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04
2014

2014 Vienna Marathon Vienna, Austria April 13, 2014 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET

Anna Hahner: Mit dem Sieg in Wien eine neue (Erfolgs-)Stufe erreicht

By GRR 0

Vor Wochenfrist gewann Anna Hahner überraschend den Wien-Marathon in 2:28:59 Stunden vor der schon wie die sichere Siegerin laufende Kenianerin Caroline Chepkwony, beim Paderborner Osterlauf hatte sie mehr mit Magenproblemen als mit der Konkurrenz zu kämpfen. Am Rande des 68. Osterlaufes unterhielt sich Wilfried Raatz mit der Run2Sky-Läuferin.

Der Wien-Marathon vor einer Woche und der 10 km-Lauf beim Paderborner Osterlauf sind auf den ersten Blick wie eine Schwarz-Weiß-Pause zu sehen. Wie sind sie nach dem großartigen Erfolg in Wien nun mit dem Resultat in Paderborn einverstanden?

Anna Hahner: Mit der Zeit bin ich noch zufrieden, mit dem Rennverlauf natürlich nicht. Die ersten sechs Kilometer liefen wirklich gut. So hätte es weiter gehen müssen, doch leider haben dann meine Magenprobleme angefangen. Ich habe gerade noch die Zielline überlaufen können. Für mich war das Rennen nach 35:58 auf der Toilette beendet….

Sie haben uns im Vorgespräch gesagt, dass eine Durchgangszeit von 16:40 bis 16:50 geplant war. Wie beurteilen Sie nun das Resultat mit der Endzeit von 34:20 Minuten und Rang neun vor dem Hintergrund des Wien-Marathon in der Vorwoche?  

Anna Hahner: Das Rennen hat mir schon gezeigt, dass ein 10 km-Lauf nach dem Marathon schon gut gehen kann. Meine Beine haben sich gut angefühlt. Wir sind 16:48 durchgelaufen, also im Plan. So hätte es gerne weiter gehen können, zumal ich mit der Estin Jekaterina Patjuk ein gutes Gespann bilden konnte.

Die Ereignisse nach Ihrem überraschenden Erfolg haben sich sicherlich überschlagen. Konnten Sie überhaupt schon realisieren, was Sie beim Wien-Marathon vollbracht haben?

Anna Hahner: So langsam realisiere ich das schon. Es war natürlich cool, gerade die Endphase im Fernsehen im Nachhinein noch einmal zu sehen. Zumal auch der Reporter sagte, dass das Rennen praktisch gelaufen sei und die Caroline Chepkwony einem sicheren Sieg entgegen laufe. Es ist schon ein krasses Gefühl zu wissen, dass du dieses Rennen noch umgebogen hast und diesen Marathon gewonnen hast!

Ist damit ein Traum für Sie in Erfüllung gegangen?

Anna Hahner: Natürlich. Ich habe aber nicht gedacht, dass dieses so schnell gehen würde!

Werfen wir noch einmal einen Blick auf die nun final bestätigten 2:28:59 Stunden-Endzeit. Ist diese Zeit derzeit das, was Sie leisten können oder geht da noch mehr?

Anna Hahner:

Die Zeit ist das, was ich leisten konnte. Mehr ging an dem Tag nicht. Natürlich bin ich sehr zufrieden. Die Zeit ist ok. Zu wissen, dass ich einen Marathon auch noch auf der Zielgeraden gewinnen kann, bringt mich mental deutlich weiter. Auch die Pacemaker Thomas Dold, Hosea Kiplagat und Marcel Bräutigam haben einen perfekten Job gemacht. In Wien hat schon viel gepasst.

Welche nächsten Schritte werden für Sie nun folgen?

Anna Hahner: Unsere Planung ging eigentlich nur bis Wien. Nun werde ich zwei Wochen alternativ trainieren und dabei viel Rad fahren. In Hannover werde ich Lisa auf dem Rad betreuen.

Auf dem Rad haben Sie für den Frankfurt Marathon 2013 schon viele Trainingseinheiten absolviert. War das auch in der Vorbereitung auf den  Wien-Marathon  ein wichtiger Baustein?

Anna Hahner: Im Januartrainingslager sind wir bis zu 500 km in der Woche geradelt. Dazu aber auch gute Umfänge gelaufen. Das ist für uns eine gute Kombination. Die Radeinheiten helfen uns, den Fettstoffwechsel weiter zu verbessern. Das Radtraining in den Trainingsprozess richtig zu integrieren, macht für uns sehr viel Sinn und außerdem viel Spaß.

Nach der starken Leistung beim Frankfurt-Marathon ist nun der Wien-Marathon offensichtlich ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Europameisterschaften in Zürich. Kann dieser Sieg in Wien nun zarte Hoffnungen auf eine Spitzenplatzierung bei der EM wecken? 

Anna Hahner: Für mich war Wien insofern besonders wichtig, da ich diesen Sieg im Kampf Frau gegen Frau gewinnen konnte. In Zürich laufen wir ja ebenfalls getrennt vom Männerfeld. Der Lauf in Frankfurt hat mich auf eine bestimmte Stufe gehoben, der Sieg in Wien hat mir gezeigt, dass man viel Geduld in einem Rennen haben muss. Ich lag lange Zeit auf Rang fünf und wusste schon, dass ich auf das Treppchen laufen kann. Insofern hat mich dieser Sieg noch ein Stück weiter gebracht.

Macht Ihnen die Geschwindigkeit nicht etwas Angst, in der Sie sich von einer eher regionalen Läuferin zu einer internationalen Siegläuferin entwickelt haben?

Anna Hahner: Nee. Ich mag die Geschwindigkeit, wie es voran geht. Wichtig ist allerdings, dass du körperlich und geistig diese Schritte machen kannst. Natürlich musst du genau wissen, wohin die Reise gehen soll. Ich habe mit der Marathonstrecke die Strecke gefunden, die mich fasziniert. Vielleicht, weil hier alles auf einen Tag ausgerichtet ist.

Ein Blick voraus. Sind die Olympischen Spielen 2016 ein Ziel?

Anna Hahner: Klar, Rio ist ein wichtiges Ziel. 2012 war ich ja schon unverhofft knapp an der Olympianorm gescheitert. Deshalb werde ich für Rio 2016 bereit sein!

Bis 2013 wurden Sie von Bundestrainer Wolfgang Heinig auch als Heimtrainer betreut. Nach Differenzen sind Sie zum Italiener Renato Canova gewechselt. Wie ist heute Ihr Verhältnis zum Bundestrainer?

Anna Hahner: professionell

Was hat sich im Training unter dem neuen Trainer Renato Canova geändert?

Anna Hahner: Unser Cheftrainer Renato Canova verfolgt eine extreme Philosophie, die allerdings sehr gut für uns passt. Das heißt, wir haben sehr intensive Einheiten und danach Tage mit weniger Belastung zur Regeneration. Im Trainingslager in Kenia konnten wir auch persönlich mit ihm trainieren. Thomas Dold betreut unser Training vor Ort und übernimmt die Feinabstimmung. Er ist auch der Ansprechpartner für den DLV.

Wie hat denn Renato Canova auf Ihren Sieg beim Wien-Marathon reagiert?

Anna Hahner: Er hatte im Vorfeld zwei Prognosen abgegeben: Neue Bestzeit oder Sieg. Natürlich war er sehr zufrieden mit dem Erfolg in Wien und meinte, dass nun jeder denken würde, er könne die Zukunft voraussagen.

Wir wünschen Ihnen, dass Ihr Coach auch weiterhin so tolle Prognosen aufstellen kann. Dann brauchen wir uns über Ihre nächsten wichtigen, weil erfolgreichen Stationen keine besonderen Gedanken machen. Besten Dank für dieses Gespräch!

 

Wilfried Raatz führte das "Interview der Woche" für Leichtathletik.de

 

author: GRR

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