Für die deutsche Mannschaft mit den Brüdern Manuel und René Stöckert (beide TSV Ostheim) sowie Josef Beha (FC Unterkirnach) war gegen die Bergauf-bergab-Spezialisten wenig auszurichten, dennoch zog sich die DLV-Auswahl mit 91 Punkten als Neunter durchaus achtbar aus der Affäre.
Ahmet Arslan zum vierten Mal Berglauf-Europameister
Der Türke Ahmet Arslan gewann im bulgarischen Sapareva Banya zum vierten Mal in Folge den Titel des Berglauf-Europameisters. Der 24-Jährige siegte dabei bei den im jährlichen Wechsel zur Austragung kommenden Bergauf- beziehungsweise Bergauf-bergab-Strecken jeweils zweimal und ist somit aktuell der Bergläufer Europas schlechthin.
Bei den Frauen setzte sich die vom Start weg führende Französin Marie Laure Demuergues trotz zahlreicher Attacken der italienischen Konkurrentinnen Antonella Confortola und Valentina Belotti überraschend durch. Beide Mannschaftstitel gingen hingegen an Italien, das einmal mehr seine Team-Dominanz im Berglauf-Bereich unterstrich.
Das aus nur fünf Läufern bestehende Team des Deutschen Leichtathletik-Vebandes (DLV) blieb erwartungsgemäß ohne Medaille, schaffte aber dennoch auf dem eher ungeliebten Bergauf-bergab-Parcours durch Junior Fabian Alraun (PTSV Rosenheim) mit Rang zehn eine Platzierung unter den Top 12, die bei den Männern Manuel Stöckert (TSV Ostheim) als Dreizehnter um einen Rang verfehlte.
Die beiden Deutschen Meister Timo Zeiler (LG Eintracht Frankfurt) und Lisa Reisinger (SSC Hanau-Rodenbach) hatten wegen des Bergauf-bergab-Parcours auf einen Start in Bulgarien verzichtet.
„Das ist meine Strecke“, erklärte Ahmet Arslan im Ziel. Der Türke dominierte wie auch in den Jahren zuvor den Männer-Wettbewerb nach Belieben. Die starken Italiener mit dem dreifachen Bergauf-bergab-Weltmeister Marco de Gasperi und den Zwillingen Martin und Bernard Dematteis setzten zwar vom Start weg auf der 12,2 km langen Strecke auf ein hohes Tempo, doch schon nach drei Kilometern hatte sich der Champion aus dem türkischen Hochland an die Spitze gesetzt. Fortan baute er seinen Vorsprung kontinuierlich aus.
Im Frühjahr war Arslan übrigens beim Metro Group-Marathon in Düsseldorf gestartet, hatte aber nach der Streckenhälfte wegen muskulärer Probleme aufgeben müssen. Mit gleich vier Läufern (Martin und Bernard Dematteis, Marco de Gasperi und Gabriele Abate) auf den ersten sechs Plätzen konnten die italienischen Langstreckler die beeindruckende Team-Siegesserie bei Berglauf-Europameisterschaften fortsetzen, denn bei der neunten Austragung gab es auch den neunten Titel. Selbst die zeitweise mit einer starken Mannschaft auftretenden Türken konnten bislang nie in die Phalanx der Italiener einbrechen.
Für die deutsche Mannschaft mit den Brüdern Manuel und René Stöckert (beide TSV Ostheim) sowie Josef Beha (FC Unterkirnach) war gegen die Bergauf-bergab-Spezialisten wenig auszurichten, dennoch zog sich die DLV-Auswahl mit 91 Punkten als Neunter durchaus achtbar aus der Affäre. „Zumindest konnten wir Österreich und die Schweiz hinter uns lassen, die ebenso distanziert zu Bergauf-bergab-Strecken stehen“, sagte DLV-Teamchef Wilfried Raatz.
Für die beste Einzelplatzierung sorgte dabei der deutsche Vizemeister Manuel Stöckert, der sich angesichts des hohen Anfangstempos das Rennen gut einteilt hatte und als Dreizehnter eine gute Platzierung erreichte. „Mein Handikap war allerdings, dass ich mir wegen der späten Anreise die Strecke nicht mehr anschauen konnte. Dennoch bin ich mit Platz 13 wirklich zufrieden.“ Ziemlich enttäuscht schaute sein um zwei Jahre jüngerer Bruder René drein, der furios gestartet war und nach einer Runde auf Platz zwölf lag, am Ende allerdings nur 29. wurde. „Das war entschieden zu schnell“, bekannte der 20-Jährige Neuling. Wegen einer Vereinsverpflichtung trafen die Brüder Stöckert erst am Samstagnachmittag in Sapareva Banya am Rande des Rila-Gebirges (80 km von Sofia entfernt) ein.
Das Frauenrennen über 9 km und 495 Höhenmetern gewann überraschend nicht die erklärte Favoritin Valentina Belotti, die nach der positiven Dopingkontrolle der eigentlichen Siegerin Elisa Desco (Italien) bei den Berglauf-Weltmeisterschaften in Campodolcino (Italien) wohl nachträglich zur Weltmeisterin ernannt werden dürfte. Vom Start weg schlug die Französin Marie Laure Dumergues ein hohes Tempo an, das zunächst nur das Skilanglaufass Antonella Confortola mitzugehen imstande war. Belotti lag zumeist fünfzig Meter dahinter, konnte diesen Rückstand aber bis auf zwischenzeitlich drei Sekunden verkürzen. „Ich bin keineswegs enttäuscht, das war ein super Rennen für mich. Auf dem Schlusskilometer habe ich gespürt, dass die Französin zu stark war“, sagte sie.
Überraschend war mit Constance Devillers die EM-Zweite der Bergauf-bergab-Distanz von 2008 aus dem Rennen gegangen. Einzige weibliche DLV-Starterin war die frühere Junioren-EM-Zweite Kerstin Straub, die sich allerdings auf der Bergabpassage eine leichte Fußprellung zugezogen hatte und nur mit Schmerzen ins Ziel einlaufen konnte. Sie belegte Rang 27.
Bei den Junioren setzte sich wie 2008 in Zell am Harmersbach der Türke Huseyin Pak durch, der dreißig Sekunden Vorsprung vor seinem Landsmann Sebahattin Yildirimci und dem überraschend starken Belgier Jente Joly hatte.
Eine starke Vorstellung gab Junior Fabian Alraun, der als Zehnter die Erwartungen mehr als erfüllte. „Für mich war dies eine super Strecke, vor allem bergab konnte man es gut laufen lassen.“
Bei den Juniorinnen verblüffte die Rumänin Denisa Ionela Dragomir mit 45 Sekunden Vorsprung, die die 18-Jährige auf 4,6 Kilometern herausgelaufen hatte.
race-news-service.com/wira