Von Runde zu Runde zog sich das Spitzenfeld auseinander; aber von den Top-Favoriten konnte sich keiner absetzen. Inmitten der Phalanx schwarzer Gazellen behauptete sich der Russe Gurkin am besten; hartnäckig leistete er Widerstand
Die Nacht von Borgholzhausen: Ngolepus gewinnt das Duell der Sieger – MÄNNER-ELITE: Dreifacher Kenia-Erfolg über 5 Meilen – Der Konkurrenz davongerannt – FRAUEN-ELITE: Omwanza überlegen / OWL-Rekord für Pfeiffer
Borgholzhausen (cwk). Das Wetter hatte sich beruhigt, noch vor dem mit Spannung erwarteten Startschuss um 22.00 Uhr waren die Regenschauer abgeebbt. Sorgen bereiteten allenfalls das noch nicht ganz abgetrocknete Pflaster und der abrupte Temperatursturz.
Der bewirkte vielleicht auch, dass der Streckenrekord nicht gefährdet wurde – in einem Rennen, das programmgemäß verlief:
Die drei Favoriten dominierten. Am Ende setzte sich Charles Ngolepus durch und wiederholte als erster »Nacht«-Läufer einen Fünfmeilensieg.
Als folgten sie einer Regieanweisung, jagten Kenianer schon in führender Position durch die erste Kurve. Mit der Startnummer 1 der Titelverteidiger Ngolepus, mit der 2 sein vor zwei Jahren erfolgreicher Teamkollege Sammy Kipruto und mit der weniger symbolträchtigen 25 der erst spät gemeldete Geheimtipp Stanley Muiruri. Noch blieben viele Konkurrenten auf Tuchfühlung, die weiteren sieben Kenianer, die Osteuropäer um den Vorjahrsdritten Alexiej Gurkin und Ostwestfalens Hoffnung Elias Sansar vom TuS Eintracht Bielefeld.
Von Runde zu Runde zog sich das Spitzenfeld auseinander; aber von den Top-Favoriten konnte sich keiner absetzen. Inmitten der Phalanx schwarzer Gazellen behauptete sich der Russe Gurkin am besten; hartnäckig leistete er Widerstand. Aber auch er vermochte den drei schnellsten Kenianern nicht zu folgen. Die beiden Ex-Sieger machten Druck und dem »Nacht«-Debütanten Muiruri, der nicht ihrer Trainingsgruppe angehört, das Leben schwer. Bevor die letzte Runde eingeläutet wurde, war freilich noch alles offen.
In der entscheidenden Phase konnte Charles Ngolepus die größten Reserven mobilisieren. Mit rund fünfzehn Metern Vorsprung vor Sammy Kipruto spurtete er – im Schein der Fackeln – auf der Freistraße dem Ziel entgegen. Fünfzehn weitere Meter zurück folgte der erst 20-jährige Stanley Muiruri auf dem Bronzerang. Der Youngster mit einer tollen Bestzeit über 10 000 m (27:59,53 Min.) hatte nicht enttäuscht, sich dann aber doch dem »Detmolder Tandem« beugen müssen.
„Ich habe mich auf dieses Rennen vorbereitet, um es zum zweiten Mal zu gewinnen. Und das hat heute ja geklappt“, strahlte Charles Ngolepus, der sich mit der erfolgreichen Titelverteidigung die Optionen auf einen echten »Hattrick« – den dritten Sieg in Folge – offen hielt. Aber auch Sammy Kipruto setzt auf die nächste »Nacht«: „Dann will ich wieder vorn sein.“ Als bester Europäer auf Rang 4 bestätigte Alexiej Gurkin seine Leistung vom letzten Jahr.
Elias Sansar fand, wie von ihm befürchtet, wegen des vernachlässigten Schnelligkeitstrainings nicht ganz zu alter Stärke zurück. Auf Rang 13 blieb er aber unangefochten bester Ostwestfale vor dem erstaunlich starken M40-Senior und Nightcup-Spitzenreiter Stefan Fromme, der sich von 26:49 auf 25:45 Min. verbesserte. Damit verwies er Jörn Strothmann auf den 17. Platz. Der Solbader hatte sich etwas mehr vorgenommen, entschied aber das Nachbarduell mit dem Meller Ingo Assmann für sich.
FRAUEN-ELITE: Omwanza überlegen / OWL-Rekord für Pfeiffer
(cwk). „Sechs Tage nach dem Kassel-Marathon hier schon wieder zu laufen, das war schon hart“, gestand Beatrice Omwanza und lächelte: „Aber jetzt ist es ja geschafft.“ Die sympathische Kenianerin hatte weit mehr getan, als für den Sieg nötig war. Denn am Ende brachte sie mit 49 Sekunden fast soviel Vorsprung ins Ziel wie Streckenrekordlerin Eunice Jepkorir im Vorjahr. Erfreulich aus Altkreis-Sicht: Als Fünfte verbesserte Ilona Pfeiffer die OWL-Bestzeit auf 27:54 Min.
Die Deutsche Marathonmeisterin erfüllte damit auch ihre eigenen Ansprüche – den 5. Rang hatte sie angepeilt. Vor dem Rennen ließen jedoch Magenprobleme Zweifel aufkommen. „Es ging dann aber doch gut“, freute sich die Solbaderin, „meinen Rhythmus habe ich so richtig erst in der letzten Runde gefunden.“ Über den Streckensprecher erfuhr sie, dass ihr zwei Läuferinnen in nicht allzu großem Abstand folgten. Letztlich hatte sie aber keine Mühe, die tschechische Berglaufmeisterin Iva Milesova (28:03) und die Russin Ludmila Gurkina (28:10) auf Distanz zu halten.
Ilona Pfeiffer, gegenüber 2006 um drei Plätze bzw. um 53 Sekunden verbessert, blieb übrigens als erste Läuferin der Region unter 28 Minuten und löste die Espelkamperin Anke Kemmener (28:15) an der Spitze der OWL-Bestenliste ab. Angesichts ihres einschließlich der Triathlon-Verpflichtungen prall gefüllten Wettkampfkalenders kann man nur hoffen, dass sie ihre Kräfte nicht verschleißt. Freitag in Oesterweg wolle sie aber nur auf Platz laufen, versichert sie. Siegerin Omwanza gönnt sich zunächst eine Regenerationsphase und hat noch nicht über ihren nächsten Start entschieden.
Vorgestern nahm sie ihrer eher enttäuschenden Teamkollegin Florence Chepkurui deutlich mehr als eine Minute ab. Zwischen die beiden Favoritinnen aus Kenia schoben sich zwei Osteuropäerinnen, die während des gesamten Rennens sehr engagiert und konzentriert wirkten: Petra Kaminkova (Tschechien), die Landesmeisterin über 5000 und 10 000 m, holte in 26:59 Min. »Silber« vor der nur drei Sekunden zurückliegenden Ilona Barvanova (Ukraine). Damit präsentierte sich auf dem Treppchen internationale Vielfalt.
Als zweite Ostwestfälin schaffte die Gütersloher W40-Seniorin Claudia Meyer auf Rang 9 noch eine einstellige Platzierung. Im Aufgebot des LC Solbad avancierte Neuzugang Adelheid »Fiffi« Grumbach zur Nr. 2, die W45-Seniorin behauptete sich insgesamt an 17. Stelle im Frauenfeld. Siemke Lüdorff (W35), Hobbyläuferin und frühere Weitspringerin aus Halle, belegte einen achtbaren 20. Platz.
Volkmar Rolfes einsame Spitze – VOLKSLAUF 10 MEILEN: Auch Steinbeck klar vorn
Borgholzhausen (cwk). Lokalmatador und Vorjahrssieger Dirk Strothmann war nicht am Start. Aber im Volkslauf über die Traditionsdistanz trugen zwei Ex-Sieger ein Duell aus, das Volkmar Rolfes (TuS Eintracht Bielefeld) souverän für sich entschied. Am Ziel hatte er mehr als zwei Minuten Vorsprung vor dem Barsinghausener mit spanischen Wurzeln, José Luis Gonzales-Diez. Bei den Frauen setzte sich erneut Gisela Steinbeck (DJKGütersloh) sicher durch.
Volkmar Rolfes, dem Anfang April in Zürich erstmals eine Marathonzeit unter 2:30 Stunden gelungen war, schien zunächst von Konrad Schulz herausgefordert zu werden. Doch bald setzte sich der 36-jährige Realschullehrer ab und baute seine Überlegenheit von Runde zu Runde aus. Eine Laufdemonstration mit ausgezeichneter Zeit: Rolfes unterbot mit 55:34 Min. Dirk Strothmanns Ergebnis vom Vorjahr um sieben Sekunden – so schnell war noch kein Läufer, seit die Elitestrecke auf fünf Meilen umgestellt wurde.
„Es war ein schöner Lauf bei optimalen Bedingungen“, freute sich Rolfes, „ich spürte, die Form ist noch da, obwohl ich im Training einen Gang rausgenommen habe.“ Verbessert auch das Gesamtniveau: Gleich sieben Läufer (im Vorjahr nur drei) blieben unter dem Stundenlimit. Dazu trugen drei Mitglieder des Bielefelder Schulz-Familienquintetts bei; das sich »Die Unbestechlichen« nennt und mit vier Brüdern in den Top Ten vertreten war.
Als bester Altkreis-Starter kam Bastian Gontek (SV Häger) auf Platz 19 ein – noch in einer Zeit unter 65 Minuten. Dauerbrenner Hubert Straßgütl (M75) aus Hameln, als einziger Läufer seit der Premiere 1976 ununterbrochen dabei, schloss seine 32. »Nacht« in 1:41:04 Std. ab und erreichte damit nicht ganz sein vorher definiertes Ziel: „Ich würde gern schneller als 100 Minuten sein.“
Gisela Steinbeck verteidigte ihren Titel mit einem Start-Ziel-Sieg, auch wenn es phasenweise so aussah, als könnte die dreimalige Hermannslaufsiegerin Heike Mohn (TSVE Bielefeld) noch herankommen. Mohn zeigte einmal mehr, was man auch mit reduziertem Trainingsaufwand erreichen kann. Auf Rang 3 eine weitere Ex-Hermannslaufsiegerin, Manuela Köhne von der LG Osnabrück. Solbads Doris Wilken war nicht nur deutlich schneller als 2006, sie verbesserte sich auch auf den 6. Platz und wurde zudem mit dem W45-Klassensieg belohnt.