Erstaunlich stark präsentierte sich Andrea Mayr trotz der olympischen Marathonstrapazen in Ponte di Legno. Die 32jährige Wiener Ärztin distanzierte dabei mit einer erstaunlichen Souveränität die aus dem Vallemonica stammende Valentina Belotti und sicherte sich den vierten Einzeltitel bei Weltmeisterschaften ©wus-media - Wilfried Raatz
Andrea Mayr (AUT) gewinnt WM-Titel in Ponte di Legno – Berglauf-Weltmeisterschaften im Vallemonica (Italien) – Wilfried Raatz berichtet
Die Österreicherin Andrea Mayr sicherte sich bei den Berglauf-Weltmeisterschaften im italienischen Vallemonica nach 2006 (Bursa), 2008 (Crans Montana) und 2010 (Kamnik) zum vierten Mal den WM-Titel und ist nun die erfolgreichste Bergläuferin in der 28jährigen Geschichte dieses Laufwettbewerbs.
Die Wienerin, die übrigens vor vier Wochen noch beim olympischen Marathon in London an der Startlinie stand und als 54. in 2:34:51 Stunden finishte, schlug auf der 8,8 km langen Strecke mit einer Höhendifferenz von 760 m (und einigen ruppigen Gefällstücken) die italienische Weltmeisterin von 2009, Valentina Belotti (Italien) um 29 Sekunden.
Bei den Männern gab es einen eriträischen Doppelsieg durch Petro Mamo und Azeria Teklay. In der Nationenwertung rangiert der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) dank der Silbermedaille der Juniorin Julia Lettl und dem U 20-Juniorinnenteam auf sieben.
Erstaunlich stark präsentierte sich Andrea Mayr trotz der olympischen Marathonstrapazen in Ponte di Legno. Die 32jährige Wiener Ärztin distanzierte dabei mit einer erstaunlichen Souveränität die aus dem Vallemonica stammende Valentina Belotti und sicherte sich den vierten Einzeltitel bei Weltmeisterschaften, die im 2-Jahres-Rhythmus auf einem vorrangig bergauf führenden Kurs stattfinden. „Ich hatte lange Zeit keinen Überblick, wie weit ich in Führung bin. Nach dem Geschrei der Zuschauer dachte ich, dass es höchstens zwei Meter Vorsprung sein konnten. Auf den letzten 700 Metern konnte ich das Rennen richtig genießen, denn da war mir klar, dass ich nicht mehr eingeholt werde!“
Pech für die Österreicherinnen, dass sie neben der überraschend auf Position fünf einlaufenden Sabine Reiner keine weitere starke Läuferin am Start hatten, sodass für den ÖLV lediglich Rang fünf mit 66 Punkten heraussprang.
Die Mannschaftswertung gewann USA (18) vor Italien (29) und der Schweiz (58), für die Monika Fürholz als 16. die beste Einzelplatzierung schaffte. Europameisterin Martina Strähl (Schweiz) enttäuschte nach einer bislang wenig überzeugenden Saison auf Rang 20.
Die deutschen Läuferinnen hatten nach der kurzfristigen Absage von Kerstin Straub (SSC Hanau-Rodenbach) in der Teamwertung wenig Chancen auf eine vordere Platzierung, so dass Nora Coenen (43./ TSV Krofdorf-Gleiberg), Michelle Maier (57./ PTSV Rosenheim) und Nadine Scholz (75./ LG Kar-Gam-Lohr) nur als 16 einkamen.
Den offenen Schlagabtausch bei den Männern (14,1 km/ HD 1150 m) gewannen die ostafrikanischen Läufer aus Eritrea dank des Doppelsieges von Petro Mamo (1:01:34) vor dem über siebzig Sekunden dahinter folgenden Azeria Teklay gegen die hoch motivierten Gastgeber, die gleich mit drei Läufern die Plätze fünf bis sieben belegen konnten.
Aber im Teamwettbewerb werden vier Läufer gewertet, so dass Eritrea mit 17 Punkten ein klares Plus gegenüber Italien mit 31 Punkten hatte. Der überraschende Bronzemedaillen-Gewinner Andrey Safronov führte Russlands Team ebenso auf Platz drei.
Im Feld der 138 Starter zeigten Timo Zeiler (LG Brandenkopf) und Steffen Uebel (LAZ Birkenfeld) eine couragierte Leistung und schlugen sich auf den Plätzen 40 und 66 achtbar. Vor allem der vierfache deutsche Meister Timo Zeiler zeigte sich mit seinem Abschneiden sehr zufrieden: „Ich hatte das gesamte Rennen mit dem Briten Joe Symmonds, den beiden Franzosen Georges Burrier und Said Jandari und dem Italiener Antonio Toninelli eine sehr gute Gruppe, so dass meine Leistung auf dem schweren Kurs absolut in Ordnung geht. Schade, dass es doch einige rennentscheidende Bergabpassagen gab, bei denen ich immer wieder etwas ins Hintertreffen geraten bin. Bergauf habe ich mich erheblich besser gefühlt!“
Für die besten Einzelplatzierungen im deutschen Team sorgte der Nachwuchs. Bei den Junioren (8,8 km/ HD 780 m) präsentierte sich der EM-Dritte Toni Palzer (SK Ramsau) in starker Form. Nach Rang acht in Kamnik (2010) wurde der eigentliche Skibergsteig-Spezialist in Ponte di Legno nun Sechster in 44:09 Minuten, knapp geschlagen vom Italiener Nekagenet Crippa (44:05). Den Sieg machten jeweils zwei Läufer aus Uganda und der Türkei unter sich – mit dem besseren Ende für Michael Cherop (Uganda/ 42:33) vor Europameister Adem Karagoz (Türkei/ 42:45).
Das deutsche Team mit Palzer, Lukas Bauer (41./ LG Rems-Welland) und Fabian Pfeifer (63./ FC Eichelsbach) wurde Zehnter.
Die herausragende Platzierung schaffte zum Auftakt der 28. Weltmeisterschaften im Wett- bewerb der Juniorinnen (3,9 km/ HD 310 m) Julia Lettl vom SC Spiegelau. Nach wechselvollem Rennverlauf setzte sich die Türkin Sevilay Eytemis in 20:14 Minuten vor Julia Lettl (20:53) und der Europameisterin Lea Einfalt (Slowenien) durch, die 16 Sekunden später auf Rang drei einkam.
Mit Kristina Schollerer (PTSV Rosenheim) auf Rang 13 gelang dem DLV-Team mit 15 Punkten hinter der Türkei )9) und Groß-Britannien (10) ein weiterer Coup, nämlich der Gewinn der Bronzemedaille.
Wilfried Raatz
28. World Mountain Running Championship Valle Camonica (Ita) (2.9.2012)
Männer (14,1 km/ HD +1150 m, -300 m)
Einzelwertung: 1. Petro Mamo (Eri) 1:01:34, 2. Azeria Teklay (Eri) 1:02:07, 3. Andrey Safronov (Rus) 1:03:06, 4. Debesay Tsige (Eri) 1:04:04, 5. Gabriele Abate (Ita) 1:04:53, 6. Alex Baldaccini (Ita) 1:04:59, 7. Marco de Gasperi (Ita) 1:05:10, 8. Yuriy Chechun (Rus) 1:05:41, 21. Simon Lechleitner (Aut) 1:07:07, 40. Timo Zeiler (Ger) 1:08:33, 66. Steffen Uebel (Ger) 1:11:26 (138 Läufer im Ziel).
Mannschaften: 1. Eritrea 17, 2. Italien 31, 3. Russland 75, 4. USA 88, 5. Frankreich 106, 6. Groß-Britannien 121, 7. Türkei 144, 8. Portugal 149 (21 Mannschaften gewertet).
Frauen (8,8 km/ +760 m)
Einzelwertung: 1. Andrea Mayr (Aut) 46:35, 2. Valentina Berlotti (Ita) 47:04, 3. Morgan Aritola (USA) 47:26, 4. Burcu Buyukbezgin (Tur) 47:36, 5. Sabine Reiner (Aut) 48:07, 6. Mateja Kosovelj (Slo) 48:27, 7. Stevie Kremer (USA) 48:54, 8. Melody Fairchild (USA) 48:57, 16. Monika Fürholz (Sui) 50:08, 20. Martina Strähl (Sui) 50:43, 22. Bernadette Meier (Sui) 51:09, 43. Nora Coenen (Ger) 53:50, 57. Michelle Maier (Ger) 56:08, 75. Nadine Scholz (Ger) 1:01:47 (88 Läuferinnen im Ziel).
Mannschaften: 1. USA 18, 2. Italien 29, 3. Schweiz 58, 4. Groß-Britannien 66, 5. Österreich 66, 6. Tschechien 71, 7. Rumänien 74, 8. Türkei 97, 16. Deutschland 175 (19 Mannschaften gewertet).
Junioren U 20 (8,8 km/ + 760 m)
Einzelwertung: 1. Michael Cherop (Uga) 42:33, 2. Adem Karagoz (Tur) 42:45, 3. Sommez Dag (Tur) 43:10, 4. Moses Kurong (Uga) 43:20, 5. Nekagenet Crippa (Ita) 44:05, 6. Anton Palzer (Ger) 44:09, 7. Charles Vannson (Fra) 44:49, 8. Abdallah Mande (Uga) 45:08, 18. Manuel Innerhofer (Aut) 46:51, 23. Michael Singer (Aut) 47:26, 41. Lukas Bauer (Ger) 48:56, 63. Fabian Pfeifer (Ger) 53:07 (71 Läufer im Ziel).
Mannschaften: 1. Uganda 13, 2. Türkei 20, 3. Italien 30, 4. Russland 60, 5. Tschechien 78, 6. USA 81, 7. Polen 93, 8. Österreich 96, 10. Deutschland 110, 12. Schweiz 113 (16 Mannschaften gewertet).
Juniorinnen U 20 (3,9 km/ HD 310 m)
Einzelwertung: 1. Sevilay Eytemis (Tur) 20:14, 2. Julia Lettl (Ger) 20.53, 3. Lea Einfalt (Slo) 21:09, 4. Annabel Mason (Gbr) 21:39, 5. Alexandra Wallimann (Sui) 22:02, 6. Melanie Hyder (Gbr) 22:06, 7. Anezka Drahotava (Cze) 22:20, 8. Cesminaz Yilmaz (Tur) 22:39, 13. Kristina Schollerer (Ger) 23:10, 22. Susanne Mair (Aut) 23:57, 27. Carla Holland (Ger) 24:27 (46 Läuferinnen im Ziel).
Mannschaften: 1. Türkei 9, 2. Groß-Britannien 10, 3. Deutschland 15, 4. Russland 21, 5. Tschechien 27, 6. Rumänien 32, 7. Slowenien 34, 8. Bulgarien 37 (15 Mannschaften gewertet).