Mahmood Alrashedi (1981), 32:45 Min. stolz im „Deutschland Shirt“: Deutscher Meister M35 bei der Team DM usammen mit Joris Brand (1976) 34:06 Min., Mourad Bekakcha (1978) 31:35 Min. ©hamburg running
Ausländer raus? (4) – Der DLV hat klammheimlich einige unserer Athleten von Deutschen Meisterschaften ausgeschlossen.
Mit dem Aufsehen erregenden Beitrag „Neue DLV-Regelung erschwert Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern in Deutschland“, erschienen am 5. April 2017 bei www.germanroadraces.de, hat die Interessenvereinigung der großen Läufe (GRR) eine Diskussion entfacht.
In mehreren Beispielen aus der Praxis soll versucht werden, die in dieser Form vom DLV verabschiedete Regelung in Frage zu stellen.
GRR fordert vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) eine Abkehr von dieser starren und restriktiven Haltung.
German Road Races (GRR) e.V.
Bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Löningen im vergangenen März 2017 konnten wir es erstmal erleben. Es war die erste Deutsche Meisterschaft, bei der Athletinnen und Athleten unseres neuen Laufsport-Vereins hamburg running an den Start gingen.
In der Altersklasse M35 konnten wir den dritten Platz erringen, knapper als wir dachten. Wir mussten auf zwei unserer besten Läufer zu Hause lassen, da seit dem 1.1.2017 nur noch Athleten mit deutscher Staatsbürgerschaft bei den nationalen Titelkämpfen teilnehmen dürfen. Unabhängig davon, wie lange sie bereits in Deutschland leben.
Uns fehlte uns unser Athlet Mahmood Alrashedi, (Jahrgang 1981). Er kam vor knapp zwei Jahren als Flüchtling aus dem Irak zu uns. Er hat bereits seit einiger Zeit in Hamburg ein neues Zuhause gefunden hat. Bei seiner Integration war und ist das regelmäßige Training in einer Gruppe, wie er es vor der Vertreibung auch aus seiner Heimat kannte, ein Schlüsselelement.
Im vergangenen Jahr wurde er mit der Mannschaft Deutscher Meister und war tagelang glücklich und dankbar, auch sportlich wieder ein Zuhause zu haben.
Unser zweiter betroffener Sportler ist Jesper Josefsson (Jahrgang 1978). Er ist Schwede und lebt schon seit vielen Jahren in Hamburg. Für ihn ist Deutschland schon immer die leichtathletische Heimat. Bei den Deutschen Senioren-Hallenmeisterschaften 2016 wurde er Vierter über 800 m in 2:07,59 Min. Er startet hier für einen Verein, er trainiert hier, er nahm hier an Meisterschaften teil.
Dass er das künftig nicht mehr darf, ist allein schon EU-rechtlich fragwürdig.
Beide sind in diesem Jahr nicht mehr bei Deutschen Meisterschaften startberechtigt. Ihre Teamkollegen können in den Mannschaften und Staffeln nicht mit ihnen antreten. Für alle Beteiligten ist das ein Schlag ins Gesicht, der ihnen Motivation für das tägliche, anstrengende Training raubt. Um an nationalen Titelkämpfen teilzunehmen, brauchen Ausländer, obwohl sie hier Zuhause sind, nun im mindesten einen weiteren Verein im Land ihrer Nationalität. Im Extrem brauchen sie sogar ein Land, in dem überhaupt an Meisterschaften zu denken ist.
Während zum Beispiel im Fußball seit langem gemischte Teams selbstverständlich um die Deutsche Meisterschaft spielen und ein lebendiges Beispiel für Vielfalt sind, schottet der DLV-Verbandsrat die Leichtathletik ab. Deutsche Meisterschaften nur für Deutsche, so lautet die neue Devise. Und: Auch die Landesverbände könnten dem Beispiel folgen, wenn sie nicht explizit anders entscheiden, wie der DLO zu entnehmen ist.
Sehr betrüblich ist es auch, das eine so weitreichende Entscheidung, die viele Vereine und Athleten (darunter fallen auch die mit deutschem Pass, denen Staffeln wegfallen) betrifft, nicht frühzeitig und prominent öffentlich diskutiert wurde.
Nur zufällig wurde der Beschluß im Oktober 2016 bekannt.
„Wir haben keine Probleme in der Teilnahme von ausländischen Athleten an Deutschen Senioren-Meisterschaften nach der bisher gültigen Regelung“ hieß es auf der Herbsttagung der DLV-Landes-Seniorenwarte.
Wir finden: Der Beschluß muss zurück genommen – oder zumindestens „entschärft“ werden. In Zeiten, in denen sich Nationalismus und Fremdenhass breit machen, ist das genau das falsche Zeichen. Statt die integrative Kraft des Sports zu fördern, wie es unsere Sportverbände, wenn es um Finanzmittel geht, immer behaupten, werden Mauern gezogen – sogar innerhalb funktionierender Trainingsgruppen.
Unser Verständnis von Leichtathletik ist ein anderes.
Vorstand hamburg running e.V.
Andreas Grieß / Karsten Schölermann
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