schüttelte Kurt Ring, der Vereinstrainer bei der LG Telis Finanz Regensburg, nach diesem furiosen Finale mit dem Griff in die rustikale Athletensprache den Kopf und konnte den Triumph seiner Athleten nicht recht in Worte fassen.

Aber damit nicht genug: Für i-Tüpfelchen in diesem über 6000 m führenden Rennens sorgten zusammen mit Corinna Harrer die Zwillinge Anna und Lisa Hahner und Jana Soethout mit der Silbermedaille in der Teamwertung. Hinter den souveränen Britinnen (14) sammelte das DLV-Quartett 41 Punkte und lag damit klar vor Portugal (77). „Saugeil, und dann noch Silber!" freute sich fünftplatzierte Anna Hahner über das Mannschaftssilber und Rang fünf in der Einzelwertung.

„Koko und ich haben das gesamte Rennen über Kontakt zur Spitze halten können, das war enorm wichtig!" Und Corinna Harrer: „Mir hat die Strecke gelegen, ich konnte Druck machen, so wie ich es mir vorgestellt hatte. Einfach Super!" Die 20jährige Regensburgerin holte damit auf dem schnellen Parours in Velenje die dritte Einzelmedaille auf europäischem Terrain nach Rang drei über 800 m (2009) und Rang drei über 1500 m (2011), ihr erster Erfolg im Cross nach einem vierten und einem fünften Platz in der U 20-Kategorie.

Wenige Minuten später gab es im U23-Männer-Rennen für das deutsche Betreuerteam erneut Grund zum Jubel. Bei Zeitgleichheit mit dem Norweger Sondre Nordstad Moen von 23:48 Minuten schrammte der Friedrichshafener Richard Ringer hinter dem Franzosen Florian Carvalho und dem Briten James Wilkinson hauchdünn an Bronze im Rennen der U 23-Junioren über 8000 m vorbei. „Rang vier ist schon Wahnsinn!" freute sich Richard Ringer im Ziel. „ich habe vielleicht mit Top 20 gerechnet, aber nun um eine Sekunde die Bronzemedaille verpasst. Das ist schon stark!"

Ringer hatte sich zumeist dicht hinter seinem Teamkollegen Florian Orth gehalten, bevor er in den beiden letzten Runden Position um Position nach vorne laufen konnte. „Bei der U 23-EM in Ostrawa war ich Siebter über 5000 m, so langsam komme ich der Spitze immer näher. Das macht Laune für die Männerklasse!" Das DLV-Team landete auf Rang sieben.

„Ein tolles Ergebnis" freute sich Nachwuchs-Bundestrainer Lutz Zauber über die dritte Mannschaftsmedaille in Folge bei Cross-Europameisterschaften. „Die Plätze neun bis elf für Gesa, Maya und Elena sind natürlich ein Traum! Zehn Punkte nur hinter Groß-Britannien ist zudem überragend!" Das deutsche U 20-Team war auf der 4000 m-Distanz in der Besetzung Gesa-Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt), Maya Rehberg (SC Rönnau 74), Elena Burkard (LG badenova Nordschwarzwald) und Jannika John (LAC Quelle Fürth) lagen mit 50 Punkten hinter Groß-Britannien (40) und Russland (43) auf Rang drei eingekommen.

„Mir hat heute etwas der unbedingte Antrieb, der letzte Biss gefehlt", gestand die als Shootingstar der Saison 2011 bezeichnete WM-Neunte von Daegu, Gesa-Felicitas Krause nach ihrer Zielzeit von 13:42 Minuten. „Ich möchte nicht sagen, dass mir die Einstellung gefehlt hat, aber das war heute mein erstes größeres Rennen nach der WM. Und dafür war es schon ok, wenn auch nicht super toll!"  Dafür jubelten Maya Rehberg und Elena Burkard, die mit fünf und acht Sekunden hinter der von vielen als Medaillenanwärterin gehandelten Gesa-Felicitas Krause ins Ziel eingelaufen waren.  

Den Titel gewann nach einem abwechslungsreichen Rennen die britische Vorjahresdritte Emelia Gorecka nach 13:13 Minuten vor den beiden lange führenden  Ioana Doaga (Rumänien) und Amela Terzic (Serbien), der U20-Europameisterin über 1500 m und 3000 m.

Nicht minder spannend verlief das Finale bei den U 20-Junioren, das mit einem Erfolg für den Russen Ilgizar Safiulin knapp vor dem Briten Richard Goodman und dem zeitgleichen Vladimikr Nikitin endete. Als bester deutscher Starter kam Mayas Bruder Stig Rehberg in einem couragierten Rennen auf Rang 18, dicht gefolgt von Hendrik Pfeiffer (LAZ Rhede/ 21.). Für das deutsche Team reichte es mit 124 Punkten hinter Groß-Britannien (30), Russland (59), Ukraine (107), Belgien (115) und Dänemark (118) nur zu Rang sieben. „Die Jungs haben das Beste daraus gemacht, wenn unser stärkster Läufer glaubt, er muss nicht laufen! Schade, wir haben eine Medaille verschenkt!" ärgerte sich Nachwuchstrainer Werner Grommisch.

Unerwartet gewannen die deutschen Langstrecklerinnen über 8000 m eine weitere Bronzemedaille. Simret Rest-Apel, Sabrina Mockenhaupt, Verena Dreier und Susanne Hahn sicherten sich dank der besseren Platzierung der vierten Läuferin bei Punktgleichheit mit Frankreich und hinter Groß-Britannien (42) und Portugal (51) mit 83 Punkten Rang drei und sorgten mit dem Gewinn der vierten Medaille bei den Cross-Europameisterschaften im slowenischen Velenje für die beste Bilanz bislang für den Deutschen Leichtathletik-Verband.

„Wir sind alle für die Mannschaft gelaufen", fasste Sabrina Mockenhaupt die Einstellung der deutschen Frauenequipe zusammen. Hatten beim Heimspiel 2004 in Heringsdorf die Französinnen bei Punktgleichheit noch die Nase vorne, so konnten die deutschen Frauen diesmal das Blatt wenden. Für die beste Einzelplatzierung sorgte dabei Simret Restle auf Rang neun. „Ich habe eine Runde vor Schluss schon den Spurt angezogen, weil ich dachte, dass das Rennen zu Ende wäre. So habe ich vielleicht eine Top Acht-Platzierung verpasst! Aber für die Mannschaft ist es super!" Die Kasseler Läuferin mit eritärischen Wurzeln zeigte sich aber mit dem Erfolg im Rücken selbstkritisch: „Ich muss einfach mehr riskieren, nur so komme ich weiter. Heute war dies der Anfang!"

Und „Mocki" lächelte schon wieder, wenngleich es für sie eine ungewohnte Rolle war, nicht die bestplatzierte Läuferin im Team zu sein. „Heute musste ich natürlich kleine Brötchen backen. Schneller hätte ich sechs Wochen nach dem Marathon nicht laufen können. Für mich war es ein cleveres Rennen mit einem behutsamen Start. Es macht natürlich keinen Spaß, nur Zweitbeste zu sein. Bin aber glücklich, dass ich mich für einen Start entschieden habe. So ist es für mich nach dem Frankfurt-Marathon doch noch ein schöner Abschluss der Saison 2011 geworden!"

Nicht gut lief es hingegen bei den Männern. Mit 160 Punkten landete das Team um Steffen Uliczka auf Rang acht von zehn gewerteten Mannschaften. „Damit haben wir zumindest auch bei den Männern unsere Zielstellung Top acht erreicht", drückte der für den Laufbereich zuständige Bundestrainer Tono Kirschbaum seine Enttäuschung aus. In der Einzelwertung hatte man vor allem im DLV-Lager mit einem stärkeren Auftritt von Steffen Uliczka gerechnet, der in Albufeira noch als Elfter über die Ziellinie gelaufen war.

Doch der Kronshagener Hindernisspezialist hat sich angesichts der Höhepunkte 2012 mit Olympischen Spielen und Europameisterschaften auf einen anderen Saisonaufbau eingerichtet und lief mit einer Minute Rückstand auf den für Belgien startenden früheren Äthiopier Atelaw Yeshetela  Bekele auf Position 34 ins Ziel. „Ich habe das Tempo derzeit einfach nicht drauf, was vorne gelaufen wird. Die schnelle Strecke war für mich nicht die Herausforderung, es war eine reine Quälerei!"

Für den im Nationaltrikot debütierenden Julian Flügel (LG Telis Finanz Regensburg) lief das Rennen hingegen gut, er wurde auf Platz 39. zweitbester deutscher Starter.    

„Das ist ein richtiger Schritt für den Sommer", bilanzierte ein sichtlich zufriedener Bundestrainer Tono Kirschbaum das Auftreten der deutschen Mannschaft. „Von den Ergebnissen her können wir sehr zufrieden sein. Wir haben vier Medaillen geholt, das ist mehr als wir erwarten konnten. Unser Team hat sich als Mannschaft gezeigt. In der Darstellung der einzelnen Ergebnisse haben wir mit Corinna Harrer und Richard Ringer, Anna und Lisa Hahner, Gesa-Felicitas Krause und Maya Rehberg einige Platzierungen unter den Top 10. Die Frauen haben mit Bronze natürlich für die Überraschung gesorgt.

Ich denke, dass wir künftig eine deutlichere Gewichtung auf den Cross setzen müssen. Ein Konzept dazu ist schon in der Abstimmung!"

 

Wilfried Raatz

 

 

Cross-EM in Velenje (Slowenien)

 

 

 

 

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author: GRR

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