Abschied von Manfred von Richthofen ©LSB Berlin
Abschied von Manfred von Richthofen
In der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche nahmen am am16.5.2014 500 Trauergäste Abschied von Manfred von Richthofen, einem großen Berliner und einem großen Mann des Sports.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, seine Vorgänger Walter Momper und Eberhard Diepgen, Innensenator Frank Henkel, Vertreter des Berliner Abgeordnetenhauses und des Sportausschusses im Deutschen Bundestag sowie führende Sportfunktionäre unter ihnen DOSB-Präsident Alfons Hörmann und der Präsident des Landessportbundes Berlin, Klaus Böger, waren neben vielen Freunden und Wegbegleitern in die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche gekommen, um Manfred Freiherr von Richthofen, der überraschend am 1. Mai gestorben war, auf seinem letzten Weg zu begleiten.
Die Trauergemeinde spiegelte das wider, was immer von Richthofens Ansinnen war: Über alle Grenzen , ob Partei- oder Meinungsgrenzen hinweg, Wege des Miteinanders suchen.
Vereinigen, so Klaus Wowereit, war immer das Ziel des gebürtigen Berliners von Richthofen. Er kämpfte in der Zeit des kalten Krieges für sein Berlin, "manchmal auch mit ungestümen Engagement", das ebenso ein Markenzeichen des Freiherrn war wie die „große Noblesse". Und besonders nach dem Fall der Mauer wollte er die Sportnation einigen, wollte Sportpräsident eines Landes sein. Sport war für Manfred von Richthofen aber nicht nur die große Bühne, sondern vor allem die Basis, die Vereinswelt – der Sport für alle. „Für uns hinterlässt der Nestor des Berliner und des deutschen Sports eine schmerzliche Lücke."
DOSB-Präsident Alfons Hörmann berichtete von einem Besuch bei Richthofen kurz vor den Olympischen Spielen in Sotschi. Er habe die Leidenschaft des DOSB-Ehrenpräsidenten in diesem Gespräch erlebt, und einen Mann, der von seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz partnerschaftlich abgab, Einschätzungen über Personen und Situationen mit ihm besprach. Auch da „verkörperte er den verantwortungsbewussten Sportpolitiker".
Verantwortung sah er immer gegenüber West-Berlin – in den deutsch-deutschen Kalendergesprächen kämpfte er dafür, dass seine Heimatstadt nicht aus politisch-taktischen Gründen ausgeklammert wurde. Da legte er sich gerne mit Politikern und Mitfunktionären an. „Konsequent", so Hörmann, hielt er auch Kurs nach dem Fall der Mauer im Vereinigungsprozess, als es um die Aufarbeitung der Stasi-Problematik und des Dopingsumpfes – in Ost und West – ging.
Um Probleme zu lösen, sollte der Sport „mit einer Stimme" sprechen, so Hörmann weiter. Und so habe Richthofen den maßgeblichen Anteil an der Fusion des DSB mit dem NOK, wo er wie kein anderer Fallstricke rechtzeitig erkennen und entwirren konnte. Der Mann, der „den Sport liebte und lebte", sah mit großem Bedauern, dass es um manche ostdeutsche Vereine nicht gut bestellt ist, dass sein „Goldener Plan", für den er sich immer heftig einsetzte, da fehlgeschlagen war. Aber umso mehr freute er sich über „seine" Berliner Füchse und fieberte mit den Handballern bei jedem Spiel mit.
„Das Herzstück unseres Sports war für ihn der Verein" sagte LSB-Präsident Klaus Böger, der Richthofen als Visionär beschreibt. „Er war der Ideengeber der Sportstadt Berlin. Vieles im Berliner Sport ist mit seinem Namen verbunden." Auch wenn im Olympiastadion Bayern München und Borussia Dortmund um den DFB-Pokal spielen, dann ist das dem Bemühen Richthofens zu verdanken, der mit Berlin immer im Spiel bleiben wollte.
Pfarrer Steffen Reiche beschrieb vor allem den Menschen Manfred von Richthofen, einen Mann, manchmal scheinbar in sich widersprüchlich, aber doch in sich stimmig. Ein Mann, der durch Geburt privilegiert war, sich aber seinen beruflichen Erfolg selbst erarbeitete. Ein passionierter Hockeyspieler, der Ecken stoppen übte, bis er es perfekt konnte und so ein erfolgreicher Sportler wurde. Vor allem bei den Jesuiten am Canisius-Kolleg Berlin, wo er als Lehrer arbeitete, so Reiche, hat der „protestantische Katholik" vermutlich „die wichtigen Impulse für seinen Kampfgeist erworben." Und dass er das gut gelernt hatte, demonstrierte er häufig Freund und Feind. „Klare Kante zeigen" war das Motto, wenn er ein Ziel erreichen wollte. Manchmal überzeugte er nicht nur durch Argumente, sondern auch schon mal mit einem Telefonanruf bei Bundeskanzler Helmut Kohl, wenn Gesprächspartner nicht mit ihm sprechen wollten, schildert Reiche die Beharrlichkeit des Freiherrn, wenn es um die Sache ging. Doch meistens behielt er Haltung, hielt sich an die Etikette und schwitzte für sie auch bei 30 Grad. Manchmal hielt er auch Hof, überzeugte Sponsoren durch Charme. Er sei ein verlässlicher Freund gewesen, ein Mensch mit Herzenswärme und Respekt.
Soldaten der Sportfördergruppe der Bundeswehr, Freunde und Familienangehörige begleiteten den Sarg Manfred von Richthofens aus der Kirche, wo er seine letzte Fahrt zum Waldfriedhof in Zehlendorf antrat, wo er im Kreise seiner Familie bestattet wurde.
DOSB – Autor: Bianka Schreiber-Rietig
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