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23
07
2017

Klaus Richter, Raphael Richter & Wolfgang W. Schüler (Hrsg.): Lebensschule Laufen. Grundlegende Texte Alexander Webers zur Lauftherapie. Hamburg 2017 ©trediton

Auf dem Laufenden bleiben … mit neuen Laufbüchern – Prof. Detlef Kuhlmann stellt vor

By GRR 0

In dieser Sammelbesprechung werden 13 (!) neuere Laufbücher kurz und knapp vorgestellt. Die Auflistung strebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit an.

Sie ist mehr von dem Gedanken geleitet, das breite thematische Spektrum der Bücher zum Laufen ausgewogen in der Breite und aktuell vom Erscheinungszeitpunkt der Werke aus diesem oder dem letzten Jahr abzudecken.

Letztlich sollen alle hier aufgeführten Bücher zur Lektüre einladen – aber mehr noch zum (anschließenden) Laufen:

Achim Achilles: Sehnen lügen nicht. Neues vom Läufer der Herzen. München 2017: Wilhelm Heyne Verlag. 240 S.; 9,99 €

Dieses Buch setzt die Reihe der Bücher fort, die Deutschlands bekanntester Freizeitläufer in den letzten Jahren bereits auf den Markt gebracht hat – schließlich läuft der Berliner Autor und Journalist Dr. Hajo Schumacher (so sein Klarname) inzwischen seit fast 20 Jahren. Das merkt man den gleichsam ernsten wie heiteren Texten im Band an: Achim Achilles reflektiert seine eigene Laufkarriere und deren mögliche Fortsetzung im zunehmenden Alter. Warum macht Laufen Sinn? Warum tue ich mir das an? Dazu bietet er sehr persönliche, aber nachvollziehbare Antworten an – am besten man beginnt die Suche im Nachwort auf Seite 239: „Laufen entfaltet seine wahre Macht erst dann, wenn wir's laufen lassen, ohne Druck, dafür mit Freude und Gelassenheit". Wer wollte dieser Erkenntnis nicht (laufend) folgen … und Achim Achilles vorlaufen lassen!

Jennifer van Allen/Bart Yasso/Amby Burfoot/Pamela Nisevich Bede: Das Runner's Laufbuch für Einsteiger. München 2016: Südwest Verlag. 240 S.; 19,99 €

Dieses Buch ist die deutschsprachige Übersetzung des im Jahre 2014 in der amerikanischen Originalausgabe mit dem Titel „The Runner's World Big Book of Running for Beginners". Damit ist im Grunde schon alles gesagt – es sei denn, jemand will tatsächlich dem Motto des Untertitels folgen, nämlich „Erfolgreich starten, richtig ernähren, verletzungsfrei trainieren". Wer sich sodann zur Lektüre entschließt, den erwarten diesem Untertitel folgend insgesamt drei Teile mit sieben Kapiteln. Zu Beginn werden „Die Basics" erklärt, im fünften Kapitel heißt es „Schlank werden und bleiben", bevor am Ende „Erste Hilfe bei Verletzungen" thematisiert wird. Und wie soll man nun beginnen? Ganz einfach mit Kapitel 2: „In 5 einfachen Schritten zum Läufer" …

Ingo Froböse/Ulrike Schöber: Volkslaufbuch. Gesünder, schlanker, besser drauf. München 2016: Südwest Verlag. 208 S.; 19,99 €

Dieses Buch ist allein wegen seines Titels bemerkenswert: Der Begriff „Volkslauf" entstammt den Anfängen der modernen Laufbewegung in (West-) Deutschland vor mehr als 50 Jahren, schien mehr und mehr in Vergessenheit geraten zu sein und erfährt nun dank dieses illustrierten Werkes eine Renaissance. Der Titel will uns alle vermutlich daran erinnern, dass wir ein „Laufvolk" sind bzw. werden sollen. Inhaltlich gibt das Buch Antworten auf Fragen wie diese: Was kann das Laufen bewirken? Worauf kommt es bei der Lauftechnik an? Welche Übungen (z.B. zur Mobilisation und Kräftigung) bieten sich als Ergänzung zum Laufen an? Ein zentrales Kapitel ist aber die Darstellung von verschiedenen Laufprogrammen: zum sog. Trotten, für das Gesundheitsjoggen und als Intervalltraining für Fortgeschrittene. 

Domian Hall & Daniel Seex: Ein Jahr in Laufschuhen. 365 Geschichten aus der Welt des Laufens. (Aus dem Englischen von Daniela Kletzke). Stuttgart 2016: Verlag Freies Geistesleben. 320 S.; 25,- €

Dieses Buch ist eigentlich ein Laufkalender, dazu ein historischer. Das soll heißen: Zu jedem Tag des Jahres vom 1.1. bis 31.12. gibt es einen etwa halbseitigen Eintrag über ein Ereignis oder über eine Person. Das alles hat immer mit dem Laufen zu tun, ruft uns laufhistorische Daten und Läuferinnen und Läufer in Erinnerung, die wir längst vergessen haben oder von denen wir bisher nicht ahnen konnten, dass es sie gibt. Beispiel gefällig? Am 14. Juni 2015 gewann der 44-jährge Finne Ashprihanal Aalto das längste offiziell registrierte Rennen der Welt in der kürzesten Zeit, die jemals dabei gelaufen wurde: das „Self-Transcendence"-Rennen über 4.989 Km in 40 Tagen 9:6:21 Std. in New York … der indische Guru Sri Chinmoy lässt grüßen! Für den Monat September gibt es übrigens im Buch einige Eintragungen vom Berlin-Marathon. Da wurden schließlich die meisten Weltrekorde über 42,195 km erzielt.

Frank Hennig: Marathon und Langdistanz. Leistungssteigerung mit System. Aachen 2017: Meyer & Meyer. 480 S.; 36,- € 

Dieses Buch richtet sich speziell an Leserkreise, die selbst bzw. mit ihren Läuferinnen und Läufern Spitzenleistungen im Langstrecken- bzw. Marathonlauf auf dem Niveau internationaler Meisterschaften anstreben. Der Autor, selbst Lauftrainer beim LAZ Leipzig und davor sportlicher Leiter der Abeilung Leichtathletik beim SC DHfK Leipzig, verweist bereits im Vorwort darauf, dass er u.a. Lehrmaterialien des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), aber auch Auszüge aus Diplomarbeiten sowie Studienmaterialien der ehemaligen Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig in seinem Werk mit einbezieht, das insgesamt 16 Kapitel (u.a. zu Ausdauerfähigkeiten, zum Höhentraining, zur Trainingssteuerung und zur Ernährung) umfasst. Das Buch schließt mit einer sog. „Anlage", wo u.a. Resultate von Jugendmeisterschaften des DLV von 2008 bis 2013 aufgeführt worden sind, die hoffentlich nicht so mängelbelassen sind wie die Angaben im Literaturverzeichnis davor.

Herbert Karl: lebens prinzip laufen. Wege und Umwege eines Läufers. Zeil 2016. 350 S.; 29,95 €

Dieses Buch zeichnet die Laufwege des Herbert Karl nach – jenem Ultraläufer, der vereinsmäßig für den TV 1884 Zeil am Main im Landkreis Hassberge (Bayern) in aller Welt unterwegs ist und dabei von 1983 bis 2016 über 160.000 Laufkilometer zurückgelegt hat (u.a. 20-mal den Spartathlon über 245 km von Athen nach Sparta gefinisht). Das Buch ist chronologisch nach Jahren mit den wichtigsten Wettkampfereignissen aufgebaut. Hubert Karl nimmt uns beispielsweise mit zum Swiss-Jura-Marathon über 323 km, aber auch zur deutschen Meisterschaft über 100 km in Hanau-Rodenbach. Im hinteren Teil des Buches, für das der „Laufpapst" Werner Sonntag (91) das Vorwort geschrieben hat, verrät uns Hubert Karl u.a. etwas über seine spezielle Ernährungsweise, die ihn nach eigenem Bekunden nun schon seit mehreren Jahrzehenten zusammen mit dem regelmäßigen ausdauernden Laufen gesund hält. So funktioniert das „Lebensprinzip Laufen"!

Mike Kleiß: Laufwunder. Wie sie dein Leben verändern. Gütersloh 2016: Gütersloher Verlagshaus. 224 S.; 17,99 €

Dieses Buch besteht aus 30 Geschichten, die das Laufen schreibt: „Laufen ist ein Energiefeld, eine konstante Säule, die fest im Alltag verankert ist, die Halt gibt und sogar Leben retten kann". Das ist zumindest die Philosophie des Autors (Jahrgang 1970), der früher Programmchef beim ARD Hörfunk war, heute eine Kommunikationsagentur in Köln betreibt und seit einiger Zeit für die Zeitung „Der Tagesspiegel" Berlin wöchentlich eine Kolumne über das (sein) Laufen schreibt.

Sven Lorig: Lässig laufen. Warum Fitness keine Folter braucht. Köln 2016: Bastei Lübbe. 320 S.; 10,- €

Dieses Buch zeichnet einerseits den Weg nach, den der Autor als 100kg-Mann beim Laufen eingeschlagen hat und es will damit andererseits gleichsam viele Menschen einladen, es dem Autor nachzumachen. Dazu gibt es im Buch zahlreiche erfahrungsgesättigte Anleitungen. Das alles soll gemäß Titel nicht verbissen, sondern eben „lässig" daherkommen, wie uns der lebensfrohe Rheinländer es nahe legt, der hauptberuflich u.a. das ARD-Morgenmagazin moderiert, in Düsseldorf Geschichts- und Politikwissenschaft studiert hat und danach u.a. auch als Sportreporter gearbeitet hat.

Sandra Mastropietro: Läuferleben. Von Freude und Schmerz – Gedanken über den schönsten Sport der Welt. München 2016: Verlag Komplett-Media.176 S.; 12,99 €

Dieses Buch ist für alle Läufer dieser Welt geschrieben: „Danke, dass es euch gibt. Gemeinsam machen wir die Welt ein Stückchen besser, durch unser starkes, länderübergreifendes Gemeinschaftsgefühl, unseren positiven Kampfgeist und unsere Toleranz" – vor diesem Hintergrund zeichnet die junge Mutter, Fremdsprachenkorrespondentin und engagierte (Marathon-) Läuferin Sandra Mastropietro aus München ihre „Laufbahn" in fünf Kapiteln nach: Laufen! (1), Laufen im Alltag (2), Faszination Laufreise (3), Erfolg ist (auch) Kopfsache! (4) und Von der langweiligen Theorie (5).

Georg Neumann/Kuno Hottenrott: Das große Buch vom Laufen. Aachen: Meyer & Meyer 2002 (3. überarbeitete Auflage 2016). 682 S.; 29,95 €

Dieses Buch ist nicht nur ein großes vom Laufen, sondern gleichzeitig mit seinen knapp 700 Seiten auch eines der dicksten und schwersten, das jemals in deutscher Sprache zum Laufen verfasst wurde. Beide Autoren sind durch ebenso große wissenschaftliche Exzellenz ausgewiesen: Der eine (Georg Neumann) war sportmedizinischer Leiter des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig und langjähriger Verbandsarzt der Deutschen Triathlonunion (DTU). Der andere ist Professor für Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt Trainingswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und war selbst Marathonläufer mit einer passablen Bestzeit von 2:36 Std. und ist gegenwärtig Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs). Inhaltlich deckt das Buch so ziemlich alles ab, was man über das ausdauernde Laufen wissen muss oder wissen sollte. Die 23 Kapitel handeln von Lauftechnik und Trainingsbereichen im Lauf, von Trainingsmethoden und Ernährung im Laufsport etc.: ein Buch, das geradezu durch seinen enzyklopädischen Charakter glänzt!

Matthias Marquardt: Die Laufbibel. Das Standwerk zum gesunden laufen. + Trainingspläne von 5 bis 42 km. Hamburg: spomedis 2005 (17. Auflage 2017). 544 S.; 29,95 €

Dieses Buch bezeichnet sich als „Laufbibel" und gilt als ein Standardwerk – nicht zuletzt wegen der 17. Auflage, die in diesem Jahr erschienen ist. Der Autor Dr. Matthias Marquardt, von Beruf Sportmediziner, bietet uns 14 Kapitel an, in denen er das Laufen für unterschiedliche Leistungsbereiche in Wort und Bild abbildet – nicht zu vergessen, die zahlreichen Trainingspläne im Anhang, wo sich jeder Läufer bzw. jede Läuferin die „Dosierung" des Trainings für Wettkämpfe über 5 km, 10 km sowie für einen Halbmarathon und Marathon aussuchen kann. Vorher werden im Buch u.a. Grundlagen des Athletiktrainings, aufbereitet und Hinweise zur Trainingssteuerung, zur Ernährung und zur Laufbekleidung gegeben, wie das in einem Standradwerk nicht anders zu erwarten ist.

Michele Ufer: Mentaltraining für Läufer. Weil Laufen auch Kopfsache ist. Aachen 2016: Meyer & Meyer. 272 S.; 19,95 €

Dieses Buch möchte weder ein Lehrbuch noch eine Überblicksdarstellung sein zum Einsatz psychologischer Maßnahmen im Sport. Was ist es dann? Zunächst einmal muss man wissen, dass es von einem Mentaltrainer und Experten für Sport- und Managementpsychologie geschrieben worden ist, der sich selbst zu der Gruppe der Extremläufer zählt … also weiß, wovon er schreibt. Das Buch will uns helfen, mit Übungen zum Mentaltraining unsere Leistungen und unser Wohlbefinden (nicht nur) im Laufsport zu verbessern. Am Beispiel: In Kap. 6.3 geht es um „Selbstgespräche: Wie wir die Stimmen in unserem Kopf konstruktiv steuern". Wer hat sich nicht schon einmal selbst dabei ertappt und „selbstredend" darüber beklagt, dass die Füße heute weh tun, dass das Wetter heute schlecht ist … alles negative Gedanken, die nicht weiterhelfen. Daraus leitet der Autor Hinweise zur „Gestaltung von Selbstgesprächen" (S. 175) ab (z.B. Formuliere, was du willst und nicht, was du nicht willst).

Klaus Richter, Raphael Richter & Wolfgang W. Schüler (Hrsg.): Lebensschule Laufen. Grundlegende Texte Alexander Webers zur Lauftherapie. Hamburg 2017: trediton. 364 S.; 24,99 €

Dieses Buch ist aus Anlass des 80. Geburtstages von Prof. Alexander Weber erschienen, der als Begründer der Lauftherapie in Deutschland gilt und dem es (laut hinterem Klappentext) gelungen ist, „gesundheitsorientiertes Laufen zu einem systematischen Behandlungsansatz zu entwickeln". Dafür steht das sog. „Paderborner Modell" mit der Einrichtung des Deutschen Lauftherapiezentrums (DLZ) in Bad Lippspringe (Kreis Paderborn), wo die Zertifizierungskurse zur Lauftherapie seitdem stattfinden. Das Werk zeichnet die das pädagogisch-psychologische Schaffen von Weber anhand von Referenztexten aus vier Jahrzehnten nach und wird von drei Dozenten des DLZ herausgegeben.

Prof. Detlef Kuhlmann

author: GRR

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