Die Nada kommt nicht zur Ruhe: Noch immer ist kein hauptamtlicher Chef der Dopingjäger gefunden - Schuld an den Problemen scheint vor allem Hanns Michael Hölz. Der will sich am Dienstag zum Aufsichtsratsvorsitzenden wählen lassen.
Anti-Doping-Agentur – Nada in schwerer See – Michael Reinsch und Anno Hecker in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die Nationale Antidoping-Agentur (Nada) befindet sich weiterhin in schwerer See. Sie sucht immer noch geeignetes Personal für die hauptamtliche Führung, einhundertzehntausend Euro investierte die Nada bisher in diese Arbeit. Noch viel mehr könnte sie die Personalentscheidung kosten, die an diesem Dienstag auf der Tagesordnung steht: den Vorsitz des neu konstituierten Aufsichtsrats zu bestimmen.
Zwar wurde Hanns Michael Hölz, der langjährige Vorsitzende des Kuratoriums, nach der konstituierenden Sitzung des Gremiums im März als Aufsichtsratsvorsitzender in einer Nada-Pressemeldung zitiert. Doch über den Vorsitz ist gar nicht abgestimmt worden. „Ich stelle mich zur Wahl“, sagte Hölz nun am Montag auf Anfrage.
Ist er der richtige Mann? Hölz hat die Strukturreform der Nada betrieben. Aber es ist schwer, gute Kandidaten zu finden, denn die Organisation ist vor allem durch hohen Verschleiß aufgefallen. Zuletzt wurde die amtierende Geschäftsführerin Anja Berninger Opfer einer Intrige, quittierte den Job und zog ihre Bewerbung zurück.
Ihre drei Vorgänger waren alle vorzeitig gegangen. Für die die Fluktuation qualifizierten Personals wird der bisherige Kuratoriumsvorsitzende verantwortlich gemacht. Hölz soll seine Rolle stets weniger als Aufseher denn als operative Führung verstanden haben. „Das ist grotesk, denn ich habe doch die neue Satzung ausgearbeitet, die die Kompetenz des Aufsichtsrates beschneidet“, sagt er.
Dopingjagd mit Problemen: Die Krise der Nada geht weiter.
Der damalige Geschäftsführer Göttrik Wewer wurde überstimmt. „Ehrenamt und Vorstand haben damals entschieden“, sagt Hölz auf die Frage, ob er Lobbyarbeit betrieben habe: „Sie können in fünf Protokollen nachlesen, dass ich mich schon beim leisesten Verdacht eines Interessenkonflikts zurückgezogen habe.“ In der Folge des Vorfalls kündigte Wewer fristlos.
50.000 gespendet, 46.000 in Rechnung gestellt
Doch in den Akten der Nada lagert immer noch die Notiz eines Mitarbeiters, dem ein Vertreter der Deutschen Bank damals beschied, er werde sein Angebot nicht nachbessern; das Kuratorium der Nada werde schließlich darüber entscheiden. Die Deutsche Bank nimmt in solchen Fragen offiziell diese Haltung ein: „Ehrenamtliches Engagement und Bankgeschäft dürfen nicht miteinander verquickt werden. Das schließt jedoch nicht aus, dass von der Bank gesponserte Institutionen auch Dienstleistungen eines unserer Geschäftsbereiche in Anspruch nehmen. Das eine darf jedoch nicht vom Anderen abhängig gemacht werden.“
Auch bei der Vermögensverwaltung der Nada ist die Deutsche Bank im Geschäft. 2009 stellte sie ihr für die Verwaltung des Stiftungsvermögens 46.000 Euro in Rechnung. Eine Vermögensverwaltung pro bono konnte die Nada von ihrem „Partner aus der Wirtschaft“ nicht erreichen. Es gebe keine Verquickung von Förderung und Geschäft, heißt es bei der Bank.
46.000 Euro für Vermögensverwaltung: Die Deutsche Bank stellt demnach der Nada fast genau so viel – oder wenig – in Rechnung, wie sie zum Kampf gegen Doping beiträgt. Die jährliche Spende von 50.000 Euro der neuntgrößten Bank der Welt hat die Nada inzwischen erhalten. Und ihr ehemaliger Mitarbeiter wird vermutlich weiterhin dem Gremium angehören.
Denn da sich kein anderer Kandidat findet für den Vorsitz des Aufsichtsrates, hat Hölz gute Chancen, weiterhin den höchsten Posten der Dopingverfolger in Deutschland zu bekleiden.
Michael Reinsch und Anno Hecker in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dienstag, dem 17. Mai 2011