Achim Achilles lässt uns inhaltlich an seinem „Leben als Läufer“ (Untertitel) teilhaben.
Die Buchkritik – Achilles´ Verse. Mein Leben als Läufer; von Achim Achilles, 222 Seiten, erschienen 2006 im Wilhelm Heyne Verlag München. ISBN 3-453-60034-7. € 7,95.
Achim Achilles kennt jeder. Zumindest diejenigen können mit dem Namen etwas anfangen, die irgendwann mal bei Spiegel-online gesurft haben und bei den Kolumnen hängen geblieben sind, die dort als „Achilles` Verse“ von einem gewissen Achim Achilles Woche für Woche neu zu lesen sind. Daraus ist jetzt ein Taschenbuch geworden: 49 „Achilles` Verse“ wechseln sich je-weils mit „Achilles` Tipps“ zum Laufen ab.
Die Verse sind in aller Regel zwei bis vier Seiten lang, die Tipps fallen deutlich kürzer aus. Alle Texte sind mit einer Überschrift versehen wie z. B. „Die Angst läuft mit“ oder „Bett-Marathon mit Folgen“ für die Kolumnen und „Alleine laufen oder in der Gruppe“ und „Wasserwahn“ für die Tipps.
Soviel zum Formalen.
Er durchläuft dabei weniger Höhen als Tiefen, die das Läuferleben so mit sich bringen. Er „schlägt sich mit den drängenden Fragen von Millio-nen Läufern herum und lässt in seinem Tagebuch alle daran teilhaben“, so steht es schon im hinteren Klappentext des Buches. Seine Schreibe ist gut lesbar, oft komisch köstlich, zuweilen spritzig spitz bis frech forsch und in einigen Passagen sogar irre ironisch. Mit dem, was Achim Achilles schildert, hält er sich selbst und manchem von uns den Spiegel vor.
Er bringt es auf den Punkt, spricht aus, was andere immer schon mal sagen wollten, aber sich nie trauen würden. Kostprobe gefällig? Viele kurze Sätze von Achim A-chilles gerinnen so zu seinen eigenen Achilles-Aphorismen: „Laufen, das ist die universellste und einfachste Sprache der Welt, ob barfuß in den Slums oder auf 350-Dollar-Sohlen in Malibu“ (S. 10) oder: „Laufen ist Krieg. Wer nicht durchhält, endet wie Joschka Fischer“ (S. 107) und: „Regeneration kann zur Sucht werden“ (S. 223).
Achim Achilles selbst muss – soviel kann man bei genauerer Lektüre seiner Achilles` Verse unzweifelhaft erkennen – in Berlin laufen. Er erweist jeden-falls dem Berliner Lauftrainer Jens Karraß, einem ehemalign Deutschen Meister über 10.000 m seine Referenz, kennt sich mit den Laufgewohnheiten von Caroline Beil („die Naddel für Menschen“) aus, hat schon mal (heimlich?) beobachtet, wie sich Bundesjustizministerin Brigitte Zypries „tapfer durch den Volkspark quält“, und über die Laufgeschwindigkeit einer Tita „Polylux“ Hardenberg weiß er zu berichten: „Die lässt sich im Friedrichshain von Punks in Springerstiefeln überholen“. Wer solches schreibt, muss über allerhand Insiderwissen verfügen … oder er tut zumindest so, wenn an anderer Stelle im Buch auch noch von dem angeblich „mafiösen Berlin-Marathon-Netzwerk“ die Rede ist, „das sich über Ärzte, Läden, Institute, Verbände, die ganze Stadt gelegt hat“ (S. 98).
Warum schreibt der das? Mehr noch: Muss man Achim Achilles eigentlich kennen? Ja, man sollte:
Achim Achilles hat sich nämlich neulich geoutet. Er ist tatsächlich öffentlich aufgetreten, hat in einer Buchhandlung in Berlin aus seinen Achilles` Versen fleißig vorgetragen. Achim Achilles ist Hajo Schumacher. Hajo Schumacher ist Jahrgang 1964, studierte Journalistik, Politologie und Psychologie. Er arbeitete von 1990 bis 2000 beim Magazin Spiegel, zuletzt als Co-Leiter des Berliner Büros. Von 2000 bis 2002 war er Chefredakteur der Zeitschrift Max.
Ferner hat sich Hajo Schumacher bereits einen Namen gemacht u. a. als Buchautor von „Kopf hoch, Deutschland“, mit einer Biographie des hessi-schen Ministerpräsidenten Roland Koch („Verehrt und verachtet“) und jüngst mit dem Fußball-Erklärbuch "Papa, wie lang sind 90 Minuten". Er ist Her-ausgeber von „V.i.S.d.P.“, einem „Magazin für Medienmacher“ und soll über den Führungsanspruch von Angela Merkel an der Uni Duisburg-Essen pro-movieren. Hajo Schumacher lebt als freier Autor und als freier Läufer Achim Achilles mit seiner Familie (Mona und den beiden Söhnen) in Berlin.
Ein Fazit zum Schluss: Man mag die Achilles` Verse schätzen, über sie schmunzeln oder über sie schmollen, das bleibt jedem bei und nach der Lek-türe selbst überlassen. Man sollte sich von nun an jedoch immer vor Augen führen: Achim Achilles ist Hajo Schumacher.
Aber: Hajo Schumacher bleibt Achim Achilles – Erkennungsmerkmal: seine Verse!
Dr. Detlef Kuhlmann
Die Rezension erschien bei SPIRIDON, der Laufzeitschrift –
Achilles´ Verse. Mein Leben als Läufer; von Achim Achilles, 222 Seiten, erschienen 2006 im Wilhelm Heyne Verlag München. ISBN 3-453-60034-7. € 7,95.