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2022

29.08.2014 - Deutsches Theater, Berlin, Olympia-Dialog - Foto: Juergen Engler

Anwältin für einen sauberen Sport: Sylvia Schenk wird 70 Jahre alt – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann gratuliert in der DOSB Presse

By GRR 0

Erfolgreiche Karriere als Leichtathletin und Sportfunktionärin

Die renommierte Frankfurter Sportfunktionärin und Juristin Sylvia Schenk wird am Mittwoch, dem 1. Juni, 70 Jahre alt. Sylvia Schenk, die selbst auf eine Leistungsportkarriere u.a. mit Olympiateilnahme in der Leichtathletik zurückblickt, hat sich in über vier Jahrzehnten einen ausgezeichneten Ruf als Anwältin u.a. für einen sauberen Sport und die Durchsetzung von Menschenrechten national und international erworben.

Auch mit 70 Jahren ist sie weiterhin beruflich aktiv und mit ihrer Expertise weltweit gefragt. Die Antikorruptions-Expertin hat gegenwärtig die Leitung der Arbeitsgruppe Sport von Transparency Deutschland inne, die sich u.a. der Weiterentwicklung von Good Governance im deutschen Sport widmet und sich an der Stakeholder-Initiative der Fußball-EM 2024 in Deutschland beteiligt. Schon von 2006 bis 2013 gehörte Sylvia Schenk dem Vorstand von Transparency International Deutschland an.

Sylvia Schenk wurde in Rotenburg an der Wümme im nordöstlichen Niedersachsen geboren und begann nach dem Abitur 1970 am Schwalm-Gymnasium im hessischen Treysa das Studium der Rechtwissenschaften an den Universitäten in Marburg und Frankfurt, das sie mit Prädikatsexamen abschloss. Danach arbeitete sie zunächst als Anwältin, von 1979 bis 1989 als Richterin am Arbeitsgericht Offenbach, bevor sie von 1989 bis 2001 hauptamtliche Stadträtin der Stadt Frankfurt wurde und hier neben den Dezernaten Recht, Frauen und Wohnungswesen auch für den Sport zuständig war.

Ihr sportliches Talent wurde früh erkannt (u.a. auch im Tennis).

Ihre Leistungsportkarriere als Leichtathletin begann beim ESV Jahn Treysa; seit dem Herbst 1971 (und bis heute!) gehört Sylvia Schenk der SG Eintracht Frankfurt an. Das Jahr 1972 krönte sie mit der Olympiateilnahme bei den Spielen in München, wo sie in ihrer Paradedisziplin über 800 m an den Start ging und Platz neun mit persönlicher Bestzeit (2:01,50 Min.) belegte.

Ein Jahr davor war sie bereits einen Weltrekord gelaufen, und zwar mit der 4×800 m-Staffel in Lübeck zusammen mit Ellen Titel, Christa Merten und Hildegard Falck (in 8:16,8 Min.); ebenfalls 1972 erzielte sie einen Europarekord über eine Meile in der Halle (in 4:50,0 Min.). Nach Beendigung ihrer Leistungssportkarriere nahm Sylvia Schenk zum Ausgleich an Marathonläufen teil mit einer respektablen Bestzeit von 3:26:11 Std.

Nachdem Sylvia Schenk auch mehrfach Deutsche Hochschulmeisterin bei Titelkämpfen des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh) geworden war und an den Universiaden 1973 und 1975 teilgenommen hatte, startete sie in diesem Mitgliedsverband des Deutschen Sportbundes (DSB) ihre vielgliedrige Karriere als ehrenamtliche Sportfunktionärin.

Sie war von 1975 bis 1979 im adh-Vorstand – als die erste Frau. Von 1976 bis 1986 war sie Mitglied im DSB-Frauenausschuss, parallel fungierte sie für „ihre“ Eintracht als Vereins-Jugendleiterin. Direkt nach der Wiedervereinigung wurde sie Mitglied und ab 1994 Vorsitzende des DSB-Bundesaus-schusses Recht, Steuern und Versicherungen. Doch damit nicht genug: Von 1994 bis 1997 war Sylvia Schenk Vize-Präsidentin in der Deutschen Olympischen Gesellschaft; im Jahre 1997 wurde sie als persönliches Mitglied in das Nationale Olympische Komitee (NOK) für Deutschland berufen. In den 1980er Jahren gehörte sie auch als eine der ersten Frauen dem wissenschaft-lichen Beirat des DSB an, später wirkte sie drei Jahre lang im Bundesausschuss Leitungssport (BA-L) des DSB und von 2007 bis 2018 im Vorstand in der Deutschen Olympischen Akademie. Das macht zusammen 42 Jahre Gremienarbeit in nationalen Dachorganisationen des deutschen Sports – und da war noch etwas:

Am Beginn des neuen Jahrtausends wurde Sylvia Schenk als Mitglied im Direktionskomitee des Radsportweltverbandes kooptiert und war dort die erste Frau nach mehr als 100 Jahren. Damit wurde sie zunächst auch Mitglied im Präsidium des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). Von März 2001 bis zu ihrem Rücktritt am 23. September 2004 war sie dann Präsidentin des BDR. Sie zog damals ihre Konsequenzen aus dem unsäglichen Streit um erhöhte Blutwerte eines Olympiateilnehmers im Vorfeld der Spiele von Athen bzw. nach den Querelen mit dem damaligen hauptamtlichen BDR-Sportdirektor: „Das war eine der wichtigsten Entscheidungen meines Lebens!“ erinnert sich Sylvia Schenk heute: „Hätte ich damals den Dopingverdacht verschwiegen, wäre ich erpressbar geworden und voll in den Dopingverstrickungen des Radsports gelandet.“ Bei einer erneuten Kandidatur 2013 unterlag sie dem schließlich gewählten Präsidenten Rudolf Scharping.

Nicht unerwähnt bleiben darf, dass das (erste und letzte) DSB-Leitbild „Einheit in der Vielfalt“, das beim 50. Geburtstag des DSB im Jahre 2000 in Hannover verabschiedet wurde, wesentlich die Handschrift von Sylvia Schenk trägt, zumal sie als Kommissionsvorsitzende die Ausschuss-arbeit federführend geprägt hat. Das vielseitige Engagement von Sylvia Schenk für den Sport sei exemplarisch noch in ganz anderer Hinsicht dokumentiert, nämlich durch eine viel beachtete Buchveröffentlichung mit dem Titel „Frauen – Bewegung – Sport“ (Hamburg 1986), die sie als Herausgeberin und Mitautorin („Aus dem Startblock an die Macht“, so der Titel ihres Beitrags) auf den Weg gebracht hat, um mehr Frauen für den Sport zu gewinnen – als Aktive, aber auch bis hin in Führungspositionen in den Sportorganisationen: „Die Erfahrungen und das Selbstbewusst-sein einer großen Zahl von Frauen im Sport können Mut machen zum eigenen Sport und zur Bewegung, zu neuen Ideen und für die vielen kleinen Kämpfe“, schreibt sie u.a. schon im Vorwort.

Im Jahre 2018 wurde Sylvia Schenk mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Der 70. Geburtstag wird zunächst mit einer Runde von Freundinnen und Sport-Frauen und anschließend über Pfingsten zusammen mit Ehemann Dr. Franz-Josef Kemper und der Familie von Tochter Mika samt zwei Enkelinnen in Berlin gefeiert – nicht ohne die eigene sportliche Betätigung dabei zu vernachlässigen: Sylvia Schenk ist ihrem (ausdauernden) Laufsport bis heute treu geblieben und hat dazu sogar jüngst eine bemerkenswerte Publikation vorgelegt, wo sie uns Einblicke in ihren „Lebenslauf“ (Titel des Beitrags in dem Band „Running forever. Wie Frauen zu lebenslangen Läuferinnen werden“, Hildesheim 2021) gibt. Darin schreibt sie von sich selbst in der dritten Person und nimmt uns mit auf eine (unbekannte) Strecke: „Ein ungeheures Glücksgefühl, sie spürte ihre innere und äußere Unabhängigkeit. Hätte es sich selber nie zugetraut und wusste jetzt, dass es möglich war, oder besser: dass nichts unmöglich war. Einfach nur machen, sich nicht beirren lassen“.

So macht sie vielen anderen (Frauen) Mut, es in ähnlicher Weise zu probieren – aber jetzt erstmal: Herzliche Gratulation zum 70. Geburtstag von Sylvia Schenk, der Anwältin für einen sauberen Sport!

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann in der DOSB Presse

 

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