Der Leser wird anhand der Texte und der ausführlichen Ranglisten den Krebsgang im deutschen Marathonlauf verfolgen können, wo trotz Vereinigung das heutige Niveau unter dem der 70er und 80er Jahre liegt
Verdienstvolles Werk – Manfred Steffny über das neue Buch von Karl Lennartz: Marathonlauf – Ost und West und gesamtdeutsch
Dies ist der zweite Teil der Geschichte des Marathonlaufs, vornehmlich aus deutscher Sicht unter ausführlicher Berücksichtigung des internationalen Geschehens einschließlich Ranglisten auf deutscher und internationaler Ebene. Nachdem der im Spiridon-Verlag erschienene Band 1 mit dem Olympiajahr 1960 abgeschlossen war, werden in Band 2 die Jahre 1961 bis einschließlich des Olympiajahrs 2004 abgewickelt.
Die Kapitelüberschriften sprechen für sich, wobei die getrennte Entwicklung in der alten Bundesrepublik und der ehemaligen DDR bis 1990 in Kapitelhälften aufgezeichnet ist.
Die Kapitel: Vom Volkslauf zum Marathon,
1961 bis 1970: Getrennte Wege,
1971 bis 1980: Zweimal Gold für Cierpinski,
1981 bis 1990: Stagnation in West und Ost,
1991 bis 2004: Stetiger Rückgang.
Der Leser wird anhand der Texte und der ausführlichen Ranglisten den Krebsgang im deutschen Marathonlauf verfolgen können, wo trotz Vereinigung das heutige Niveau unter dem der 70er und 80er Jahre liegt. Um so schöner ist es nostalgisch alte Erfolge zu verfolgen, die beiden Olympiasiege 1976 und 1980 von Waldemar Cierpinski und im Wortlauf meine eigene Reportage von der Europameisterschaft 1986 in Stuttgart mit dem dritten und vierten Platz für Herbert Steffny und Ralf Salzmann.
Der Sporthistoriker Lennartz hat akribisch viel zusammengetragen, dabei fast schon vergessenes Wissen aus den Fachzeitschriften wieder ans Tageslicht gebracht und entsprechend geschickt eingeordnet. Doch manchmal ist es des Guten zuviel, wie etwa die handschriftlichen Jahreslisten der Läufe von Willi Haman, die kaum lesbar sind oder auch die Jahres-Hitparaden der Marathonläufe aus SPIRIDON, die im Original farbig unterlegt sind und im schwarz-weißen Buchdruck verwischt sind.
Musste die Marathon-Starterliste mit Kurzbiografie der Olympischen Spiele 1972 in München auf zwölf Seiten gestreckt werden? Nun, das kann man überlesen, übersichtlich genug ist der Aufbau, so dass das Buch auch jederzeit als Nachschlagewerk dienen kann.
Innerhalb der Sammlung der „Deutschen Gesellschaft für Leichtathletik-Dokumentation e.V.“ ist es der achte Band, der damit eine Lücke schließt. Nun fehlt nur noch der dritte, als Manuskript bereits weitgehend vorliegende dritte Band von Lennartz über den Marathon der Frauen.
Insgesamt ein verdienstvolles Werk im Sinn von Meriten, denn verdienen kann man kaum etwas mit solchen Büchern mit kleinen Auflagen und großem Arbeitsaufwand.
Beide Bücher (Band 1 Lennartz: Marathonlauf – Von den Anfängen bis van Aaken, Spiridon-Verlag, 20,80 €, 278 Seiten) sind auch über die SPIRIDON-Boutique erhältlich.
Manfred Steffny
aus SPIRIDON Mai 2006
Karl Lennartz: Marathonlauf – Ost und West und gesamtdeutsch,
463 Seiten, Verlag Werbung UM Sport,
Layout und Satz Thomas Zawadzki,
ISBN 978-3-9811512-0-6,
zahlreiche Abbildungen und Faksimiles,
25,30 €.