2011 BMW Frankfurt Marathon Frankfurt, Germany October 30, 2011 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET
Andrea Mayr will in Berlin ihren österreichischen Landesrekord brechen: Die komplette Läuferin
Wenn es im internationalen Laufsport eine Topathletin gibt, die praktisch die komplette Palette ihres Sportes abbildet, dann ist es Andrea Mayr. Die Österreicherin startete über die Mittel- und Langstrecken auf der Bahn, sie ist die nationale Rekordhalterin über 3.000 m Hindernis, sie lief bei Crossrennen, sie hält die Landesrekorde im Halbmarathon und Marathon, sie ist eine der stärksten Bergläuferinnen der Welt und nebenbei auch noch die Streckenrekordlerin des Treppenlaufes auf das New Yorker Empire State Building. Und das alles erreichte die 32-jährige Wienerin parallel zu einem Medizinstudium.
Auch beim Höhepunkt des Jahres 2012 wird Andrea Mayr dabei sein: Bei den Olympischen Spielen in London startet sie am 5. August im Marathon. Die Qualifikation schaffte sie bereits im vergangenen Oktober in Frankfurt, so dass sie in diesem Frühjahr nicht mehr über die 42,195 km antreten muss. Stattdessen konzentriert sie sich auf eine langfristige Vorbereitung auf das olympische Rennen und versucht, ihre Schnelligkeit auf den kürzeren Straßenstrecken zu verbessern.
Der Berliner Halbmarathon spielt dabei am Sonntag mit seiner sehr schnellen Strecke eine wichtige Rolle. „Mein Wunsch wäre, dass ich in Berlin meinen österreichischen Rekord brechen kann", sagt Andrea Mayr, die sich über die 21,0975 km erst vor vier Wochen in Piacenza (Italien) auf 1:12:03 Stunden gesteigert hat. Damit wird sie in Berlin keine Chance haben im Rennen um den Sieg, aber eine gute Platzierung ist auf jeden Fall möglich. Bereits 2011 ging Andrea Mayr in Berlin an den Start und wurde Vierte in 73:22.
Schon als Kind war Andrea Mayr eine gute Läuferin. Ihre Eltern nahmen sie mit, wenn sie Bergtouren machten. Außerdem ließen sie sie bei Kinderläufen starten, die sie stets gewann. Doch trotzdem stand ein anderer Sport für sie an erster Stelle: Turnen. „Aber dann wurde ich zu groß für das Turnen und im Alter von 15 Jahren hörte ich damit wieder auf."
So rückte der Laufsport in den Vordergrund. In ihrer Heimatstadt Linz begann sie mit dem Training und war zunächst Mittelstreckenläuferin. Später konzentrierte sich Andrea Mayr auf die 3.000 m Hindernis und qualifizierte sich für die Weltmeisterschaften 2005 in Helsinki und 2007 in Osaka. Dort schied sie jeweils im Vorlauf aus.
Parallel war Andrea Mayr auch als Bergläuferin erfolgreich. Mit 20 Jahren war sie ihr erstes Bergrennen gelaufen. „Das war mehr ein Zufall, denn die regionalen Meisterschaften fanden damals in Linz statt. Da dachte ich mir, ich mache da mal mit, schließlich ist das in meiner Heimatstadt. Aber ich war dann so weit hinten, dass ich mich darüber ärgerte", erzählt Andrea Mayr und fügt hinzu: „Ich dachte mir, ich müsste viel besser sein, bin ein Jahr später wieder an den Start gegangen und habe gewonnen, wobei es dieses Mal allerdings kein Meisterschaftsrennen war."
So begann ihre Karriere als Bergläuferin, während der sie unter anderem das prestigeträchtige Obudu Ranch-Rennen in Nigeria gewann. Dort ließ sie im Herbst 2008 eine Reihe von afrikanischen Läuferinnen hinter sich. „Das war ein großer Erfolg für mich, denn die Leute sagten immer wieder: Die Bergrennen gewinnst du ja nur, weil die afrikanischen Läuferinnen da nicht mitmachen. Aber dieses Mal hatte ich einige von ihnen geschlagen." Im Jahr 2008 gewann sie auch zum zweiten Mal nach 2006 die World Road Running Trophy, eine Art Berglauf-Weltmeisterschaft.
Nachdem sie die Olympia-Qualifikation 2008 über 3.000 m Hindernis trotz eines österreichischen Rekordes von 9:47,61 Minuten um 1,61 Sekunden verpasst hatte, konzentrierte sie sich stärker auf die Straßenrennen. „Ein Marathon war das nächste Ziel, und ich habe mich dann auf das Rennen in Wien vorbereitet", erzählt Andrea Mayr, die zuvor auch den Treppenlauf auf das Empire State Building gewonnen hatte. 2006 stellte sie dort einen Kursrekord auf, der bis heute ungebrochen ist: Für die 1.576 Stufen beziehungsweise 102 Stockwerke benötigte sie 11:23 Minuten.
Ihre Marathonpremiere lief sie im April 2009 in Wien, wo sie Medizin studierte und danach wohnen geblieben ist, mit großem Erfolg: Sie gewann das Rennen mit dem österreichischen Rekord von 2:30:43 Stunden trotz einer Fußverletzung. Über die klassische Distanz hat sie sich dann im Oktober 2011 in Frankfurt den Traum von der Olympiaqualifikation erfüllt.
Für London hat sie nun den insgesamt dreieinhalbjährigen, klinischen Teil des Medizinstudiums unterbrochen. Seit Januar braucht sie nicht mehr neben dem zeitaufwendigen Training noch im Krankenhaus zu arbeiten.
Vielleicht ist Andrea Mayr deswegen am Sonntag noch schneller als zuvor.
race-news-service.com