Als erste Äthiopierin gewann Mare Dibaba bei einer Weltmeisterschaft den Marathon. ©Victah Sailor
Äthiopiens erste Marathon-Weltmeisterin Mare Dibaba nimmt nun Rio ins Visier
China ist ein gutes Pflaster für Mare Dibaba. Die Äthiopierin hatte vor den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking zwei ihrer bis dahin elf Marathonrennen gewonnen – und zwar jeweils in China.
2014 siegte sie in Xiamen mit 2:21:36 Stunden, in diesem Januar verteidigte sie dort ihren Titel und stellte dabei mit 2:19:52 auf die Sekunde genau ihre Bestzeit ein. Die 25-Jährige führt mit dieser Zeit weiterhin die Jahresweltbestenliste an und ist in 2015 nach wie vor die einzige Läuferin, die unter der 2:20-Stunden-Barriere blieb.
Am vergangenen Sonntag lief Mare Dibaba in Peking zum größten Triumph ihrer Karriere: Als erste äthiopische Läuferin gewann sie den Marathon-WM-Titel. Mit 2:27:35 hatte sie im Ziel dabei lediglich eine Sekunde Vorsprung vor der Kenianerin Helah Kiprop.
Es war die engste Entscheidung in einem Frauen-Marathon in der Geschichte der Weltmeisterschaften.
Am Anfang ihrer internationalen Karriere hatte Mare Dibaba für Verwirrung gesorgt, als sie plötzlich die aserbaidschanische Staatsangehörigkeit angenommen hatte. Aus Mare Dibaba war Mare Ibrahimova geworden. Hintergrund dieses Wechselspiels soll eine Startmöglichkeit bei den Junioren-Europameisterschaften gewesen sein. Doch bevor es dazu kam, stellte sich heraus, dass ihr gemeldetes Geburtsjahr nicht stimmte und sie zwei Jahre älter ist (1989 statt 1991), so dass ein Start bei diesen Titelkämpfen gar nicht erst möglich war.
Für Aserbaidschan laufend, stellte Mare Ibrahimova 2009 mehrere Landesrekorde auf. Darunter auch einen im Halbmarathon:
Beim Rennen in Neu-Delhi wurde sie in flotten 68:45 Minuten Sechste. Doch nach nicht einmal einem Jahr startet sie wieder als Mare Dibaba und machte den Nationenwechsel rückgängig. Als Äthiopierin lief sie dann ihr Marathon-Debüt im Frühjahr 2010 und erreichte als Dritte in Rom mit 2:25:38 Stunden eine beachtliche Zeit. Im Herbst steigerte sie sich dann in Frankfurt auf 2:25:27 und wurde Fünfte. Über die Halbmarathondistanz verbesserte sie sich auf hochklassige 67:13 Minuten.
Ein Durchbruch im Marathon gelang Mare Dibaba zunächst im Januar 2012. Damals wurde sie in Dubai Dritte und lief mit 2:19:52 eine Weltklassezeit. Mit dieser Leistung schaffte sie die in Äthiopien hart umkämpfte Olympia-Nominierung. Bei den Spielen in London kam sie dann jedoch im Sommer 2012 nicht über Platz 23 hinaus.
2014 und 2015 zeigte Mare Dibaba hochklassige und konstante Leistungen. Neben den beiden Siegen in Xiamen lief sie in Boston auf die Ränge drei (2014) und zwei (2015). In Chicago dürfte sie nachträglich sogar zur Siegerin des Rennens 2014 ernannt werden, da Rita Jeptoo mit einer Dopingsperre belegt wurde. Die Kenianerin ist in ihrem Verfahren in Berufung gegangen.
Für Mare Dibaba, die in Addis Abeba in einer Gruppe von Weltklasseläufern trainiert und von Haji Adilo betreut wird, war das WM-Rennen in Peking bereits der vierte Marathon binnen elf Monaten. Wenn sie weiter derart intensiv Marathon läuft, sind wohl Rückschläge zu erwarten. Doch vielleicht macht Mare Dibaba jetzt erst einmal eine längere Pause, denn sie sagt: „Ab jetzt werde ich mich auf den olympischen Marathon in Rio vorbereiten.“
Es ist gut möglich, dass der äthiopische Leichtathletik-Verband sie aufgrund ihres Peking-Sieges nominiert. Vielleicht ist dann 2016 auch Brasilien ein gutes Pflaster für Mare Dibaba.
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