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30
07
2009

Im Kern zeigt die Ausstellung die Ästhetik und die Dramatik der sportlichen Wettkämpfe im Berliner Olympiastadion, aber auch durchgängig etwas von der Nähe und der Offenheit der Begegnungen gegenüber den begeisterten Zuschauern sowie der intimen Freundschaft mit den engsten Konkurrenten von Jesse Owens – allen voran mit seinem deutschen Widersacher Luz Long.

Ausstellung über Jesse Owens zur Leichtathletik-WM im August – Die Sportlegende von 1936 kehrt zurück … in das Sportmuseum Berlin – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann berichtet

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Jesse Owens, die Sportlegende („A Sports Hero“) der Olympischen Sommerspiele 1936 im Berliner Olympiastadion kehrt zurück – in einer mit großem Aufwand inszenierten Ausstellung des Sportmuseums Berlin im Olympiapark (Haus des Deutschen Sports). Die insgesamt 75 Exponate, darunter eine Vielzahl von Fotos, die jetzt erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen sind, widmen sich speziell Jesse Owens erfolgreicher Teilnahme an den Olympischen Spielen im August 1936 und den drei weiteren Berlin-Besuchen nach 1945.

Jesse Owens (1913 bis 1981) ist der erste afroamerikanische Leichtathlet gewesen, der bei Olympischen Sommerspielen vier Goldmedaillen gewann, nämlich über 100m, 200m, mit der 4x100m Staffel der USA und im Weitsprung.

Die Berliner Ausstellung, die  passend zur Leichtathletik-WM  im Foyer des Hauses des Deutschen Sports eröffnet wird und die erst kurzfristig dank einer größeren Spende der DKB-Stiftung überhaupt zustande kam, ist europaweit die erste Ausstellung über das bewegte Leben und die große sportliche Karriere von Jesse Owens, der als James Cleveland Owens in Oakville (Alabama) geboren wurde und nur versehentlich bei der Einschulung den Namen „Jesse“ erhielt.

Im Kern zeigt die Ausstellung die Ästhetik und die Dramatik der sportlichen Wettkämpfe im Berliner Olympiastadion, aber auch durchgängig etwas von der Nähe und der Offenheit der Begegnungen gegenüber den begeisterten Zuschauern sowie der intimen Freundschaft mit den engsten Konkurrenten von Jesse Owens – allen voran mit seinem deutschen Widersacher Luz Long.

Dazu passend haben die Macher der Ausstellung Zitate der Sportlegende geschickt über die Bild- und Texttafeln verstreut, die etwas von dem persönlichen Sportsgeist des Jesse Owens wiedergeben, aber von ihrem universellen Anspruch auch heute noch als Sinnbild im kleinen und im großen Sport taugen können – nur eine Kostprobe: „Freundschaften werden auf dem Feld des sportlichen Wettkampfes geboren und sind das wahre Gold eines Wettstreits. Preise verrosten, Freunde werden nicht staubig.“

Die Ausstellung bettet die olympischen Wettkämpfe von Jesse Owens in Berlin zeithistorisch auch ein in die vernichtende Rassenpolitik und die totalitäre Propaganda des Nazi-Regimes, deren Ziele Jesse Owens als Starathlet (und dazu noch in Sportschuhen eines deutschen Schuhfabrikanten) konterkarierte. Jesse Owens dachte Anfang November 1935 sogar daran, auf eine Teilnahme in Berlin zu verzichten, „wenn es in Deutschland Diskriminierungen gegen Minderheiten gibt“.

In einem Interview mit einem amerikanischen Journalisten, das im Juni 1935 in der deutschen Fachzeitschrift „Der Leichtathlet“ abgedruckt worden war, hatte er schon unmissverständlich geäußert: „Ich hoffe, daß ich eines Tages Botschafter des guten Willens und der Verständigung zwischen Negern und der weißen Rasse werde. Botschafter selbstverständlich nicht im politischen, sondern in sportlichem Sinne.“

Als ein solcher Botschafter kehrte Jesse Owens später mehrmals nach Berlin zurück – auch zur Eröffnung der „Trimm-Aktion ´78“ des Deutschen Sportbundes (DSB) am 8. Mai 1978, wo er zusammen mit dem damaligen DSB-Präsidenten Willi Weyer und dem heutigen DOSB-Ehrenpräsidenten Manfred von Richthofen auf einem Foto trabend im Olympiastadion unterwegs ist. Seit dem 10. März 1984 ist die Stadionallee am Berliner Olympiastadion in Jesse-Owens-Allee umbenannt worden – seitdem eine feine Adresse, wo nach wie vor auch der Landessportbund Berlin residiert.

Die Ausstellung des Sportmuseums Berlin ist noch bis Ende Januar 2010 zu den Öffnungszeiten (Montag bis Freitag 10 bis 14 Uhr) zu sehen und wandert danach in das Olympische Dorf von 1936 nach Elstal im Land Brandenburg.

Zur Ausstellung ist ein deutsch-englischer Katalog (Gestaltung Gerd Steins, Lektorat Martina Behrendt, Übersetzungen Penelope Eifrig) als Band 14 der „Sporthistorischen Blätter“ erschienen. Der Band wird herausgegeben vom Forum für Sportgeschichte, dem Förderverein für das Sportmuseum und in Zusammenarbeit mit dem AIMS-Marathon-Museum of Running.

Er kann zum Preis von 3 € angefordert werden beim Sportmuseum Berlin, Hanns-Braun-Str., 14053 Berlin, Tel. 030/3058300, Email sportmuseum-berlin@t-onlie.de.

Für terminierte Gruppen- und Sonderführungen wird eine rechtzeitige Buchung empfohlen.

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann in der DOSB Presse

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