Florian Orth macht Tempo, dahinter Martin Grau und Timo Benitz. ©Wilfried Raatz/ wus-media
Alina Reh gelingt Cross-Coup – 20jährige Ulmerin überzeugt nach der Halle auch im Crossgelände – Starke Juniorinnen dominieren topbesetzte Frauenkonkurrenz – Wilfried Raatz berichtet
Die Wachablösung bei den Frauen ist vollzogen! Die 20jährige Alina Reh stürmte nach einer von vier Runden bei den Deutschen Crossmeisterschaften in Löningen wie entfesselt dem hochkarätigen Frauenfeld auf und davon und letztlich war es nur noch eine Frage, mit wie vielen Sekunden Vorsprung die Ulmerin zu ihrem ersten Crosstitel bei den Frauen kommen wollte.
24 Sekunden waren es letztlich, die sie bei ihrem großartig gelungenen Wechsel von der Halle ins Crossgelände auf der 5 840 m langen Strecke herausgelaufen war. Dahinter überraschte die 25jährige Fabienne Amrhein als Zweite vor der 20jährigen Anna Gehring und Sabrina Mockenhaupt, die nach mehreren verletzungsbedingten Rückschlägen als Vierte das LaufTeam Haspa Marathon Hamburg zum Mannschaftssieg führen konnte.
"Cool! So macht Cross richtig Spaß", gestand freudestrahlend Alina Reh direkt im Ziel.
"Ich habe in der ersten Runde einmal geschaut, was die anderen so machen. Ich habe mich gut gefühlt und weiter Tempo gemacht. Der Vorsprung ist dann ständig weiter gewachsen, obwohl so viele starke Läuferinnen im Feld waren. Der Rest war dann einfach Kopfsache!"
Der Schützling von Trainer Jürgen Austin-Kerl, der wegen einer Mittelohrvereiterung kurzfristig ins Krankenhaus musste und somit die Galavorstellung in Löningen verpasste, zeigte auf der welligen Rundstrecke im Stadiongelände eine reife Meisterleistung und unterstrich, dass ein Wechsel von der Halle zum Cross innerhalb von nur einer Woche bestens gelingen kann. "Ich habe allerdings die beiden Rennen in Belgrad schon etwas unterschätzt, doch zum Glück kann ich mich in kürzester Zeit gut regenerieren!"
Das mit Spannung erwartete Duell der mit Sabrina Mockenhaupt kräftig verstärkten Mannschaft des lauf Team Haspa Marathon Hamburg gegen den Abonnementsmeister LG Telis Finanz Regensburg gewannen die Hansestädterinnen dank der starken Jana Sussmann (6.) und Tabea Themann (8.) klar zu ihren Gunsten mit 18 Punkten.
Für den Titelverteidiger, die allerdings auf die erkrankte Marathon-Olympiastarterin Anja Scherl verzichten mussten, gab es mit Maren Kock (11.), Corinna Harrer (13.) und Cornelia Griesche (14.) 38 Punkte wie übrigens auch für die LG Nord Berlin mit der starken 24jährigen Caterina Granz als Fünften.
Dafür holten die Männer der LG Telis Finanz Regensburg gleich vier Titel bei den beiden Männer-Wettbewerben.
In einem mit Spannung erwarteten Rennen über die 4 360 m lange Mittelstrecke verteidigte Florian Orth seinen im Vorjahr in Herten gewonnenen Titel gegen wiederum Timo Benitz und Martin Grau und durfte sich wie 2014 an gleicher Stelle feiern lassen. Mit einer beherzten Tempoverschärfung in der Mitte des Rennens konnte er sich mit scheinbarer Leichtigkeit gegen die starken Konkurrenten absetzen und in 13:07 Minuten und acht Sekunden Vorsprung vor Timo Benitz ins Ziel einlaufen.
"Trotz der starken Konkurrenz war ich in der Favoritenrolle und musste entsprechend Druck machen und das war letztlich auch ausschlaggebend für den Sieg!" analysierte Florian Orth nach dem Rennen. Im Verbund mit Simon boch (4.) und Tim Ramdane Cherif (5.) distanzierten die LG Telis Finanz-Läufer die LG farbtex Nordschwarzwald (25 Punkte) deutlich.
Drei Stunden später stand überraschend Florian Orth erneut an der Startlinie, diesmal für die 10.280 m lange Langstrecke -und durfte sich nach kaum mehr als einer halben Stunde als Mannschaftsmeister mit Philipp Pflieger und wiederum Tim Ramdane Cherif feiern lassen. "Damit konnte ich meinem Verein etwas zurückgeben, denn wir mussten schließlich Jonas Koller ersetzen!"
Der inzwischen als Zahnarzt und Spitzensportler dual tätige Florian Orth wurde hinter Philipp Pflieger (31:56), Fabian Clarkson (32:21) und Philipp Baar (32:42) in 32:52 Vierter. Mit 12 Punkten ging somit auch diese Teamwertung an die Bayern, gefolgt von ART Düsseldorf (20) und der LG Region Karlsruhe (39.).
Den Einzeltitel sicherte sich Philipp Pflieger nach einem bis in die Schlussrunde hinein spannenden Duell mit dem U23-Cross-EM-Dritten Amanal Petros, der plötzlich wegen einer Rückenblockade und Atembeschwerden aus dem Rennen ausschied. "Ich habe mir das gesamte Rennen über Gedanken gemacht, wie ich Amanal abschütteln könnte, doch das hatte sich irgendwie eingangs der letzten Runde erledigt! Bis dahin hatte ich meine Chance eher darin gesucht, mit unrhythmischem Tempo zu agieren", kommentierte der 29jährige Marathonläufer das reizvolle Duell.
Der bis dato eher auf der Mittelstrecke im Crossgeläuf eingesetzte Philipp Pflieger kam in Löningen zu seinem ersten Crosstitel überhaupt.
In der weiblichen U20-Klasse (4.360 m) zeigten die beiden beim Gewinn der Silbermedaille bei den Cross-Europameisterschaften 2016 eingesetzten Miriam Dattke und Lisa Oed ein spannendes Rennen mit dem besseren Ende für Lisa, die sich vor zwei Wochen bereits den 3000 m-Hallentitel in Sindelfingen sichern konnte.
Bei der Männlichen Jugend (5.840 m) überzeigte GRR-Nachwuchs-Preisträger Markus Görger mit zwanzig Sekunden Vorsprung vor dem letztjährigen U18-Sieger Julius Hild.
Wilfried Raatz
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