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30
07
2006

Hochgebirgs-Herausforderung in der Landschaft Davos mit zahlreichen deutschen Erfolgen – Darmstädter Tobias van Ghemen gewinnt über 28 km

Elizabeth Hawker triumphierte beim Swiss-Alpine-Marathon

By GRR 0

Die 30jährige Britin Elizabeth („Lizzy“) Hawker gewann bei schwierigen äußeren Bedingungen den 21. Swiss Alpine Marathon in Davos über 78,5 km und einer Höhendifferenz von 2300 m in der Rekordzeit von 6:30:12 Stunden und steigerte die bisherige Bestmarke der zehnfachen deutschen Siegerin Birgit Lennartz um fünfzehn Minuten. Die 30jährige Britin löste dabei die aus Davos stammende Vorjahressiegerin Jasmin Nunige beim härtesten europäischen Ultra-Marathon ab, die mit einem Rückstand von mehr als einer halben Stunde als Vierte ins Davoser Stadion einlief.

Bei den Männern setzte sich in Abwesenheit des vierfachen Siegers und Streckenrekordlers Grigory Murzin (Russland) der Italiener Giorgio Calcaterra in 6:05:04 Stunden nach einem spannenden Duell und ständigem Führungswechsel vor dem Alpbauer Moritz Boschung aus dem Schweizer Kanton Fribourg durch, der mit einem Rückstand von nur eineinhalb Minuten wie im Vorjahr Zweiter wurde.

Bei den Frauen landete die Britin einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg und kam zur Überraschung aller sogar als Fünfte des Gesamtklassements von rund 1000 Starterin ins Ziel. „Der Sieg ist auch für mich eine Überraschung“, gestand die bei einer britischen Antarktik-Gesellschaft angestellte Wissenschaftlerin. Als schwierigsten Part sah die Ultra-Langstrecklerin den Aufstieg zur Kesch-Hütte an. „Da war mir es einfach zu kalt!“ Mit fünf bis sieben Grad war dies nicht nur der Britin entschieden zu kalt, hatten die Verantwortlichen aber dennoch reichlich Glück mit dem Wetter, schließlich sorgten starke Gewitter in der Nacht vor dem Rennen für etliche Geröllabgänge, die sogar die Kantonsstraße nahe Davos stellenweise verschüttete.

Kesch-Hütte und Skalettapass

Die hochalpine Gebirtgsstrecke führt von Davos über Filisur und Bergün durch hochalpines Gebiet über die beiden Kulminationspunkte Kesch-Hütte (2 632 m ü. M.) und Skalettapass (2606 m ü.M.) durch das bezaubernde Dischmatal zurück nach Davos. In der alpinen Laufszene ist Elizabeth Hawker als 2005er Siegerin des Ultra-Trail du Mont Blanc über 158 km ebenso ein Begriff wie als Siegerin des Zermatt-Marathon, den sie vor drei Wochen in einer fantastischen Rekordzeit von 3:36:35 Stunden gewann.
„Meine Entscheidung, in Davos zu laufen, habe ich allerdings schon Wochen zuvor getroffen, den Zermatt-Marathon wollte ich eher als Training mitlaufen!“ Mit einem äußerst komfortablen Vorsprung von 37 Minuten gewann die britische Ultraläuferin nun in Davos vor zwei Deutschen: Die nach zurückhaltenden Start mächtig nach vorne laufende Elke Hiebl (Bodenmais) wurde bei ihrem zehnten Davos-Start zum vierten Male in ihrer Karriere Zweite, gefolgt von Maria Bak (Hersbruck), der Siegerin von 2004.

Dramatik pur

Dramatik pur hingegen bei den Männern: Der mit einer Bestzeit von 2:13:15 in den Ranglisten Italiens geführte Giorgio Calcaterra ist eher ein Straßenläufer, schließlich kommt er aus der römischen Hauptstadt. „Mir hat das Panorama so gut gefallen. Deshalb bin ich auch so schnell gelaufen“, scherzte der 34jährige Italiener. Er hatte vom Start weg ein hohes Tempo vorgelegt, dem alleine der aus dem Kanton Fribourg als Schafhirt arbeitende Moritz Boschong einigermaßen folgen konnte. „Hätte ich gewusst, welches Ass ich vor mir hatte, dann wäre ich nicht so forsch hinterher gelaufen!“

Der Vorjahreszweite gestand später ein, dass er das Rennen gewinnen wollte und war sich seiner Sache auch ziemlich sicher, nachdem er sich schon nach einem Streckenviertel aus einer Gruppe mit dem italienischen Vorjahressieger und zweifachen 100 km-Weltmeister Mario Fattori gelöst hatte. Nachdem Calcaterra mit einem komfortablen Vorsprung, zum Beispiel betrug dieser nach 35 km in Bergün mehr als fünf Minuten, lange Zeit wie der klare Sieger ausgesehen hatte, drehte Moritz Boschong beim Anstieg zur Kesch-Hütte und spätestens auf dem Panoramatrail zum Scalettapass derart auf, dass er zum Abstieg in Richtung Dürrboden mit dem Italiener gleichziehen konnte. „Hier habe ich einen entscheidenden Fehler gemacht“, gestand der Schweizer später ein, „ich hätte hier sofort weiter attackieren müssen. So habe ich gewartet und musste letztlich Giorgio im Flachstück ziehen lassen!“

Einige Probleme

Auch wenn OK-Chef Andrea Tuffli mit über 4 000 Startern ein sicherlich nicht ganz zufrieden stellendes Ergebnis vorlegen konnte, zeigte er sich bei einem ersten Fazit zufrieden: „Wir hatten aufgrund der Witterungsbedingungen schon einige Probleme, aber dagegen ist bei einem derartigen Großanlass niemand gefeit. Ich bin glücklich, dass alles so gut abgelaufen ist. Man denke nur an die großartige Stimmung im Stadion, die auch noch nach zehn und elf Stunden noch anhält!“

Bei den zahlreichen Ergänzungs-Wettbewerben, die dem Swiss Alpine Marathon bei der 21. Auflage eine Gesamtbeteiligung von 4 025 Läuferinnen und Läufer, sammelten die deutschen Starter, die rund ein Viertel der Teilnehmer aus insgesamt 38 Nationen ausmachten, noch einige Erfolge. Beim über 42 km führenden Marathonlauf mit Start in Bergün und Ziel in Davos belegte die Potsdamerin Diana Lehmann hinter den beiden Schweizerinnen Carolina Reiber und Eroica Spiess Rang drei.

Sieg für den Darmstädter

Im 28 km-Lauf und einer Höhendifferenz von 870 m von Filisur nach Davos gewann der Darmstädter Marathonläufer Tobias van Ghemen den Wettbewerb mit einem Vorsprung von sieben Minuten und scheint eine neue Herausforderung gefunden zu haben. Beim kurzen 21 km-Wettbewerb, der mit 590 m Anstieg und 300 m Gefälle noch am moderatesten ist, setzte sich der Borgholzhausener Duathlet Jörn Strothmann knapp gegen den Einheimischen Beat Blätter durch. Ohne die etablierten deutschen Ultraläufer gab es dennoch durch Christian Stork (Rettenberg) auf Rang vier einen Podiumsplatz.

Wilfried Raatz

Ergebnisse:
K 78 (78,5 km/ 2 320 m Höhendifferenz):
Männer: 1. Giorgio Calcaterra (Italien) 6:05.04, 2. Moritz Boschung (Schweiz) 6:06:46, 3. Markus Kellenberger (Liechtenstein) 6:25:38, 4. Christian Stork (Ger/ Rettenberg) 6:28:39, 5. Helge Babel (Schweiz) 6:34:43, 6. Stefano Sartori (Italien) 6:35:47, 7. Mario Fattore (Italien) 6:40:00, 8. Felix von Witsch (Ger/ Siegburg) 6:43:09, 9. Martin Belser (Schweiz) 6:46:04, 10. Felix Schenk (Schweiz) 6:47:02.
Frauen: 1. Elizabeth Hawker (Groß-Britannien) 6:30:12, 2. Elke Hiebl (Ger/ Bodenmais) 7:07:32, 3. Maria Bak (Ger/ Hersbruck) 7:17:40, 4. Jasmin Nunige (Schweiz) 7:21:03, 5. Raffaela Frey (Schweiz) 7:41:27, 6. Monica Carlin (Italien) 7:47:58.

K 42 (42,2 km/ HD +1890 m, -1710 m):
Männer: 1. Ansi Raittila (Finnland) 3:25:09, 2. Stephan Spiess (Schweiz) 3:40:10, 3. Hans Schuler (Schweiz) 3:40:35, 4. Fridolin Luchsinger (Schweiz) 3:42:02, 5. Daniel Walt (Schweiz) 3:44:16, 6. Luc Dhamen (Luxemburg) 3:45:42.
Frauen: 1. Carolina Reiber (Schweiz) 3:44:48, 2. Eroica Spiess (Schweiz) 3:59:51, 3. Diana Lehmann (Ger/ Potsdam) 4:00:34.

C 42 (42,2 km/ HD +1200 m, -590 m):
Männer: 1. Urs Christen (Schweiz) 2:54:46, 2. Peter Gschwend (Schweiz) 2:59:41, 3. Marc-Henri Jaunin (Schweiz) 3:05:43… 6. Peter Stutz (Ger/ Stuttgart) 3:22:34, 8. Robin Hanser (Ger/ Leutkirch) 3:29:54.
Frauen: 1. Rita Born (Schweiz) 3:25:40, 2. Martha Graber (Schweiz) 3:20:50, 3. Andrea Huser (Schweiz) 3:34:06, 4. Catarina Fusco (Italien) 3:35:11, 5. Nicole Kresse (Ger/ Hersbruck) 3:45:21.

K 28 (27,9 km/ HD +870 m, -370 m):
Männer: 1. Tobias van Ghemen (Ger/ Darmstadt) 1:55:24, 2. Arnoldo Callura (Schweiz) 2:03:47, 3. Remo Ruf (Schweiz) 2:04:37.
Frauen: 1. Renata Antropik (Polen) 2:17:43, 2. Beatrice Egger (Schweiz) 2:22:23, 3. Bea Salvadori (Schweiz) 2:27:17…. 7. Marion Hebding (Ger/ Mannheim) 2:33:33.

K 21 (21,1 km/ HD +590 m, -300 m):
Männer: 1. Jörn Strotmann (Ger/ Borgholzhausen) 1:24:00, 2. Beat Blättler (Schweiz) 1:24:13, 3. Nikolay Rybakov (Schweiz) 1:25:44.
Frauen: 1. Minori Hayakari (Japan) 1:30:07, 2. Ana Maag (Schweiz) 1:43:03, 3. Katharina Steger (Schweiz) 1:45:22… 8. Bärbel Rieger (Ger/ Forstern) 1:55:11.

Weitere Ergebnisse unter
www.mikatiming.ch

author: GRR

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