Der Hingucker von Valencia
Anna Battkes Protest gegen Doping „Ich kann keine Namen nennen“ – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Anna Battkes nackter Bauch war in Valencia ein Thema für die Kampfrichter: „Stop Doping“, hatte die Stabhochspringerin vom USC Mainz und Psychologiestudentin auf die Haut gemalt – sie musste diese Mahnung entfernen.
Sie hatten in der Qualifikation zum Stabhochsprung „Stop Doping“ auf Ihren Bauch geschrieben. War das Problem im Finale am Samstag schon gelöst?
Die Kampfrichter haben von mir verlangt, dass ich es abwische. Ich weiß gar nicht, warum. Das hat mich geärgert. Um die Schrift abzubekommen, bin ich länger in den Katakomben geblieben.
Zum Thema
An wen hat sich die Aufforderung gerichtet?
Sie sind ja witzig! Das Problem ist: Viele reden darüber, aber niemand hat Beweise. Deshalb nenne ich keine Namen.
Geht es Ihnen um den Stabhochsprung?
Dazu sage ich nichts.
Auf Ihrem Bein stand „true leg“, auf ihrem Arm „true arm“.
Eigentlich wollte ich mir auch noch ins Gesicht schreiben „true face“. Aber die Farbe geht zu schwer ab.
Haben die Stabhochspringerinnen auf Ihre Aktion reagiert?
Keine Einzige. Abseits von Weltmeisterschaften gibt es ja viele Aktionen gegen Doping. Ich habe mich immer gefragt, warum nicht auch beim Saisonhöhepunkt. Jetzt weiß ich, warum: Man darf nicht.
Gibt es einen akuten Grund für Ihre Aktion?
Man verkehrt ja in Sportlerkreisen. Wenn man hier und da immer wieder was hört, dann bringt das einen zum Nachdenken, ob das nun stimmt oder nicht. Aber ich kann keine Namen nennen, ich höre nur Gerüchte. Wahrscheinlich stimmt das alles gar nicht.
Handeln die Gerüchte von Substanzen oder Techniken, die bei Kontrollen nicht nachzuweisen sind? Hier gibt es doch Urin- und Blutkontrollen.
Ja. Ja, ja.
Sagen Sie bitte mehr.
Wenn ich mich verplapper’, kommt ein Trainer, verklagt mich, und dann muss ich 50.000 Dollar zahlen.
War Ihre Botschaft auch an Trainer gerichtet?
An diejenigen, die Athleten zum Dopen bringen, natürlich auch. Manche von denen sind ja ganz arme Schlucker, die haben gar nichts außer dem Sport.
Was haben Sie?
Ich studiere Psychologie und mache später ein Kinderheim auf.
Womit haben Sie geschrieben?
Mit einem Edding.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Montag, dem 10. März 2008
1. Jelena Issinbajewa (Russland), 2. Jennifer Stuczynski (USA) je 4,75, 3. Fabiana Murer (Brasilien) und Monika Pyrek (Polen) je 4,70, 5. Swetlana Feofanowa (Russland) 4,60, 6. Anna Rogowska (Polen) 4,55, 7. Pavla Rybova (Tschechien) 4,50, 8. Anna Battke (Mainz) 4,45.