Olympia in Sydney/AUS; 28.09.2000; 800 m Herren: Olympiasieger Nils Schumann - Foto: Camera 4
„Außergewöhnlich“ – er / sie war mit „7“ besser als die anderen – Von Lothar Pöhlitz* bei LG Telis Finanz Regensburg
Die notwendigen Voraussetzungen für Erfolge im Spitzensport, vielleicht sogar einmal Olympiasieger in einer Laufdisziplin zu werden, bekommst Du „geschenkt“, das ist Dein Erbe, Dein Glück, angeboren sagt man landläufig.
Eines Tages weißt Du, dass Papa und Mama Dein Glück waren, weil sie Dich in jeder Beziehung unterstützt, sogar inspiriert, gefahren, mit Dir geübt und Dich auch in schwierigen Situationen gestützt haben.
Du liebst Neues und Herausforderungen, Deine Trainer im schon frühen leistungsorientierten Leben im Verein oder einer Sportschule nennen es Leidenschaft und Leistungsbereitschaft. Sie haben Dich ´gelehrt, dass „Siegen und Verlieren“ zum Sport gehört und was man wie besser machen muss um Niederlagen zu vermeiden. Das Selbstbewusstsein stieg so mit den Erfolgen.
Stellt sich eines Tages der erste große Erfolg ein, musst Du Ihnen dankbar sein, weil Deine Sportlehrer und Übungsleiter den Weg in einen Verein oder zur Sportschule unterstützt haben oder weil sie Dich schon früh mit den vielen Übungen „gequält“ haben, die eigentlich gar nicht zum schnelleren Laufen gehören, wie Du damals gedacht hast. Aber sie haben damit Verletzungen vermieden, als das Training härter wurde. Sie haben Dich schon in den Basics-Jahren gelehrt, dass Teamtraining, gesunde Ernährung, Warm- und Kaltwasser, Massagen, Arzt-Besuche und Schlaf notwendige Begleiter sind und Trainingsausfälle vermeiden helfen, wenn die Gegner immer stärker werden.
Und wenn es dann nach 10 – 12 – 15 Investitionsjahren mit dem Olympiasieg oder einer Medaille beim Hochfest des Sports in einer Laufdisziplin geklappt hat, gehörst Du zu den „Außergewöhnlichen“, ein Leben lang.
Ein Vorbilder-Fazit, solcher „Außergewöhnlicher“, wie unsere Olympiasieger Sigrun Wodars, Nils Schumann, Dieter Baumann und Waldemar Cierpinski würde ich so zusammenfassen:
Sie wollten gewinnen, dafür trainierten sie. Sie waren diszipliniert, hart und haben schon im Training „das schneller“ angestrebt, sich durch Rückschläge, wie Verletzungen nicht von ihren Zielen abbringen lassen. Sie waren respektvoll gegenüber ihren Coaches und bescheiden im Umfeld, feiern war eher die Ausnahme. Ihre Ziele haben sie mit Selbstbewusstsein und Kampfgeist in Wettkämpfen über Jahre verfolgt.
Bis zum letzten Rennen haben sie an ihrer Fitness gearbeitet. Sie wollten immer gewinnen, im Ziel die Arme hochreißen. Schon in Trainingswettkämpfen wollten sie Beste/r sein, aber siegen, wenn es darauf ankam.
„Von Läuferinnen und Läufern mit ihren Trainern, die zu Weltrekorden und Olympia-Siegen bzw. vergleichbar hohen Leistungen in der Lage waren, wurde im Nachhinein bekannt, dass Sie sehr talentiert, mental stark, immer aber auch außergewöhnlich trainiert und auch ihre „Team-Begleiter“ (Ärzte, Physiologen, Psychologen, Physiotherapeuten) genutzt hatten. In der Quantität des Qualitätstrainings, einem Top-Coach und der Motivation fanden Sie ihre Schlüssel“ (Lothar Pöhlitz – TRAININGPRAXIS LAUFEN)
Eine Trainererfahrung für Trainer mit Begabten möchte ich noch anfügen: nach einer kontinuierlichen Leistungsentwicklung mit auch mal Verletzungspausen und Stagnationen schon im Spitzenbereich, war die nicht erwartete Bronze – Silber – oder Gold-Medaille bei der WM oder OS nicht nur erfreulich, sondern „sensationell überraschend“.
Jetzt warst auch Du Vorbild. Aber. Die „Angst“ eine solche unerwartete Leistung bei einem Höhepunkt nicht wiederholen zu können, blockierte danach die Wiederholung einer solchen Spitzenplatzierung. Da hätte der nicht zu Rate gezogene Psychologe sicher helfen können.
Später nach dem Sport, im „richtigen Leben“, wenn die Ehrungen abflauten, erfuhren wir immer wieder, dass Ihre ehemalige Trainingseinstellung zur Arbeitseinstellung wurde, dass Ehrgeiz, neue Herausforderungen schon immer zu Ihrer Persönlichkeit gehörten.
Der Leistungssport war auch für den Rest des Lebens für sie sehr hilfreich.
Lothar Pöhlitz
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*Lothar Pöhlitz – seit 1959 Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / Trainer / Nachwuchs-Verbandstrainer / Cheftrainer / 1971-1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums für Lauf-Trainingsmethodik der DDR /1980-1998 18 Jahre DLV-Bundestrainer Mittelstrecke / Langstrecke / Marathon / zuletzt Teamleiter Marathon / Straßenlauf / 3x Olympia – Trainer für Deutschland – 4 Lauf-Fachbücher
Quelle: Lothar Pöhlitz bei der LG Telis Finanz Regensburg