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26
03
2016

Noch liegt Arne Gabius hinter Alex Kapcheromit, dreißig Meter später im Ziel ist die Reihenfolge umgedreht. ©Wilfried Raatz/ wus-media

Arne Gabius blickt hoffnungsfroh nach Berlin und London – Hamburger wird in 28:41 mit starkem Finish Zweiter hinter dem Kenianer Geoffrey Yegon – Schnelle Endzeiten verhinderte einmal mehr der teilweise starke Wind – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Feiertagsstimmung beim Paderborner Osterlauf. Nach kräftigem Regen und mäßigen Temperaturen am Vortag präsentierte sich der Wettergott als Osterläufer, denn herrliche Sonnenstrahlen ließen die 11.702 Osterläufer bei der 70. Auflage zu Genussläufern werden.

Auch der teilweise starke Wind konnte die Geburtstagsparty nur bedingt stören, dieser reichte dann aber schon aus, um den angekündigten Sturm auf den seit 23 Jahren von Carsten Eich mit 27:47 Minuten gehaltenen 10 km-Streckenrekord abzublasen. So wurde der im Vorfeld mit vielen Schlagzeilen angekündigte Showdown zu einem vornehmlich taktischen Rennen, das am Ende Geoffrey Yegon (Kenia) mit 28:22 Minuten vor dem noch auf Rang zwei stürmenden Arne Gabius (28:41) und dem mit einer Sekunde dahinter folgenden Alex Cherop Kaspcheromit (Uganda) gewann.

Bei den Frauen triumphierte die 26jährige Norwegerin Karoline Bjerkeli Grovdal mit starken 31:36 Minuten über die Kenianerinnen Susan Jeptoo (32:48) und Dorcas Kithome (32:52) und der als Vierte mit Bestzeit von 33:06 Minuten einlaufende Katharina Heinig.

"Das war natürlich kein Temporennen, die Kenianer hatten dazu offenbar wenig Lust", analysierte Arne Gabius prägnant den Rennverlauf, bei dem er selbst phasenweise die Führungsarbeit übernommen hatte. Nach einer 5 km-Durchgangszeit von 14:22 war natürlich längst jede Hoffnung auf eine Spitzenzeit dahin. Als Geoffrey Yegon nach 8 km mit einem Tempovorstoß die Entscheidung einleitete, war das Rennen praktisch schon zu seinen Gunsten entschieden.

Zunächst geriet der Hamburger etwas ins Hintertreffen, überholte dann aber auf dem Schlusskilometer Läufer um Läufer. "Das hat schon Spaß gemacht, einen nach dem anderen zu überholen. Schließlich war dies nach dem Frankfurt-Marathon mein erstes Rennen. Es war für mich heute schon wieder ein tolles Laufgefühl!"

Die planvolle Vorbereitung des aktuell besten deutschen Langstrecklers, der Ende Oktober des letzten Jahres letztlich auch den deutschen Marathonrekord auf 2:08:33 Stunden geschraubt hatte, wird ihn zunächst zum Berliner Halbmarathon und dann zum London-Marathon führen.

"Ob eine weitere Höhenkette in Kenia zum Sommer hin folgen wird, das werde ich nach London entscheiden", ließ Gabius hinsichtlich seiner Vorbereitung auf die Saisonhöhepunkte mit den Europameisterschaften in Amsterdam und den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro allerdings noch offen.

Auf Rang sieben folgte mit Eyob Solomon (SG Wenden/29:27) der nächste Läufer aus dem Bereich des DLV, gefolgt von Jens Nerkamp (PSV GW Kassel/ 30:00) und Sebastian Reinwand (ASICS Team Memmert/ 30:09). Leicht verletzt ging hingegen Julian Flügel (ASICS Team Memmert) ins Ziel, der mit 30:25 Minuten Zwölfter wurde, am kommenden Sonntag dennoch versuchen wird, beim Berliner Halbmarathon den geforderten Leistungsnachweis für Rio (1:06:30) zu erbringen.

Bei den Frauen ließ die Norwegerin Karoline Bjerkeli Grovdal den sieggewohnten Afrikanerinnen keine Chance und setzte sich in 31:365 Stunden klar an die Spitze, verpasste dabei die von Lenah Jemutai Ceruiyot seit 2002 auf 31:19 fixierte Streckenbestmarke recht knapp.

Im Duell der Trainingskolleginnen Gesa-Felicitas Krause und Katharina Heinig setzte sich etwas überraschend die Tochter des Bundestrainer-Ehepaares Wolfgang und Katharina Heinig in 33:06 Minuten durch. "Ich konnte von Beginn an gutes Tempo laufen", freute sich Katharina über die neue Bestmarke, die sie vor zwei Jahren in Berlin mit 33:31 aufstellen konnte. "Nur schade, dass das eigentliche Ziel von 32:59 leicht verpasst habe!" .

Für Gesa-Felicitas Krause endete der Spagat zwischen den kurzen Mittelstrecken wie zuletzt die 1500 m und 3000 m in der Halle und dem Straßenlauf mit 33:38 Minuten, einer Zeit, die knapp über den im Vorjahr an gleicher Stelle erzielten 33:29 lag.

Auf Platz acht zeigte die Duathlon-WM-Zweite und Triathlon-Europameisterin Julia Viellehner in 34:31 Minuten ein starkes Rennen und unterstrich damit, dass sie auch in ihrer einstigen Sportart noch zu den Besten in Deutschland zählt.

Beim abschließenden Halbarathon-Wettbewerb triumphierten an der Spitze die Kenianer mit Nicholas Korir (1:01:44), Alfred Cherop (1:2:01) und dem früheren Siegert Charles Maina (1:02:30), bei den Frauen freute sich Irina Mikitenko über den Sieg ihres Schützling Fate Tola (LG Braunschweig), die nicht nur die Vorjahressiegerin Maryanne Wangari Wanjiru (1:10:13) im direkten Duell bezwingen konnte, sondern auch ein klares Signal in Richtung Boston-Marathon geben konnte, bei dem sie den nächsten Schritt in Richtung Rio de Janeiro gehen möchte.

"Wir warten praktisch von Tag zu Tag auf die Einbürgerungspapiere", gestand Irina Mikitenko zur Frage nach dem deutschen Pass für Fate Tola, die nur mit diesem in der Tasche vom Deutschen Leichtathletik-Verband für die Olympischen Spiele zur Nominierung vorgeschlagen werden kann.

Wilfried Raatz

author: GRR

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