Bei den Verbänden hat sich bislang wenig bis gar nichts getan. Wird sich wohl auch wenig tun! Deshalb sind Unternehmen wie auch Veranstalter gefordert. Wir haben vor allem den Vorteil, dass wir nicht in ein Verbandsdenken eingebunden, oder besser, gefangen sind!
Aufbruch aus der Tradition? Traditioneller Berglauf versus Berglauf-Event – Wilfried Raatz im Interview mit Kurt König – Auszüge aus dem „Berglauf-Journal“
Erstarrt der deutsche Berglauf in der Tradition? Wenig Teilnehmer, kaum Spektakuläres, selten Zuschauer in der Weite der Natur. Kurt König, einst ein überaus erfolgreicher Bergläufer, Treppenläufer, hat in den vergangenen Jahren immer wieder zündende Ideen auf den Tisch gebracht. Und auch teilweise umgesetzt. Mit bescheidenem Erfolg, wie er selbstkritisch einräumt.
Aber Kurt König wäre nicht Kurt König, wenn er nicht weiter rast- und ruhelos Ausschau hält. Ausschau nach Umsetzungsmöglichkeiten. Mit dem etwas sperrigen Titel Salomon GORE-TEX Trailrunning-Cup promotet er derweil ein neues Projekt. Es ist ein Wertungsmix aus insgesamt elf deutschen Veranstaltungen im Alpenraum wie auch im Mittelgebirge. Aus der früheren Resultate-Addition der Hardcore-Läufe am Karwendel in Mittenwald, am Tegelberg in Füssen, am Hochgrat in Oberstaufen und am Hochfelln in Bergen ist nun mit dem Trailrunning-Cup die Einbindung von Landschaftsläufen im deutschen Mittelgebirge hinzu gekommen. Kommt es damit zum Befreiungsschlag aus der in Traditionen erstarrten Bergläufe?
Berglaufen ist sicherlich eine der attraktivsten Ausdauerdisziplinen, aber wenig populär? Woran liegt dies?
Berglauf darf nicht einigen wenigen Spinnern vorbehalten bleiben! Dazu ist das landschaftsorientierte Laufen einfach zu schön. Mit der Einführung des Salomon GORE-TEX Trailrunning-Cup geht es vor allem darum, das Einzugsgebiet der Berglaufszene zu vergrößern. Berglaufen findet nicht ausschließlich in den bayerischen Alpen statt. Veranstaltungsserien wie diese müssen überregional angesiedelt werden. Und das wollen wir mit dem Trailrunning-Cup erreichen!
Lässt sich schon nach den ersten Wertungsläufen des Trailrunning-Cup eine positive Entwicklung erkennen?
„Wir haben doch schon gewonnen, wenn zunächst einmal fünfzig, hundert Läufer aus den Kultveranstaltungen im Thüringer Wald, im Teutoburger Wald oder anderen Mittelgebirgsregionen bei den alpinen Events mitmachen. So etwas muss reifen! Eines jedenfalls haben wir erreicht: Bei den bayerischen Bergläufen sind bereits einige neue Läufer aufgetaucht, die das erstarrte Starterfeld doch aufgemischt haben.
Wie ist die Wertung? Angesichts der unterschiedlichen Streckenlängen und Schwierigkeitsgrade ist die Vergleichbarkeit kaum gegeben?
Es wird das Zeit-Differenzsystem angewendet, das die Abstände zur Spitze wertet und in Punkte umwandelt. Ich gebe zu, dass unser Wertungsmodus noch in den Kinderschuhen steckt. Nach diesem Jahr werden wir uns zusammensetzen und alle Ungereimtheiten diskutieren und dann hoffentlich ein deutlich ausgereiftes Wertungssystem im kommenden Jahr zur Anwendung bringen.
Es ist bekannt, dass Kurt König stets für außergewöhnliche Events zu begeistern ist. Was wird uns bei der neuen Cup-Serie vielleicht bei einem Finale noch an Überraschungen geboten?
“Es muss schon etwas Spektakuläres sein. Doch noch ist nichts spruchreif. Warum nicht den Weltcup-Skihang oder die Sprungschanze in Garmisch hochlaufen? Oder vielleicht auch ein Bergsprint in der Mittenwalder Geisterklamm? Es ist natürlich auch eine Frage des Etats, der für ein derartiges Spektakel noch aufgebracht werden muss!“
Paradebeispiel einer geglückten Marketingstrategie ist sicherlich der Fisherman’s Friend Strongman Run, der bei der zweiten Auflage auf dem Airport Weeze mit 5000 Startwilligen früh ausgebucht war. Hier wird ein Spektakel gepushed, das nichts mit dem traditionellen und gängigen (der Leichtathletik zugeordneten) Querfeldeinlaufen gemeinsam hat. Freche Sprüche sind hier angesagt. Ist dieser Event möglicherweise eine Orientierung für die eher traditionsbehaftete Berglaufszene?
Durch die bei Salomon vorgenommene Strategieänderung hin zu Trailrunning und Adventure ist auch in den Berglauf endlich etwas Bewegung gekommen. Es geht uns primär nicht um Verkaufszahlen, sondern um die Sache! Warum sollen wir damit nicht einmal 25.000 bis 30.000 Läufer erreichen? Wir haben auch Überlegungen über eine „Mini Transalp“ im Schwarzwald angestellt. Auch optische Aspekte wie das gepunktete Bergtrikot des Trailrunning-Cup Führenden gehören dazu. Aber das sind nur einige Aspekte, die zur Neuorientierung im Berglaufen gehören.
Es scheint, dass Innovationen im Berglauf nur von außen kommen können. Fühlen Sie sich von den Verbänden alleine gelassen?
Bei den Verbänden hat sich bislang wenig bis gar nichts getan. Wird sich wohl auch wenig tun! Deshalb sind Unternehmen wie auch Veranstalter gefordert. Wir haben vor allem den Vorteil, dass wir nicht in ein Verbandsdenken eingebunden, oder besser, gefangen sind! Wir müssen einfach zu den Leuten kommen!
Und vielleicht auch mit einer, sagen wir, Mountain-Challenge, die in einem selektiven, spektakulären Rundkurs nicht nur bergan, sondern zwangsläufig auch wieder bergab führen muss!
Wilfried Raatz
Weitere Informationen finden Sie im „Berglauf-Journal 2008“, Verlag wus-media, 64405 Niedernhausen-Fischbachtal,
Kontakt: info@wus-media.de,
Internet: www.berglauf.info